Polizei:Chemnitzer Hooligans verbreiten Chaos

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  • Bei der Drittliga-Partie zwischen 1860 München und dem Chemnitzer FC ist es zu zahlreichen Ausschreitungen gekommen.
  • Chemnitzer Hooligans haben im Stadion an der Grünwalder Straße und in der Stadt randaliert.
  • Die rechte Fanszene des Klubs war vor einem Jahr bekannt geworden, weil sie im Stadion eine Trauerfeier für einen verstorbenen Rechtsextremisten abgehalten hatte.

Von Martin Bernstein, München

Rechtsradikale Fußball-Hooligans des Chemnitzer FC haben am Samstag vor, während und nach der Drittliga-Begegnung mit dem TSV 1860 im Stadion an der Grünwalder Straße und in der Stadt randaliert. Es kam zu Schlägereien, eine Flasche und herausgerissene Teile einer Toilette wurden als Wurfgeschosse eingesetzt und es gab Versuche, Gefangene der Polizei zu befreien. Ein Sprecher der Polizei, die mit Schlagstöcken gegen die rechten Randalierer vorging, sprach am Montag von einer "ganz neuen Qualität" der Ausschreitungen.

Rund 880 Chemnitzer waren mit dem Zug und mit Bussen zu dem Spiel angereist, das 4:3 für die Löwen endete. Nicht jeder Chemnitzer durfte ins Stadion, acht Gästefans mit Stadionverbot wurden abgewiesen, es gab neun Festnahmen und mindestens fünf Identitätsfeststellungen durch die Polizei, die rund 150 Beamte im Einsatz hatte. Bereits im Zwischengeschoss des Hauptbahnhofs begannen etwa 100 angereiste Chemnitzer mit der Randale. Auslöser war ein Gästefan, der einen Löwen-Anhänger zu Boden streckte. Rund 40 Hooligans lieferten sich daraufhin eine Schlägerei. Als Polizisten einen Chemnitzer festnehmen wollten, versuchten zwei Kumpane, den Gefangenen zu befreien.

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Vier Chemnitzer wurden am U-Bahnhof Wettersteinplatz festgenommen, weil sie indizierte rechtsradikale Lieder abspielten, verbotene Runen-Tattoos trugen, den Hitlergruß zeigten und Beamte beleidigten. In der zweiten Halbzeit flog aus dem Gästeblock eine herausgerissene Klobrille Richtung Spielfeld. Wieder versuchten Randalierer, die Polizei an der Festnahme des Täters zu hindern. Mehrere Gäste drangen nach Spielende in Richtung Löwen-Block vor. Wieder wurde der Hitlergruß gezeigt, Beamte wurden beschimpft. Die Polizei setzte erneut Schlagstöcke ein, um einen Blocksturm zu verhindern. Dann verlagerten sich die Auseinandersetzungen auf den Wettersteinplatz. Dort flogen nicht nur die Fäuste, sondern auch eine Flasche.

Die gewalttätige rechte Fanszene des ostdeutschen Klubs hatte vor einem Jahr von sich reden gemacht, als im Stadion eine Trauerfeier für einen verstorbenen Rechtsextremisten aus dem NSU-Umfeld abgehalten wurde und sich ein Spieler mit den Hooligans solidarisierte. Die Ultra-Gruppierung "Kaotic Chemnitz" wird vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft, andere Gruppen nannten sich "NS-Boys" oder "HooNaRa" - Hooligans, Nazis, Rassisten.

Auch innerhalb der politisch eher linken Fanszene des FC Bayern gibt es Rechte: Am Montag wurde ein Vorfall bekannt, der sich vor gut einer Woche vor dem Heimspiel der Bayern gegen Paderborn ereignet haben soll. Eine Münchnerin, 53 Jahre alt, wurde in einer U 6 auf Höhe der Haltestelle Nordfriedhof Augen- und Ohrenzeugin, wie eine Gruppe rot gekleideter Fans auf dem Weg zum Stadion rassistische Gesänge anstimmte. Die Frau ging dazwischen und wurde daraufhin angegriffen. Sie wurde sexistisch angepöbelt, einer der Männer - ein sportlicher Enddreißiger mit rotem Vollbart und blaugrünen Augen - begrapschte die Frau und verletzte sie dabei. Keiner der Umstehenden kam dem Opfer zu Hilfe. Das Staatsschutzkommissariat 44 (Telefon 089/ 2 91 00) sucht nun Zeugen der Attacke.

© SZ vom 03.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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