Münchens Zukunft:Bürgermeisterin plädiert für neue Hochhäuser

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Die beiden an der Paketposthalle geplanten Türme sollen jeweils 155 Meter hoch werden. (Foto: Herzog de Meuron)

Die Grüne Katrin Habenschaden fordert einen Befreiungsschlag für den Bau, statt "willkürlicher Grenzen wie etwa die Höhe einer Kirchturmspitze" - und wettert gegen das Oktoberfest-Image der Stadt.

Von Sebastian Krass

Schluss mit der "Münchner Mutlosigkeit": Die Stadt braucht aus Sicht der Zweiten Bürgermeisterin Katrin Habenschaden einen Befreiungsschlag für den Bau von neuen Hochhäusern - und damit verbunden einen Modernisierungsschub. "Ich bin dafür, uns die politischen Fesseln zu lösen und nicht mehr auf sture und willkürliche Grenzen zu setzen wie etwa die Höhe einer Kirchturmspitze", sagte die Grünen-Politikerin am Dienstagvormittag auf dem "Immobilienforum", einem Fachkongress der Branche, im "Sofitel" am Hauptbahnhof.

Als Beispiel für eine von ihr konstatierte Verhinderungshaltung vieler Münchnerinnen und Münchner nannte sie "den öffentlichen Umgang mit dem Hochhausprojekt an der Paketposthalle".

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Der Bürgerinitiative um den CSU-Landtagsabgeordneten Robert Brannekämper, die Unterschriften gegen den Bau der zwei 155-Meter-Türme an der S-Bahn-Station Hirschgarten sammelt, attestierte Habenschaden "Zukunftsscheue: sich an das Alte zu klammern, statt offen zu sein für Neues". Ganz ähnlich urteilte sie über eine "Menge an Bürgerinitiativen in unser Stadt", es handele sich "ganz überwiegend" um "Gegen-BIs".

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Es ist bekannt, dass Habenschaden das Paketpost-Projekt befürwortet und generell offen ist für eine begrenzte Zahl an neuen Hochhäusern, wie auch die Stadtratsfraktion von Grüne/Rosa Liste. Bemerkenswert war, mit welch grundsätzlicher Bedeutung sie das Thema auflud und wie entschieden sie sich gegen Gruppen stellte, die wiederum den Grünen vorwerfen, ihr Kernthema Umwelt- und Naturschutz zu vernachlässigen, wie derzeit in der Debatte um den Erhalt von Grünflächen oder auch bei Hochhäusern. Deren CO₂-Bilanz, monieren Kritiker, werde mit steigender Höhe immer schlechter.

"Die Hochhausfrage ist für mich eine Metapher für Gesellschaft und Politik generell: Was trauen wir uns eigentlich noch in unserer Stadt?", sagte Habenschaden. In den vergangenen Jahren sei es "geübte politische Praxis" gewesen, "die Menschen ja nicht mit Entscheidungen zu belästigen". Deshalb sei München jetzt "in vielen Bereichen im Hintertreffen".

Deshalb fordert sie von der Kommunalpolitik, mithin auch ihrer eigenen Partei, mehr Konfliktbereitschaft. "Nur wenn wir hier nicht immer wieder beim ersten Kreuzchen unter eine Petition politisch in uns zusammenfallen, dann arbeiten wir in den kommenden Jahren ernsthaft an der Zukunft dieser Stadt."

Um ihren Anspruch zu unterstreichen, verglich Habenschaden München mit anderen europäischen Großstädten. "Mir stinkt es, immer wieder über Paris, Kopenhagen oder Amsterdam lesen zu müssen, wenn es um strahlende Projekte neuer Urbanität geht." Sie sieht offenbar auch ein Problem darin, dass München im Ausland zu sehr mit dem Oktoberfest identifiziert werde. "Ich will, dass München eine Stadt ist, deren Bilder nicht nur für zwei Wochen Ende September um die Welt gehen. Wir können mehr als German Beerfest."

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