Umgang mit IAA-Gegnern:Kleinlich und gereizt

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Im letzten Eck der Theresienwiese schlagen Automobilgegner bis zum Sonntag ihre Zelte auf. (Foto: Friedrich Bungert)

So ist der Umgang der Behörden mit den Veranstaltern des Protestcamps zur Internationalen Automobilausstellung. Befremdlich wirken zudem die Argumente für die strengen Auflagen.

Kommentar von Joachim Mölter

Wenn man zu Füßen der Bavaria steht und über die Theresienwiese blickt, fällt das Protestcamp der IAA-Gegner kaum auf. Es befindet sich rechts hinten, am südöstlichen Zipfel, ein kleines Plätzchen im letzten Eck. Kein Vergleich zu den Plätzen in der Innenstadt, die in dieser Woche von den Veranstaltern der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) belegt werden: Marienplatz, Königsplatz, Odeonsplatz, Hofgarten ... Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die besten Plätze der Stadt gerade gut genug waren, um sie für eine Dauer-Demonstration der Automobilbranche freizumachen.

So großzügig die Stadt in diesem Fall vorgegangen ist, so kleinlich verhält sie sich gegenüber der Dauer-Demonstration der Automobilgegner, die bis zum Sonntag im letzten Eck der Theresienwiese ihre Zelte aufschlagen. Zwar hat das Bayerische Verwaltungsgericht am Montagnachmittag den Eilantrag des Aktionsbündnisses "Sand im Getriebe" gegen die am Freitag mitgeteilten Auflagen des Kreisverwaltungsreferats (KVR) teilweise abgelehnt, womit es sich in seiner Argumentation bestätigt fühlen durfte. Aber ein Geschmäckle bleibt, zumal das Gericht den von den Protest-Veranstaltern vorgesehenen Betrieb einer Feldküche für 1500 Teilnehmer ja genehmigte.

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Der Ton zwischen den Vertretern des Aktionsbündnisses und dem KVR war zuletzt zunehmend gereizt gewesen. Beim Aktionsbündnis fühlten sie sich durch die geforderten Maßnahmen schikaniert. Nach dem Gerichtsentscheid wollte sich das KVR nicht mehr zu den Details seiner Argumentation äußern, aber wenn es stimmt, was die IAA-Gegner dazu erzählen, dann wirkt manches durchaus befremdlich: Dass ein von den Veranstaltern für Vorträge geplantes Zirkuszelt nicht aufgestellt werden darf, weil die Nägel, die dafür in den Boden gehämmert werden müssen, unterirdisch verlegte Leitungen beschädigen könnten, mag man kaum glauben, wo doch auf der Theresienwiese jährlich viel größere Zelte mit vermutlich viel längeren Nägeln beim Oktoberfest herumstehen. Und das aktuell gegenüber dem Protestcamp aufgebaute Zelt für Corona-Schnelltests, das man von der Bavaria aus übrigens sofort erblickt, scheint ja auch nicht mit Sekundenkleber am Boden fixiert zu sein.

© SZ vom 07.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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