Fan-Fest zum Auftakt der Fußball-EM:Kein Münchner Bier auf der Theresienwiese

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Eine der Attraktionen des Konzert-Spektakels kurz vor dem Anpfiff zur Fußball-EM: der britische Singer-Songwriter Edward Christopher, genannt Ed, Sheeran. (Foto: Ian West/dpa)

Die Bitburger Brauerei unterstützt das Fan-Fest zum EM-Auftakt. Wer Ed Sheeran, Nelly Furtado, Mark Forster und Dylan hören und sehen will, muss mindestens 95 Euro zahlen. Manche Politiker halten das für zu teuer.

Von Joachim Mölter

An diesem Donnerstag beginnt der Vorverkauf für das Fan-Fest am 12. Juni auf der Theresienwiese, das als Einstimmung auf die zwei Tage danach in der Fröttmaninger Arena beginnende Fußball-EM dienen soll. Und vermutlich endet der Ticketverkauf innerhalb kürzester Zeit auch wieder. Der Konzertveranstalter FKP Scorpio hat jedenfalls nur zwei Stunden eingeplant, um 90 000 Tickets zu verkaufen. Die angekündigten Ed Sheeran, Nelly Furtado, Mark Forster und Dylan könnten tatsächlich so viel Zugkraft haben, dass keine Karten mehr in den freien Verkauf gehen.

Dass das Fan-Fest ein recht exklusives Ereignis werden wird, liegt aus Sicht von Stadträten verschiedener Parteien freilich auch am Eintrittspreis: 95 Euro. Das könnten sich "viele schlicht nicht leisten", kritisierten die Grünen; das sei "alles andere als gemeinnützig", monierten die Linken.

Dabei gab es extra einen Stadtrats-Beschluss, die Theresienwiese nur dann für das Konzert zur Verfügung zu stellen, wenn sich auch einkommensschwächere Bürgerinnen und Bürger den Besuch leisten könnten. "Das Referat für Arbeit und Wirtschaft hat die Vorgabe des Stadtrats, ein Kontingent an verbilligten Tickets bereitzustellen, in den Platzüberlassungsvertrag mit aufgenommen", heißt es dazu lapidar seitens des Referats.

Auf Nachfrage habe der Konzertveranstalter, das Hamburger Unternehmen FKP Scorpio, dem Referat dann mitgeteilt, dass die 95 Euro "für vier vollständige Konzerte international erfolgreicher Künstlerinnen und Künstler sehr niedrig angesetzt" und "bereits subventioniert" seien, nämlich von Sponsoren, in diesem Fall der Deutschen Telekom und der Brauerei Bitburger, die auch die Fußball-EM unterstützen.

Im Vergleich zu anderen Konzerten im Sommer scheinen 95 Euro für das Quartett um Ed Sheeran jedenfalls tatsächlich nicht zu viel verlangt zu sein. Für AC/DC, die am 12. Juni zur selben Zeit im Olympiastadion spielen, zahlt man 142 Euro. Tickets für eins der zehn Adele-Konzerte auf dem Messegelände im August sind sogar erst ab 229 Euro zu haben. Andererseits kann man im Olympiastadion Andreas Gabalier schon für 60 Euro sehen, Metallica für 75 und Coldplay für 78.

Den Fans wird es egal sein, dass die Veranstaltung auf der Theresienwiese eine eigenwillige Konstruktion ist. Im Grunde hat sie keinen direkten Bezug zur Fußball-EM - auch wenn sie natürlich in deren Kontext zu sehen ist. Aber das Konzert gehört nicht zum offiziellen städtischen Rahmenprogramm der EM - das wird vom Referat für Bildung und Sport im Olympiapark organisiert.

Die Veranstalter bekommen die Theresienwiese zu günstigen Konditionen

Die dortige Fan-Zone ist auch mit Emblem und Segen des europäischen Fußball-Verbandes Uefa versehen. Die Uefa wiederum, die sonst alles kontrolliert, womit im Dunstkreis ihrer Turniere Geld verdient wird, tritt beim Fan-Fest nicht in Erscheinung, hat aber dem Vernehmen nach alles mit ihren beiden EM-Geldgebern abgestimmt. Selbst Turnierdirektor Philipp Lahm wird nicht als Vertreter des Organisationskomitees genannt, sondern nur als Privatmann, der den Anstoß zum Konzert gegeben hat.

Vertragspartner sind in diesem Fall das städtische Wirtschaftsreferat und der Konzert-Impressario FKP Scorpio mit seinem Münchner Partner Pro Events. Die bekommen den nördlichen Teil der Theresienwiese zu günstigen Konditionen für die Zeit vom 31. Mai bis zum 17. Juni zur Verfügung gestellt: eine Tagespauschale von 572 Euro für jeden Tag Auf- und Abbau, insgesamt also 10 296 Euro; dazu kommt ein Fixbetrag von 55 Cent für jeden genutzten Quadratmeter am Veranstaltungstag. Dabei handelt es sich um die allgemein festgelegten Tarife der Stadt.

Für den werblichen Gegenwert in Form schöner Bilder mit der Bavaria im Hintergrund nimmt Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) dann auch in Kauf, dass auf dem symbolträchtigen Gelände des Oktoberfests ausnahmsweise kein Münchner Bier ausgeschenkt wird, sondern welches aus der Eifel heran gekarrt wird. Das müssen die Besucher dann wohl schlucken.

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