Giesing:"Heute ist ein guter Tag für die Verkehrswende"

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Visualisierung der umgestalteten Martin-Luther-Straße mit breitem Fahrradweg und zusätzlichem Grünstreifen. (Foto: Andreas Gregor/Die Grünen - Rosa Liste)

Eine Autospur weniger, dafür mehr Platz für Fahrräder und mehr Grün: So sehen die neuen Pläne für die Martin-Luther-Straße aus.

Von Andreas Schubert

Die Martin-Luther-Straße und der Giesinger Berg sind ein Überbleibsel aus Zeiten, als das Auto die Verkehrsplanung dominierte. Unterhalb der Kirche Heilig Kreuz befindet sich ein Verkehrsknoten, auf dem es Radfahrer und Fußgänger nicht leicht haben. Streckenweise gibt es gar keinen Radweg, Passanten, die die Kreuzung queren wollen, müssen durch die Unterführung.

Am Mittwoch hat der Mobilitätsausschuss des Stadtrats beschlossen, die Lage zu verbessern. Weil unter anderem die SPD befürchtet hatte, dass es durch die Streichung von Auto-Fahrspuren zu Staus kommen könnte, wurde das Thema zunächst vertagt. Nun, nachdem die Fraktionen sich bei Ortsterminen ein Bild von der Situation gemacht hatten, beschloss die grün-rote Mehrheit, es mit der Umverteilung des Straßenraums zumindest zu probieren.

Die CSU lehnte den Vorschlag ab. Die Planungen berücksichtigten die Ideen für den "Giesinger Kirchplatz" und die geplante Fahrradbrücke am Giesinger Berg zu wenig. Außerdem werde durch die geplante einspurige Verkehrsführung der ÖPNV ausgebremst und das Stauproblem verschärft. Für CSU-Stadtrat Andreas Babor ist nach dem Beschluss das Projekt "Giesinger Kirchplatz" auf absehbare Zeit gestorben. Die Idee sieht einen verkehrsberuhigten Platz unterhalb der Heilig-Kreuz-Kirche vor, während der motorisierte Verkehr in einen unterirdischen Kreisverkehr verlagert wird.

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Folgende Maßnahmen sieht der Beschluss vom Mittwoch vor: Die Radverbindungen werden in der Martin-Luther-Straße zunächst provisorisch gelb markiert und deutlich verbreitert, eine Autofahrspur pro Richtung soll entfallen. Nach einem Jahr wird in der Martin-Luther-Straße bewertet, inwiefern sich die entfallene Fahrspur und der markierte Radfahrstreifen auf den Kfz-Verkehr und die Verkehrssicherheit auswirken.

Die Fußwege werden leicht verschmälert, sind aber weiterhin ausreichend breit. Es sollen neue Fahrradabstellplätze entstehen und neue Bäume gepflanzt werden.

An der Kreuzung zwischen Martin-Luther-, Silberhorn-, Ichostraße und Giesinger Berg werden Fahrspuren für Autos reduziert und so mehr Platz für den Rad- und Fußverkehr sowie für die Begrünung geschaffen. In alle Richtungen entstehen nahtlose Radverbindungen, zudem sind drei neue Ampeln für Fußgänger und Radler geplant.

Auf der Südseite der Ichostraße werden für eine sicherere Erreichbarkeit der dortigen Grund- und Mittelschule ein neuer Zweirichtungs-Radweg sowie ein zusätzlicher neuer Fußgängerweg gebaut. Am Giesinger Berg wird es bergab künftig nur noch eine Fahrspur für Autos geben; bergauf bleiben zur Unterstützung der Busbeschleunigung der Linie 68 zwei Fahrspuren erhalten. Bergauf wird der bisher gemeinsame Fuß- und Radweg getrennt. Im Bereich der Bahnüberführung werden die Radwege auf 2,30 Meter verbreitert. Außerdem wird eine Anforderungsampel für Radfahrende vom Giesinger Berg in die Hebenstreitstraße installiert.

Spätestens im Herbst sollen die Radwege gelb markiert und die Ampeln so angepasst sein, dass der öffentliche Nahverkehr in der Candidstraße, der Tegernseer Landstraße, der Grünwalder Straße und am Knotenpunkt Ichostraße möglichst reibungslos fahren kann. Im Sommer wie im Winter wird es mehrmonatige Zählungen geben. Das Pilotprojekt soll im September 2024 enden, der Stadtrat entscheidet dann erneut darüber.

Am besten könne man, wie etwa mit den Radstreifen in der Rosenheimer Straße, etwas bewerten, wenn man es ausprobiere, sagte SPD-Verkehrsexperte Nikolaus Gradl. Grünen-Stadtrat Christian Smolka meinte zur bestehenden Situation an der Icho-Schule, mit "untragbar" sei sie noch freundlich umschrieben. Nach dem Beschluss allerdings erklärte er: "Heute ist ein guter Tag für die Verkehrswende in München."

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