Benefizaktion:Knollen auf Rädern

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Die Teilnehmer der Kartoffelfahrt heben sich in ihren bunten Outfits farblich von der Ware ab. (Foto: Felix Hartmann)

Dutzende Helferinnen und Helfer bringen bei der "Kartoffelfahrt" das Nahrungsmittel tonnenweise per Fahrrad in die Stadt, wo es an Bedürftige verteilt wird. Doch die rundum nachhaltige Aktion benötigt noch etwas Unterstützung.

Von Felix Hartmann

Mit Gejohle stürzen sich Dutzende auf den umgestürzten Behälter und stopfen ihre Taschen mit Kartoffeln voll. Viele tragen buntes Lycra und Fahrradhelme. Denn das ist der Start der sogenannten Kartoffelfahrt - von einem Bauernhof hinter Mammendorf im Landkreis Fürstenfeldbruck geht es mit dem Fahrrad gut 30 Kilometer nach München.

Ausgangspunkt der Benefizaktion ist das sogenannte Kartoffelkombinat, eine genossenschaftlich organisierte Gemeinschaftsgärtnerei, die 2300 Münchner Haushalte wöchentlich mit einer Bio-Gemüsekiste beliefert und auch die Kartoffeln auf einem halben Hektar Acker anbaut. Die Ernte von drei Tonnen fahren 65 Engagierte nun in die Innenstadt. Hier wartet beispielsweise die Caritas, um die Knollen an Bedürftige zu verteilen - inklusive kostenloser Kochworkshops.

Mit der Aktion führen die Helfer gleich sechs Zukunftsthemen im Kleinen zusammen: nachhaltiges Konsumieren, naturnahe Landwirtschaft, regionale Produktion, emissionsfreier Güterverkehr, Ernährungsbildung und finanzielle Entlastung für Bedürftige. Unterstützt wird die Aktion vom Bund Naturschutz, dem Münchner Ernährungsrat und vom ADFC. Doch der Anbau kostet Geld. Das Spendenziel liegt bei 15 000 Euro, die bisher nur zur Hälfte eingesammelt werden konnten.

Manche Radler können mehr als 200 Kilogramm transportieren - etwa der Fahrradaktivist Martin Laschewski, der mit seinem Lastenrad-Gespann dabei ist. "Im Grunde ist es auch eine Leistungsschau von Lastenrädern und Fahrradanhängern", sagt Laschewski. "Ich habe je 120 Kilo Zuladung vorne und hinten." Ausreizen will er diese Werte heuer aber nicht: "Bei 240 Kilo Kartoffeln macht es keinen Spaß mehr. Und wir sind ja heute auch ein bisschen für den Spaß da."

Organisiert wird die Fahrt von Fahrradaktivist Martin Laschewski und Katharina Horn vom Bund Naturschutz. (Foto: Felix Hartmann)
65 Helfer treten bei der Aktion in die Pedale. (Foto: Felix Hartmann)

Der umgestürzte Kartoffelbehälter ist bereits der dritte, den die Spandex-Sportler umladen. In jedem befand sich etwa eine Tonne. Bei 65 Helfern mutet also jeder seinem Rad - und vor allem seinen Waden - im Schnitt etwa 45 Kilogramm Ladung auf der gut zweistündigen Fahrt zu.

Als der Tross sich dann unter Regenbogenfahnen und dem Klang zahlloser Fahrradklingeln aufmacht, ist die Stimmung gut. Anders bei ein paar Autofahrern, die sich hin und wieder hinter der Kolonne in Geduld üben müssen. Bei Kilometer drei von 30 dann ein pfeifendes Geräusch: Der erste Reifen gibt unter der Last nach. Doch der Plan geht auf, meldet die Mit-Organisatorin Katharina Horn vom Bund Naturschutz nach der Ankunft zufrieden: "Alle Platten geflickt und kein Unfall."

Informationen unter www.kartoffelfahrt.de und www.kartoffelkombinat.de , Spenden unter betterplace.org .

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