Wegen Gold wurden Kriege geführt und Ehen geschieden, Freundschaften sind zerbrochen und Winnetou wurde umgebracht. Das liegt wohl daran, dass Gold nicht so besonders häufig ist - pro 1000 Tonnen Gestein kommen gerade mal vier Gramm vor. Das Problem mit der Beschaffung ist zumindest für München ab sofort gelöst: eine Schweizer Firma mit dem sprechenden Namen "Gold to go" hat am Mittwoch ihren ersten Goldautomaten eingeweiht, er hat seinem Standort im Restaurant H'ugo's am Promenadeplatz, wo wahrscheinlich öfter mal Leute vorbeikommen, die Bedarf an Gold zum Mitnehmen haben.
Dass das Gerät beim Italiener allerdings "Münchens erster Goldautomat" sei, wie die Pressemitteilung verspricht, stimmt nicht: In einer Bank in der Landsberger Straße stand schon mal einer, von einer deutschen Firma, die ihr Geschäftsmodell aber nicht durchsetzen konnte und 2014 in Insolvenz ging.
Das soll "Gold to go" nicht passieren. Die Automaten, die artgerecht lackiert sind, enthalten kleine Goldbarren zu einem Gramm, 2,5 Gramm, einer Achtel, einer Viertel, einer halben und einer ganzen Unze, wobei eine Unze umgerechnet 31,1 Gramm beträgt. Zahlbar ist am Automaten mit Bargeld oder EC-Karte. Der Barren kommt dann in einem schicken schwarzen Schächtelchen und soll einen Reinheitsgehalt von 24 Karat aufweisen. Der jeweils geltende Preis wird online alle 60 Sekunden neu festgelegt.
Zu erkennen ist eine Art von Gentrifizierung auch in der Automatenwirtschaft: Kaugummi- und Zigarettenautomaten sind immer seltener in freier Wildbahn, also an der Straßenecke anzutreffen. Dafür stellen sich Metzger Selbstbedienungs-Geräte mit edlem Wagyu-Rindfleisch vor den Laden, Schmuckdesigner verkaufen ihre Kreationen per Münzeinwurf, und in mehreren Münchner Clubs gab es zumindest bis vor der Pandemie Automaten, aus denen die Damen sich Ballerinas ziehen konnten, wenn die High Heels dann doch zu schmerzhaft geworden waren.
Insofern ist der neue Goldautomat also nur eine logische Entwicklung, und München der korrekte Standort für ihn - in Berlin verstecken die Leute mit Geld ihren Reichtum ja lieber hinter wallenden Hipster-Bärten, in Hamburg liegt das Gold sicher und diskret im Tresor der Außenalster-Villa, und die Landbevölkerung, wiewohl gelegentlich mit nicht wenig Knete versorgt, würde ein solches Angebot wohl kaum regelmäßig frequentieren, schon allein, weil einen der Nachbar beim Goldkauf sehen könnte. München - die Stadt des schönen Scheins, das zeigt auch die Gästeliste für die Automaten-Sause im H'ugo's: Andreas Brehme wollte kommen, Francis Fulton-Smith, auch Lothar Matthäus. Allein diese Gästeliste zeigt: Wer sich einmal am Goldautomaten im H'ugo's einen Barren gezogen hat, der hat München durchgespielt.