Wenn es um die Unterbringung Geflüchteter geht, wünschen sich die am Stadtrand wohnenden Münchner mehr Solidarität seitens der zentralen Bezirke. Das wurde den Vertretern in den Bezirksausschüssen (BA) immer wieder klar gemacht haben, zuletzt etwa in der Diskussion um neue Unterkünfte in Allach oder Johanneskirchen. Ein in diesem Sinne positives Signal kommt nun aus dem nördlichen Lehel. Dort will das Amt für Wohnen und Migration im Herbst eine Unterkunft mit 50 Plätzen einrichten, mit einstimmiger Unterstützung des Bezirksausschusses Altstadt-Lehel und der Kirchengemeinde St. Anna.
Im Bereich Reitmor-/ Crusiusstraße/ Am Gries steht ein zuvor durch Kitas genutzter Leichtbau in einer kleinen Grünanlage mittlerweile leer. Eine seltene Gelegenheit, Geflüchtete auch im Stadtzentrum menschenwürdig unterzubringen, wo dies bisher an fehlenden Freiflächen oder halbwegs finanzierbaren Immobilien gescheitert ist - darin waren sich Wohnungsamts-Leiter Gerhard Mayer, Gremiums-Chefin Andrea Stadler-Bachmaier (Grüne) und BA-Vertreter aller Fraktionen einig. Das Sozialreferat will den Antrag nun dem Stadtrat vorlegen, der in seiner Vollversammlung am 26. Juli zustimmen dürfte.
Im September soll das Gebäude dann hergerichtet und von Oktober an bezogen werden, voraussichtlich für mindestens zwei Jahre. Unterstützung beim Projekt signalisierte im BA auch Hans-Georg Löffler, Seelsorger der Gemeinde St. Anna im Lehel. Zuversichtlich zeigte sich Amtsleiter Mayer auch angesichts der im Viertel verfügbaren Schul- und Kitaplätze. Erfahrungsgemäß seien rund 30 Prozent der Geflüchteten minderjährig, etwa fünf Prozent im Kindergartenalter. Sobald der Stadtrat die Unterkunft beschlossen hat, sollen die Anwohner im nördlichen Lehel ausführlich schriftlich informiert werden.
Unterdessen macht man sich im Bezirksausschuss Gedanken über weitere Unterbringungsmöglichkeiten im Viertel. Eventuell infrage kämen dafür leerstehende, bereits für Zwischennutzungen vorgesehene Gebäude im Tucherpark.