Neuer Bericht:80 000 Euro für Missbrauchsopfer in Erzdiözese München

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Die Erzdiözese München-Freising erklärt in einem Zwischenbericht, welche Beträge an Betroffene ausgezahlt wurden - und wie viele neue Fälle ans Licht kamen.

Der umfassende Bericht zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im Erzbistum München und Freising lässt noch auf sich warten, er soll die letzten Jahrzehnte in den Blick nehmen. Die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl soll ihn, so heißt es aus dem Ordinariat, im Laufe des Jahres veröffentlichen. Eine Art Mini-Bericht haben nun die Missbrauchsbeauftragten der Erzdiözese vorgelegt, er bezieht sich auf die Zeit von Januar 2018 bis Dezember 2020.

Demnach erhielten in dieser Zeit 15 Betroffene insgesamt 80 000 Euro in Anerkennung des Leids ausgezahlt. In allen Fällen sei der bislang gültige Höchstbetrag von 5000 Euro bezahlt worden, in einem Fall zweimal, da ein Betroffener Missbrauch durch Mitarbeiter zweier kirchlicher Träger erlitten habe.

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:Mehr als 200 neue Hinweise auf Missbrauch

Mindestens zehn Verfahren sind derzeit bei Staatsanwaltschaften im Freistaat anhängig, darunter mit drei die meisten bei der Staatsanwaltschaft Würzburg.

Zudem seien Therapiekosten in Höhe von insgesamt rund 13 750 Euro übernommen worden, berichten die Missbrauchsbeauftragten Kirstin Dawin und Martin Miebach.

Während sich 52 Meldungen auf lange zurückliegende Verdachtsfälle bezogen hätten, seien 65 Hinweise zu aktuellen Fällen eingegangen, die meisten davon zu Grenzverletzungen unterhalb der Schwelle der Strafbarkeit. In 13 Fällen habe der Verdacht auf eine Straftat bestanden, bei zweien dieser Fälle hätten die möglichen Taten nicht im Zusammenhang mit den dienstlichen Tätigkeiten des verdächtigten kirchlichen Mitarbeitenden gestanden.

Unter den Verdächtigen: Pädagogen, Mesner, Diakone

Die insgesamt 13 Verdächtigten gehörten laut Ordinariat unterschiedlichen Berufsgruppen an: Sie arbeiteten unter anderem als Priester, als Pädagogen in Kindertageseinrichtungen, als Lehrer, Mesner, Diakon oder Gemeindereferent. Die beiden Verfahren gegen Priester seien eingestellt worden, jenes gegen den Diakon habe mit einer Freiheitsstrafe auf Bewährung geendet. Der Mann sei "sofort" vom Dienst suspendiert und aus dem Klerikerstand entlassen worden.

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Alle Verdachtsfälle auf eine Straftat seien bei der Staatsanwaltschaft angezeigt worden, wenn die Ermittlungsbehörden nicht ohnehin schon eingeschaltet gewesen seien. Der Bericht ist im Netz einsehbar unter www.erzbistum-muenchen.de/missbrauchsbericht.

© SZ vom 30.06.2021 / KNA, beka - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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