Corona in München:Die Welle rauscht durch

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Die Corona-Lage in München verschärft sich. Die Inzidenz steigt erstmals seit vier Wochen wieder auf über 1700, die Krankenhäuser melden hohe Zahlen und infizierte Ankommende aus der Ukraine werden in Quarantäne-Hotels isoliert.

Von Stephan Handel

Wenn die Mitarbeiter des CTT, des Corona Tracing Teams im Gesundheitsreferat, morgens ihre Arbeit beginnen, dann liegen schon 12 600 Vorgänge für sie bereit: Meldungen von positiven Corona-Tests, die Menschen dahinter müssen die städtischen Kontaktverfolger dann versuchen zu erreichen, um sie über die Konsequenzen ihrer Infektion zu informieren: Quarantäne, freitesten, Kontaktpersonen informieren - das Ganze seit zwei Jahren aufgebaute Instrumentarium der Pandemie-Bekämpfung. Das Problem dabei: Täglich kommen derzeit 8000 neue Fälle hinzu. Abgearbeitet werden aber nur 5300 pro Tag.

Es klang nicht sehr optimistisch, was Wolfgang Schäuble, Oberbranddirektor und der Leiter des Corona-Krisenstabs, am Donnerstag bei der Unterrichtung der Mitglieder des Gesundheits-Ausschusses zu berichten hatte. "Die Variante rauscht durch", sagte er, und die Grafiken zu seinem Vortrag bestätigten das: Nach einem kleinen Zwischentief sind alle Zahlen wieder angestiegen; die Sieben-Tage-Inzidenz lag am Donnerstag bei 1706,0 und damit zum ersten Mal seit mehr als vier Wochen bei mehr als 1700. Die Münchner Krankenhäuser melden ebenfalls hohe, wenn auch nicht dramatische Zahlen: 498 Patienten werden in Normalbetten behandelt, 66 auf den Intensivstationen.

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Die Impfungen werden an der Situation so schnell nichts ändern: "Die Quote geht alle ein, zwei Wochen mal um 0,1 Prozentpunkte nach oben", sagte Schäuble. Aktuell liegt der Anteil der drittgeimpften Münchner bei 45,8 Prozent. Die Hoffnung auf den Novavax-Impfstoff hat sich nicht erfüllt - im Gegenteil nannte Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek die Zahlen "ernüchternd": Von 15 000 bestellten Dosen wurden gerade mal 250 an den Mann oder die Frau gebracht.

Zurek kritisiert den langen Weg hin zum Betretungsverbot

Die Situation verschärft sich derzeit noch durch ankommende Geflohene aus der Ukraine - sie werden nach der Ankunft auch auf Covid untersucht. 680 von ihnen wurden in Quarantäne geschickt, das sind bei rund 6000 Ankommenden bislang gut zehn Prozent. Allerdings: Nicht alle davon sind tatsächlich infiziert, oft werden auch ganze Familien isoliert. Dies geschieht in Quarantäne-Hotels, die die Stadt neben Not- und Gemeinschaftsunterkünften neu eingerichtet hat.

Zu funktionieren scheint nach den ersten Tagen die Organisation der Impfpflicht für Menschen, die in Pflege- und Gesundheitseinrichtungen tätig sind. Zwei Tage nach Inkrafttreten haben sich im Meldeportal des Gesundheitsreferats bereits 520 Einrichtungen registriert, 120 haben ihre Meldungen bereits abgegeben - danach wird bei momentan 450 Personen das vorgesehene Verfahren beginnen. Alle Einrichtungen haben 14 Tage Zeit für ihre Meldungen.

Ihre Kritik daran erneuerte allerdings Beatrix Zurek: In Bayern erhalten alle Gemeldeten ohne Impfnachweis zunächst ein Angebot zu einer Impfberatung. Wenn sie ihre Meinung nach einer längeren Nachdenk-Phase nicht geändert haben und sie keine Impfung nachweisen, wird ein Bußgeld-Verfahren eingeleitet, ebenfalls wieder mit Fristen, Widerspruchsmöglichkeiten et cetera. Und erst danach kommt das Verfahren über ein Betretungsverbot in Gang, mit dem den Betroffenen die Arbeit in ihren Einrichtungen untersagt wird. Zurek kritisierte erneut die Dauer des Verfahrens: "Ohne das Bußgeldverfahren würde das Ganze schon 19 Wochen dauern. Mit ihm werden wir die ersten Verfahren sicher nicht vor dem 31.12.2022 abschließen können."

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