"Ich hab dem Bestattungsinstitut gesagt, ihr legt's mir meinen Mann nicht einfach so in den Sarg." Was Anita Schedel meinte, war, nicht ohne Hemd, ohne Hose, ohne Jacke, nicht ohne Unterwäsche, also: nicht nackt. Der Leichnam solle keinesfalls ausschließlich eingewickelt in formalingetränkte Tücher zur letzten Ruhe gebettet werden. Die Bestatter seien "unglaublich empathisch" gewesen, sagt die 57-Jährige. "Sie haben mir ermöglicht, ihnen Kleider mitzugeben, so dass ich emotional beruhigt war." Wie ihr Mann dann tatsächlich im Sarg lag, weiß sie nicht. Sie durfte ihn nicht mehr sehen. Der 59 Jahre alte Arzt Hannes Schedel hatte sich gleich zu Beginn der Pandemie infiziert und war acht Tage später als einer der ersten Corona-Toten der Republik im Krankenhaus gestorben. Weil er in Bayern gestorben ist, war es seiner Frau untersagt, am offenen Sarg von ihm Abschied zu nehmen. "Ich hab' lang nicht geglaubt", sagt seine Witwe, "dass er gestorben ist".
Corona-Sterbefälle:Das Abschiednehmen fehlt
Lesezeit: 5 min
An Corona Verstorbene werden als infektiöse Tote behandelt.
(Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)Wer in Bayern an einer Covid-19-Infektion stirbt, wird nackt in einen Leichensack verpackt. Die Angehörigen dürfen keinen Blick mehr auf ihre Verstorbenen werfen. Fachleute finden: Das ginge auch anders.
Von Andrea Schlaier
SZ-Plus-Abonnenten lesen auch:
Musik
»Die Selbstzweifel, die uns ausmachen – die hat die Maschine nicht«
Feministische Außenpolitik
Feminismus und Geschwafel
Dating
"Zu viel Ehrlichkeit halte ich für ein Warnsignal"
Fitness
Die komplizierte Sache mit dem Kalorienverbrauch
Gesundheit
»Die Leber braucht sehr lange, um zu regenerieren«