Was läuft in den Clubs in München?:Warmtanzen im Mai

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Als Sam Goku produziert Robin Wang seit geraumer Zeit elektronische Musik. Den Münchner haben hierzulande viel zu wenige auf dem Zettel. (Foto: Manuel Schuller)

Zum "Isle Of Summer"-Festival geht es wieder nach draußen, mit dem Briten Josh Caffe und dem Bulgaren Kink kommen zwei begnadete Elektronik-Allrounder nach München - und Sam Goku entführt mit wunderbar organischem Sound in fernöstliche Gefilde.

Von Martin Pfnür

Nun, da der Frühling wieder sein blaues Band durch die Lüfte flattern lässt und süße wohlbekannte Düfte ahnungsvoll das Land streifen, verlegt sich auch das Musikprogramm so langsam wieder nach draußen. Zwar gehen die Besucher beim Auftakt der dreiteiligen elektronischen Open-Air-Festival-Reihe Isle Of Summer am 4. Mai in der Galopprennbahn Riem (weitere Termine am 15. Juni und am 3. August) wettermäßig noch ein wenig ins Risiko - aktuell fällt die Vorhersage für Samstag mit regenfreien 15 Grad aber recht solide aus.

Und warmtanzen lässt es sich dort mit zwölf Acts auf zwei Bühnen sowieso prima, auch wenn diese hier nicht alle Platz finden. Empfohlen seien jedoch schon mal zwei Fixsterne aus dem Kosmos des jungen Berliner DJ-Kollektivs "Spandau20": Zum einen Elli Acula, die mit ihren Sets für ebenso lustvolle wie vielseitige Brettereien zwischen Techno und Rave, Jungle und Electro steht. Und zum anderen das DJ-Duo Fjaak, das seine atmosphärisch bollernden Techno-Sets gerne mit Klangelementen aus dem britischen Garage-Sound, verhallten Dub-Elementen oder Breakbeats der härteren Gangart aufpeppt.

Wer es lieber etwas weniger heftig, dafür aber spaßig und erotisch aufgeladen hat, tanzt beim "Isle Of Summer" am besten zu den Beats und Vocals des Künstlerpaars MCR-T und Miss Bashful. Im Interview mit der Groove betonen die beiden, dass Humor rund 95 Prozent ihrer Musik ausmache, was angesichts ihres schwer versauten Albums "Tootsie Pop" mit ambitionierten Songtiteln wie "The Ultimate Sex Track" oder der unheiligen, da sehr lasziven Vater-Unser-Vertonung "Padre Nuestro" durchaus hinkommt. Möge der Herr ihnen vergeben.

Nicht minder sexy fällt gewiss auch der Sound aus, den der DJ und Vokalist Josh Caffe am 10. Mai in der Roten Sonne hören lässt. Gesegnet mit einer Stimme, die den 2016 verstorbenen Prince in all seinen Schmacht-Nuancen wieder auferstehen lässt, vollzieht Caffe Fusionen zwischen Wave-Kälte, discoider Wärme und treibender House-Rhythmik, die ihm so erst mal jemand nachmachen muss. "Free World" heißt seine famose neue EP, und besser lässt sich der offene Ansatz des Briten letztlich kaum zusammenfassen.

Mit dem Analogsynthie-Tüftler Strahil Velchev alias Kink kommt am 17. Mai wiederum einer für ein Live-Set in den Blitz Club, der zwar erst relativ spät, dafür umso nachhaltiger zu seiner Berufung fand. Kein Wunder eigentlich, mag es doch leichtere Aufgaben geben, als sich von Sofia aus Gehör zu verschaffen. Mit einer stilistischen Geschmeidigkeit, die von jazzigen Beatbastler-Sounds über verfrickelten Synthie-Futurismus bis hin zum Ambient und zu technoiden Anklängen reicht, ist der Bulgare heute einer der versiertesten Elektronik-Allrounder überhaupt. Gut Ding will eben manchmal Weile haben.

Gemäß diesem Motto sei hier abschließend unbedingt noch ein Münchner Lokalmatador erwähnt, den hierzulande immer noch viel zu wenige auf dem Zettel haben. Was schon erstaunlich ist, denn als Sam Goku produziert Robin Wang seit geraumer Zeit Tracks für das qualitätsbewusste Münchner Label Permanent Vacation, die in ihrer feinteilig verklöppelten Ausgestaltung und ihrem fernöstlichen Flair zum Aufregendsten gehören, was in dieser Stadt an Electronica entstanden ist. Am 31. Mai bringt er seine organisch und meditativ zirpenden und blubbernden "East Dimensional Riddims" im Blitz Club auf den Dancefloor, es ist elektronische Musik, die man so tatsächlich noch nie gehört hat.

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