Urlaub in Italien:Ist das nicht Dieter Reiter?

Lesezeit: 2 min

Omar Codazzi: Als Sänger unterwegs auf Kreuzfahrtschiffen, in Konzertsälen und gerne auch mal Open Air am Gardasee mitten unter Münchnern. Wem sieht er ähnlich? (Foto: René Hofmann)

In diesen Tagen wird der Lago di Garda wieder zum Lago di Monaco. Die Münchnerinnen und Münchner wollen im Urlaub eigentlich entspannen und nicht an zu Hause denken. Wären da nicht diese Plakate eines gewissen Omar Codazzi ...

Glosse von Ulrike Heidenreich

An dieser Stelle senden wir heute die allerbesten Grüße an den Gardasee. Es sind Pfingstferien, da wird der Lago di Garda tradizionalmente zum Lago di Monaco. Wer jetzt noch nicht unter den Olivenbäumen von San Vigilio liegt, den Campingzeltdächern von Lazise oder unter den Sonnenschirmen am Strand von Sirmione, tut dies spätestens am Feiertag. Am lungo fine settimana, dem langen Wochenende, kann man sich dann sicher sein, dass von den rund 1,4 Millionen jährlichen Übernachtungen, die beispielsweise im beschaulichen Sirmione den 8000 Einwohnern gegenüber stehen, mindestens 1,399 Millionen den Menschen aus Haidhausen, Schwabing oder Neuhausen zuzurechnen sind.

Die Münchner Familien wollen Abstand gewinnen, sich vom Alltag erholen, einfach mal an nichts denken, was sie an zu Hause erinnert. Und was passiert? Flächendeckend wird da ein gewisser Omar Codazzi plakatiert. Und dann singt der auch noch so laut, dass es kaum zu überhören ist. "Non sono un peccatore" (Ich bin kein Sünder) oder "Non c'è un perché" (Es gibt keinen Grund) heißen seine gefälligen Liedchen, und das ist ja eigentlich schön und gut. Für die Münchnerinnen und Münchner, die bei Codazzis Angesicht aber Assoziationen haben, die irgendwie mit dem Anzapfen auf der Wiesn zusammenhängen oder live übertragenen Haushaltsdebatten des Stadtrats in der deutschen Heimat, eher nicht.

Video aufgetaucht
:OB Reiter singt auf Youtube eine neue "Münchenhymne"

Mit Wahlkampf hat das Video angeblich nichts zu tun. Münchens Oberbürgermeister empfiehlt sich damit aber für ganz neue Aufgaben.

Von Franz Kotteder

Wenn man einen so durchschnittlichen bürgerlichen Namen wie Dieter Reiter trägt, kann man schon verstehen, dass dieser sich ein vogelwildes Pseudonym für seine Auftritte ausgedacht hat. Codazzzzi, Omarrr - das klingt verwegen - nach schäumender Gischt und weiter Steppe, nicht nach Pasinger Marienplatz. Der Oberbürgermeister, der ziemlich gut Gitarre spielt und immer wieder mal mit wechselnden Bands auftritt, sehnt sich offensichtlich nach internationalem Publikum - und trifft dann am Gardasee doch wieder nur auf seine Wählerinnen und Wähler.

Oder bereitet sich Reiter vor auf die Zeit nach der nächsten OB-Wahl und ist einfach nur aufgeflogen? Es gibt ja auch Gerüchte, dass SPD-Bürgermeisterin Verena Dietl nur deshalb keinen Spatenstich in der Stadt auslässt, damit sie für ihren heimlichen Berufswunsch Bauarbeiterin üben kann. Am zweiten Standbein im Falle eines Machtwechsels trainiert auch die grüne Bürgermeisterin Katrin Habenschaden. Sie ist zurzeit nämlich gar nicht im Familienurlaub in Südfrankreich, sondern im Trainingscamp. Mit den Preisgeldern vom New-York-Marathon oder vom Iron Woman Hawaii lässt sich auch in München eine Familie ernähren.

Nächster Auftritt Dieter Reiter/Omar Codazzi: Boario Terme, nicht weit vom Lago di Monaco. Es gibt noch Karten.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSZ MagazinItalien
:Ein See und viele Missverständnisse

Kein Ort verrät mehr über die komplizierte Beziehung zwischen Deutschen und Italienern als der Gardasee. Wer braucht hier wen? Und wie hat sich das Verhältnis geändert, seit vor einem Jahr betrunkene Deutsche mit ihrem Motorboot ein italienisches Paar totgefahren haben?

Von Oliver Meiler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: