Abschied von Katrin Habenschaden:Auch die Opposition dankt

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Katrin Habenschaden verabschiedet sich am Mittwoch im Stadtrat aus der Politik. (Foto: Robert Haas)

"Du hast zu einem angenehmen Klima beigetragen": Katrin Habenschaden tritt als Bürgermeisterin zurück. Sie bekommt wohlwollende Sätze zu hören - nicht nur von ihrer Partei.

Von Joachim Mölter

Es war zu erwarten gewesen, dass der am Mittwoch als Bürgermeisterin zurückgetretenen Katrin Habenschaden aus den Reihen ihrer Partei und ihres Koalitionspartners wohlwollende Sätze nachgesagt werden würden. Dass auch der größte Teil der Opposition sie warmherzig verabschiedet, hingegen nicht unbedingt. Das hat die 46-Jährige sichtlich gerührt. An ein Taschentuch geklammert bedankte sie sich "von ganzem Herzen für die freundlichen und wertschätzenden Worte".

Grünen-Fraktionschef Dominik Krause, Habenschadens langjähriger politischer Wegbegleiter und designierter Nachfolger als Zweiter Bürgermeister, hatte zunächst betont, welch großer Verlust ihr Weggang sei - sowohl für die Fraktion als auch für die ganze Stadtpolitik. Aus der sei sie "kaum wegzudenken"; sie habe sich stets eingesetzt "für die unterschiedlichsten Facetten des gesellschaftlichen Lebens". SPD-Fraktionschef Christian Müller zollte Anerkennung für die Mobilisierung vieler Nichtwähler und wünschte für ihre künftige Arbeit bei der Deutschen Bahn "ein glückliches Händchen".

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Als "Stimme aus der Opposition" dankte anschließend Tobias Ruff, Fraktionssprecher von ÖDP/München-Liste, "für den Stil, wie Du aufgetreten bist" - überparteilich, neutral, sachlich. Der Vertreter der kleineren Öko-Partei im Stadtrat bescheinigte Habenschaden: "Du hast zu einem angenehmen Klima beigetragen." CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl sagte zwar: "Bei einigen Themen sind wir dezidiert anderer Meinung"; explizit nannte er das Dieselfahrverbot. Aber auch er lobte: "Der persönliche Umgang und die Sitzungsleitung waren sehr angenehm."

"Was ich immer besonders geschätzt habe, war der anständige Umgang miteinander"

Linken-Fraktionschef Stefan Jagel wollte sich zunächst ebenfalls "ausdrücklich bedanken für deine Überparteilichkeit". Ihr Rückzug habe aber auch für eine gewisse Nachdenklichkeit gesorgt: "Wie führen wir die eine oder andere Diskussion?" Im Sinne Habenschadens riet er, "nicht so zu überziehen in den Debatten" und "zu mehr Sachlichkeit zurückzukehren". Zu guter Letzt lobte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) seine bisherige Stellvertreterin als "unglaublich fleißig und verlässlich".

Katrin Habenschaden bekannte anschließend über ihre Zeit im Stadtrat: "Was ich immer besonders geschätzt habe, war der anständige Umgang miteinander." Sie sprach von "Kollegialität statt Konfrontation" und mahnte auch künftig einen "Schulterschluss der Demokraten und Demokratinnen" an.

Mit Bezug auf die Landtagswahl zeigte sie sich erleichtert, dass populistische und rechtsextreme Kräfte in München nicht auf fruchtbaren Boden stoßen: "Den Hass, den manche säen wollen, so wie vielleicht auch in kleinsten Teilen der letzte Reihe, habe ich nie aufgehen gesehen in diesem Raum."

Mit den "kleinsten Teilen der letzten Reihe" meinte sie die drei AfD-Vertreter, die dort im großen Sitzungssaal des Rathauses ein meist unauffälliges Dasein führen. Als alle Stadträte der anderen Parteien aufstanden und Katrin Habenschaden zum Abschied applaudierten, blieb das AfD-Trio sitzen und rührte keinen Finger.

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