Unfälle an der Isar:Was die Marienklause so gefährlich macht

Lesezeit: 2 min

Auf Höhe des Marienklausenstegs sprang der Jugendliche ins Wasser und wurde abgetrieben. (Foto: Sebastian Gabriel)

Ein kleines Mädchen konnte gerade noch gerettet werden, ein 14-Jähriger wird seit Tagen vermisst: Michael Greiner von der Wasserwacht warnt davor, die Wasserwalzen und Strömungen zu unterschätzen.

Interview von Joachim Mölter

Immer wieder wird es beim Baden in der Isar gefährlich, besonders an der Marienklause in Thalkirchen. Mitte Juli mussten dort ein Mädchen und drei Männer von Feuerwehr und Wasserwacht gerettet werden, seit dem Wochenende wird ein 14-Jähriger vermisst. Michael Greiner von der Wasserwacht München Mitte kennt das Terrain.

SZ: Warum ist es gerade an der Marienklause so gefährlich?

Michael Greiner: Es gibt dort einen Einbau im Fluss, einen sogenannten Düker. Dort bildet sich bei einem höheren Wasserstand eine Wasserwalze aus, und die ist tückisch.

Die Walze bildet sich auch schon weit unterhalb der Hochwasserwarnstufe eins.

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An der Stelle stehen Schilder, die vor Lebensgefahr warnen - warum gehen die Leute trotzdem ins Wasser?

Das kann ich nicht sagen, ich habe dazu noch niemanden befragt. Ich kann es mir nur so erklären, dass an dieser Stelle bei normalem Wasserstand ein netter Wasserfall ist, und sich die Leute nicht vorstellen können, dass es schlimmer wird.

Erkennt man so eine Wasserwalze?

Oberflächlich erkennt man nur Wasserpilze. Man sieht, dass das Wasser über die Kante des Einbaus schießt. Danach trifft es auf den Boden und dreht sich wieder zurück zum Hindernis, zum Düker.

Und wenn man da mal drin ist in so einer Walze, ist's schon zu spät?

Man kann sich das vorstellen wie in einer Waschmaschine: Sie werden immer wieder gedreht und nach unten gedrückt, innerhalb von Sekunden verliert man die Orientierung: Wo ist unten, wo oben? Wir haben ein beeindruckendes Video auf unsere Facebook-Seite von einem Holzstamm, der stundenlang in der Walze festhing. Was raten Sie den Menschen, die in so eine Strömung gezogen werden? Wenn eine starke Strömung herrscht und das Wasser dreckig ist, sollten sie gar nicht erst in die Isar hinein. Da appellieren wir an den gesunden Menschenverstand.

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Müsste die Stelle nicht gesperrt werden? Oder zumindest ständig überwacht?

Die Wasserwacht hat Stationen am Flaucher und an der Marienklause, die sind zwischen 1. Mai und 30. September an Wochenenden und Feiertagen besetzt und außerdem bei Bedarf, wenn abzusehen ist, dass viele Leute kommen. Aber wir machen das rein ehrenamtlich. Wir können das nicht jeden Tag rund um die Uhr leisten.

Michael Greiner, 40, kümmert sich bei der Wasserwacht München-Mitte um die Öffentlichkeitsarbeit und macht ehrenamtlich Sanitätsdienste an der Isar. Auch beruflich ist er in einem Krankenhaus tätig. (Foto: Wasserwacht M.-Mitte)

Und was können Sie tun, wenn doch jemand in Gefahr geraten ist?

Ein Rettungsversuch wird immer so aussehen, dass wir vom Ufer aus einen Wurfsack zuwerfen mit 20, 25 Metern Seil, damit sich die Person erst mal daran festhalten kann. Und dann versuchen wir, sie am Seil rauszuziehen. Auch die Kollegen, die ins Wasser gehen, werden mit Seilen gesichert. Es muss immer einer an Land sein, um zu halten. Das raten wir im Übrigen auch allen Helfern: Lieber einen Ast zum Festhalten reichen, nie hinterherspringen, damit ist niemandem geholfen! Da hätten wir dann gleich zwei, drei, vier Personen, die wir retten müssten.

© SZ vom 10.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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