Umgang mit Corona:Wie können Menschen zur Impfung motiviert werden?

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Auch der Stadt München fällt darauf langsam keine Antwort mehr ein. Die neue Impfstation an der Theresienwiese soll nun helfen. Doch vom Vorgehen, auf Information zu setzen, sind vor allem Grünen-Politiker nicht überzeugt.

Von Ekaterina Kel

Wie bekommt man mehr Menschen geimpft? Den Mitgliedern des Gesundheitsausschusses im Stadtrat liegt diese Frage sehr am Herzen. Doch so langsam fallen auch ihnen keine neuen Antworten mehr ein. Seit Wochen stockt das Impfen auch in München, erst kürzlich hat man hier die Marke von 60 Prozent doppelt Geimpfter erreicht - zu wenig, um der Pandemie endlich Einhalt zu gebieten, wie die Stadtpolitiker finden. "Unsere wichtigste Aufgabe ist das Impfen", bekräftigte Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek am Donnerstag in der Sitzung des Ausschusses. "Wir haben vom Wirtshaus bis zum Altenservicezentrum wirklich alles im Blick."

Nun soll zusätzlich zum Impfzentrum in Riem eine weitere, dauerhafte Station für Corona-Schutzimpfungen entstehen. Von kommender Woche an können auf der Theresienwiese in dem Gebäude neben dem Schnelltestzelt, wo die Wiesn-Wache untergebracht ist, alle ab zwölf Jahren ohne Termin vorbeikommen, die eine Impfung wünschen. Der Impfstoff ist frei wählbar. Bei Zwölf- bis 15-Jährigen muss außerdem ein Erziehungsberechtigter dabei sein.

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Man wolle außerdem verstärkt so vielen Menschen wie möglich vermitteln, dass die Impfung die Menschen selbst und andere schütze, sagte Zurek. Und nicht etwa impotent oder unfruchtbar mache - dies seien nämlich mitunter große Sorgen vieler noch Impfunwilliger. Die Gesundheitsreferentin bekräftigte, dass die Aktionen der mobilen Impfteams auch erst einmal als Informationsangebot verstanden werden könnten.

Sozialreferentin Dorothee Schiwy machte darauf aufmerksam, dass gerade dort die größten Ressentiments bestünden, wo aufgrund niedriger Bildungs- und Einkommensstände auch fehlende Aufklärung über medizinische Eingriffe insgesamt vorhanden seien. Man werde daher etwa in Sozialbürgerhäusern auf die Möglichkeit eines unverbindlichen Aufklärungsgesprächs aufmerksam machen, so Schiwy.

Aus der Fraktion der Grünen kamen allerdings Zweifel, ob stärkere Aufklärung wirklich der richtige Schlüssel zu mehr Impfungen sei. Angelika Pilz-Strasser, die als Hausärztin tätig ist und viele Impfungen gemacht hat, berichtete aus ihrer Praxis: "In den letzten Beratungsgesprächen bin ich nur noch gegen eine Wand gestoßen." Kein einziges Argument hätte ihr dabei geholfen, die Patientinnen und Patienten von einer Corona-Impfung zu überzeugen, so Pilz-Strasser. Sie sieht deshalb im Steuerungsinstrument des Zugangs zu bestimmten Veranstaltungen oder Einrichtungen durch 3G-Plus oder 2G einen möglichen Ansatz für mehr Erfolg. Der eine oder andere würde nach einer Weile merken, dass die Impfung wirklich die einzige Möglichkeit sei, um die kostenpflichtigen Tests zu umgehen, und sich vielleicht doch zu einer Impfung bewegen lassen.

Auch die Grünen-Stadträtin Hannah Gerstenkorn, ebenfalls Hausärztin, plädierte für eine Einführung der 3G-Plus- oder 2G-Regel in städtischen Kultureinrichtungen. Mit Blick auf die hohen Infektionszahlen ahne sie schon, dass der Winter sonst wieder hart werden könnte. "Wir hätten es jetzt in der Hand, mutig zu sein und Leben in dieser Stadt zu retten", appellierte sie.

Allerdings ohne Erfolg: Der Stab für außergewöhnliche Ereignisse entschied erst diese Woche, die Möglichkeit einer freiwilligen Verschärfung von der einfachen 3G-Regel nicht zu nutzen. Lediglich bei städtischen Theatern, im Gasteig HP8 und bei städtischen Empfängen wolle man zu 3G-Plus übergehen, um einen "Gleichlauf" mit den anderen Einrichtungen in der Stadt zu haben. Zurek erläuterte, dass der Schutz der Menschen bei dieser Überlegung oberste Priorität gehabt habe: Bei der einfachen 3G-Regel gelte weiterhin Maskenpflicht und Abstand. Beides würde bei 3G-Plus wegfallen. Und am Ende entstünden so auch weitere Ansteckungen - denn die Impfung schütze nicht hundertprozentig vor dem Virus.

© SZ vom 15.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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