Stadtwerke München:Wie die Stadt Energie sparen will

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Nur noch 22 Grad Mindesttemperatur: Der Sprung ins Freibadbecken, hier das Schyrenbad, fällt in jedem Jahr erfrischender aus. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Warmwasser und Kühlschränke abschalten, mehr Home-Office verordnen: Die Stadtwerke bereiten sich auf die sich zuspitzende Energiekrise vor. Auch bei den Schwimmbädern und Saunen drohen Einschränkungen.

Von Anna Hoben

Erst sollte alles beim Alten bleiben, ergo: beim Warmen. Dann rangen die Stadtwerke (SWM) sich doch durch - und senkten die Wassertemperaturen in den Freibädern ab. Das war Ende Juni. In den Schwimmerbecken aller Freibäder beträgt die Mindesttemperatur nun 22 Grad. In den Warmwasser-Außenbecken der Hallenbäder herrschen 30 statt 34 Grad. Und im derzeit einzigen noch gasversorgten Hallenbad, dem Michaelibad, sind es 25 statt 27 Grad. Bei dem Sommerwetter, das für die nächste Zeit vorhergesagt ist, dürften ein paar Grad weniger im Wasser vielen Menschen recht sein. Doch was planen die Stadt und ihre Tochtergesellschaften noch, um Energie einzusparen?

Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, hat dazu vor Kurzem eine ehrliche Debatte eingefordert. "Wir müssen darüber reden, auf welchen Komfort können wir verzichten, und was bleibt vor Ort notwendig", sagte er. Da gehe es etwa um Straßenbeleuchtung und Ampelschaltungen oder auch um warmes Wasser in öffentlichen Gebäuden. Was die Stadtwerke betrifft, könnten die zwei Grad weniger im Freibad noch nicht alles gewesen sein. "Hinsichtlich weiterer Schritte, was den Betrieb von Bädern, Saunen und des Prinzregenten-Eislaufstadions betrifft, werden derzeit intern verschiedene Szenarien ergebnisoffen diskutiert", teilt eine Sprecherin mit.

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Aber auch der eigene Energieverbrauch steht auf dem Prüfstand. Ohnehin hätten die Stadtwerke sich dazu verpflichtet, ihren Verbrauch jedes Jahr zu senken, so die Sprecherin. Hinsichtlich der Zentrale im Münchner Norden und weiterer SWM-Gebäude werde wegen des Gasmangels gerade ein Konzept erarbeitet, das den Energieverbrauch noch einmal deutlich nach unten drücken soll. Weitere Punkte seien zudem in Vorbereitung und könnten rasch umgesetzt werden. Dazu zählen etwa das Abstellen der Warmwasserversorgung oder von nicht für den Betrieb notwendigen Lüftungsanlagen. Auch Aufzüge und Kühlschränke könnten abgeschaltet werden.

Sollte sich die Lage noch weiter verschärfen, wäre die komplette Abschaltung der technischen Gebäudeversorgung - Heizung, Lüftung, Kühlung und Warmwasserversorgung - in nicht betriebsnotwendigen Gebäuden möglich. Auch mehr Home-Office und das Zusammenrücken der Präsenzarbeitenden, um Heizung, Warmwasser und Beleuchtung in den übrigen Gebäuden einzusparen, könnte dann Teil der Überlegungen werden, heißt es von den Stadtwerken.

Fast die Hälfte der Ampeln wird schon jetzt zu verkehrsschwachen Zeiten abgeschaltet

In der Stadtverwaltung selbst sind solche Überlegungen offenbar noch nicht ganz so weit gediehen. Wäre es denkbar, auf warmes Wasser in öffentlichen Gebäuden zu verzichten? Wird die Heizung im Herbst um ein paar Grad gedrosselt? Soll die Straßenbeleuchtung gedimmt werden? Das Presseamt der Stadt antwortet auf diese Fragen mit einer Beschreibung des Status quo. Denn: "Unabhängig von der aktuellen Situation" hätten die Themen Energiesparen und Ausbau der erneuerbaren Energien für die Stadt schon seit Jahren "oberste Priorität", so ein Sprecher.

So werde etwa "das Beleuchtungsniveau der Straßenbeleuchtung" auf den meisten Hauptstraßen bereits seit vielen Jahren täglich ab etwa 22 Uhr reduziert. Bereits im Sommer 2019 habe die Stadt das Ende der Betriebszeit seiner öffentlichen Anstrahlung von Gebäuden, Brunnen und Denkmälern von 0.30 auf 23 Uhr vorgezogen. Und 48 Prozent der Ampeln würden schon jetzt zu verkehrsschwachen Zeiten abgeschaltet. Zudem prüften die Referate gerade, "welche Energiesparmaßnahmen noch zusätzlich kurzfristig umgesetzt werden können", teilt der Sprecher mit. Und auch in der Rathauskoalition wird über weitere Schritte nachgedacht, wie zu hören ist. Da könnte es unter anderem darum gehen, das Warmwasser im Rathaus abzustellen und die Beleuchtung einzuschränken. Nach dem Rathaus könnten dann auch die Referatsgebäude dran sein.

Und was ist mit den städtischen Wohnungsbaugesellschaften? Vergangene Woche ging eine Wohnungsgenossenschaft im sächsischen Dippoldiswalde durch die Medien, weil sie ihren Mietern nur noch zu bestimmten Zeiten warmes Wasser zur Verfügung stellt. So weit ist es in München noch lange nicht. "Die Einführung von Warmwasser-Zeiten steht bei uns selbstverständlich nicht zur Diskussion", sagt eine Sprecherin der Gewofag. Auch bei der Schwesterfirma GWG ist dies laut einem Sprecher kein Thema. Es seien derzeit auch keine anderen Maßnahmen geplant.

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