Gesundheit:So verläuft die Corona-Impfung derzeit in München

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Die Bewohnerin des Münchenstifts Alexandra Thuß hat einer Impfung zugestimmt und ist hier bereits an der Reihe. (Foto: Florian Peljak)

Nach dem zögerlichen Start haben nun an den großen Kliniken und im Münchenstift die Impfungen gegen das Coronavirus begonnen. Noch am Dienstagmorgen war unklar, ob die Dosen auch wirklich kommen.

Von Ekaterina Kel, München

Nach dem zaghaften Start am vergangenen Sonntag, bei dem die Stadt 250 Impfdosen erhalten hatte, ist das Impfen in München an diesem Dienstag weitergegangen. Die großen Kliniken legten alle gleichzeitig los. Und auch in einem Münchenstift-Heim fuhren drei städtische Impfteams vor, um den frisch gelieferten Impfstoff der Unternehmen Biontech und Pfizer zu spritzen.

Alexandra Thuß gehörte zu den ersten Bewohnerinnen und Bewohnern des Alfons-Hoffmann-Hauses in Laim, die gegen Covid-19 geimpft werden. Die 50-Jährige ist an Multipler Sklerose erkrankt und zählt deshalb zu einer besonders gefährdeten Risikogruppe. Wie es ihr damit geht, die Impfung zu bekommen? "Gut. Ich freue mich, dass es klappt", sagt die Heimbewohnerin. Sie steht mit ihrem Rollstuhl in einer kleinen Schlange, die sich im Flur des Heims kurzerhand gebildet hat. Sie alle stehen hier für die Impfung an.

Im Münchenstift bildete sich eine lange Schlange. (Foto: Florian Peljak)

In einem Foyer vor zwei Aufzügen sitzt das Impfteam - ein Arzt, eine Verwaltungskraft und ein Medizinischer Fachangestellter. Der Arzt sitzt am Rand eines Tisches und begrüßt die Bewohnerinnen und Bewohner, die einzeln mit den Rollstühlen zu ihm ranfahren, mit einem großen Lächeln, das man auch unter der FFP2-Maske eindeutig erkennen kann. Er tätschelt zur Beruhigung auch mal eine Hand oder sagt "keine Sorge, das ist nichts Dramatisches". Als Thuß vor ihm sitzt, sagt er auch ihr Hallo und schaut in einer Liste nach, ob ihre Einverständniserklärung vorliegt. Dann desinfiziert er eine Stelle an ihrem linken Oberarm und sagt lächelnd: "Legen wir los." Thuß nickt entschlossen, dann sticht der Arzt zu, einige Augenblicke später ist es schon wieder vorbei. "Sie haben das sehr gut gemacht", sagt der Arzt. Thuß antwortet darauf: "Danke, gleichfalls." Ein Lächeln, dann geht es wieder zurück aufs Zimmer.

Von den 210 Bewohnerinnen und Bewohnern hätten 140 einer Impfung zugestimmt, erzählt die Heimleiterin Anja Grunwald. Sie freue sich sehr, dass die drei Impfteams nun endlich wirklich da sind - ursprünglich hätte es schon am Montag losgehen sollen, die Lieferung des Impfstoffs habe sich immer wieder verzögert, erzählt sie. Deshalb habe man die Aufklärungsgespräche vorgezogen und schon mal vorab am Montag gemacht. Bis zu diesem Morgen sei es noch nicht klar gewesen, ob der Impfstoff wirklich kommt.

Im Klinikum Rechts der Isar ging es mit der Covid-19-Impfung am Dienstag los. (Foto: Falk Heller/argum)

Nun konnte es mit dem Impfen aber doch losgehen. Verteilt auf drei verschiedene Räume im Erdgeschoss des Heims sollen alle, die es wünschen, geimpft werden. Ausgenommen sind die, deren Einwilligungserklärung noch nicht vorliegt, etwa weil ihr Betreuer im Urlaub so kurzfristig nicht erreichbar war. Oder Bewohnerinnen und Bewohner, die schon an Covid-19 erkrankt waren oder gerade erkrankt sind - diese sollen vorerst nicht geimpft werden, sagt die Heimleiterin. So habe es die Aicher Ambulanz, die zusammen mit dem MKT Rettungsdienst die Impfungen koordiniert, empfohlen. Die etwa 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die eingewilligt haben, kamen ebenfalls gleich als erste dran. Unter den Pflegern gebe es etwa zehn, die die Impfung abgelehnt haben, sagt die Heimleiterin.

An diesem Morgen ging es auch an den beiden Unikliniken und an der München Klinik los. Es soll zuerst medizinisches Personal geimpft werden, das mit Covid-19-Patienten, in der Notaufnahme oder in gefährdeten Bereichen arbeitet. Am Klinikum rechts der Isar wurden am Dienstag 72 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geimpft. In den nächsten Tagen rechne man mit ähnlich vielen Impflingen, heißt es in einer Mitteilung. Im neuen Jahr sollen dann bis zu 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich geimpft werden können. Auch die München Klinik hat an allen Standorten mit den Impfungen der priorisierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begonnen. Es gäbe etwa 1200 Personen in der ersten Prioritätsgruppe, sagte der Sprecher.

Tobias Weiglein ist einer der Ersten, die in Großhadern geimpft werden. (Foto: Florian Peljak)

Die LMU-Klinik hat ihr Impfzentrum in Großhadern aufgebaut. Dort, wo früher Medizinstudenten von Hörsaal zu Hörsaal eilten, stehen nun Tische für die Anmeldung und zwölf Impfkabinen bereit. Auch hier seien etwa 1200 Personen in der ersten Prioritätskategorie, so Karl-Walter Jauch, Ärztlicher Direktor des Klinikums. Er sei "primär" von etwa 60 Prozent Zustimmung für die Impfung ausgegangen, erzählt Jauch. Nun seien es fast 80 Prozent, die sich bereit erklärt haben. "Die Info kommt wirklich an", erklärt er. Man habe eine interne Infoveranstaltung gemacht, bei der viele Fragen beantwortet werden konnten - und auch die Öffentlichkeitsarbeit des Bundes und des Landes sei zwar erst "sehr verzögert in Gang gekommen", dafür aber zeigt sie jetzt aus seiner Sicht Wirkung.

Manche mussten aber auch gar nicht erst überzeugt werden. Wie der Onkologe Tobias Weiglein, 37, der gerade als Verstärkung auf der Corona-Intensivstation arbeitet. Für ihn sei von Anfang an klar gewesen, dass er die Impfung haben möchte, sagt er. Weil er auf der Station selbst erlebt habe, wie Corona die Menschen aus dem Leben reißen kann. Und außerdem, weil er überzeugt sei: "Die beste Medizin ist es immer noch, die Erkrankung zu verhindern."

Auch alle über 80-Jährigen Münchner zählen zur höchsten Prioritätskategorie. Sie werden "in den nächsten Tagen" in einem ersten Anschreiben auf die Möglichkeit einer Impfung hingewiesen, heißt es von der Stadt. Sobald telefonisch oder online Impftermine vereinbart werden können, werde ein zweites Schreiben folgen. Der Impfstart für die über 80-Jährigen soll voraussichtlich Ende Januar erfolgen.

© SZ vom 30.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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