Der Münchner Hauptbahnhof ist von der Personenfrequenz her der drittgrößte Deutschlands. Bis zu 450 000 Fahrgäste nutzen den Verkehrsknotenpunkt jeden Tag. Doch für die Weiterreise stehen ihnen künftig nur noch wenige Taxis in unmittelbarer Nähe zur Verfügung. Denn die Deutsche Bahn (DB) hat vergangene Woche den Taxistand an der Bayerstraße, südlich der Gleishalle, zum 31. Dezember dieses Jahres ersatzlos gekündigt. Die Fläche muss spätestens bis zum 22. Januar 2024 geräumt sein.
Bis zu 36 Standplätze fallen an der Südseite weg. Der Standort ist gut an das restliche Straßennetz angebunden und somit stark frequentiert. An der Nordseite bleiben noch etwa 22 Plätze übrig, auch dieser Standort an der Arnulfstraße ist wegen der Bahnhofsbaustelle schon stark verkleinert worden. Jetzt stehen die Wagen in der Pfeffer- und Hirtenstraße.
Für Fahrten vom Nordteil Richtung Süden müssen die Taxler allerdings erst umständlich durchs Bahnhofsviertel kurven. Das ist zeitraubend und geht für den Fahrgast ins Geld. Am Bahnhofplatz selbst wurde der Taxistand schon vor vier Jahren aufgelöst, als das alte Empfangsgebäude abgerissen wurde.
Dass die Stellplätze wegen des Neubaus des Hauptbahnhofs irgendwann wegfallen würden, war der Genossenschaft Taxi München e.G. schon seit Längerem bekannt. Die vergangene Woche ausgesprochene kurzfristige Kündigung komme aber doch überraschend, sagt Thomas Kroker vom Vorstand der Genossenschaft.
Man habe gemeinsam mit der Stadt schon vorher über alternative Standorte nachgedacht, zum Beispiel in der Goethestraße. Die liegt gegenüber dem Hauptbahnhof und ist noch in Sichtweite für die Fahrgäste. Doch weil hier ein neues Hotel gebaut wird, fällt der Standort weg. Übrig bleibt derzeit noch die Mittererstraße und der Platz vor dem Hotel Meridian. Doch nach Ansicht Krokers ist der Bedarf an Standplätzen rund um den Hauptbahnhof bei Weitem nicht mehr gedeckt. Man brauche mindestens doppelt so viele.
Für Kroker sind Taxis ein Teil des öffentlichen Nahverkehrs. Das sieht auch die Stadtratsfraktion der Grünen/Rosa Liste so. Sie hat nun beantragt, dass die Stadt schon vom 1. Januar an einen neuen Standort anbieten soll. Ein so stark frequentierter Verkehrsknotenpunkt könne nicht ohne Taxi-Angebot funktionieren.
"Am Südausgang des Hauptbahnhofs wollen jeden Tag Hunderte Menschen ein Taxi nutzen", sagt Grünen-Stadträtin Sibylle Stöhr, die auch Vorsitzende der Taxikommission ist. Vor allem Reisende mit Mobilitätseinschränkungen seien auf die Taxis angewiesen. Auch für das Taxigewerbe sei dieser Standort wichtig. Die Stadt solle in Sichtweite schnell Ersatz schaffen.
Die Taxis an der Südseite müssen wegen des Baufortschritts am Hauptbahnhof weichen. Die Deutsche Bahn will den Platz im Zuge des Bahnhofsneubaus neu ordnen, wie eine Bahnsprecherin sagt. Gleichzeitig wird auch der Südeingang zur Gleishalle ein paar Meter weiter nach Westen verlegt, Reisende können den Bahnhof von der Bayerstraße aus auch weiterhin betreten.