Café Kyso:So gemütlich wie das Viertel

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Weil das Café "Kyso" auf dem Weg zum Perlacher Forst liegt, ist es innerhalb kürzester Zeit zum beliebten Treffpunkt für Rennradfahrende avanciert. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Café Kyso konzentriert sich auf "Speciality Coffee", der vor den Toren Münchens geröstet wird. Für Chichi ist aber kein Platz in dem Giesinger Lokal, das auch bei Radlern beliebt ist.

Von Jacqueline Lang

Schon lange vor dem Hype um sogenannten "Specialty Coffee" war Maksim Dubilej unter die Baristas gegangen. Vor mehr als einem Jahrzehnt war das, damals noch im Café "Bald Neu" in Untergiesing. Als der Laden für immer seine Türen schloss, verschwand Dubilej von seinem Platz hinterm Tresen, von der Kaffeemaschine aber war er nicht wegzukriegen. Schon damals stand fest: Irgendwann würde er sein eigenes Café aufmachen. Zwölf Jahre später ist dieses "Träumchen", wie Dubilej es nennt, Mitte Mai mit der Eröffnung des Café "Kyso" an der Tegernseer Landstraße in Erfüllung gegangen.

Nachdem er sich auch in anderen Stadtvierteln Ladenflächen angeschaut hatte, wurde Dubilej, der selbst in Giesing lebt, klar: Sein Café irgendwo anders zu eröffnen, das kam eigentlich nicht in Frage. Weil er es, wie er sagt, "gemütlich" mag. Und dieses Gefühl von Gemütlichkeit hat Dubilej nur in Giesing. Auch deshalb ist der Name "Kyso" eine kleine Hommage an sein Viertel. Die Bajuwaren nannten die einstige Siedlung damals so, nach ihrem Gründer.

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Das Café, das Dubilej gemeinsam mit seinem Freund und Geschäftspartner Patrick Schmid betreibt, reiht sich ein in eine mittlerweile lange Liste von Läden, die "Specialty Coffee" anbieten. Rein optisch unterscheidet das "Kyso" auf den ersten Blick recht wenig von den vielen hippen Cafés Münchens: Weiß gekachelter Tresen, bewusst nicht zueinander passende Stühle, in den Ecken Monstera-Pflanzen, blaue Deckenlampen, die im schönen Kontrast zum orangefarbenen Logo stehen, das an der Fensterfront prangt.

Dubilej, der ursprünglich aus der Modebranche kommt, weiß das - und trotzdem legt er Wert darauf, dass sein "Kyso" nicht "der nächste Hipster-Laden" ist, sondern ein Ort, der "real" ist. Und tatsächlich ist ihm das geglückt: Das kleine Café in einer einstigen Schuhwerkstatt ist ein herrlich unprätentiöser Wohlfühlort, fotogen ist es noch dazu.

Was gibt es und was kostet es?

Wer auf der handgeschriebenen Karte an der Wand über dem Tresen nach pochierten Eiern oder Pancakes sucht, sucht vergeblich. Ein Frühstückscafé im klassischen Sinne ist das "Kyso" nicht. Wer nicht nur einen Flat White (3,80 Euro) oder einen Cold Brew (4,30 Euro) trinken, sondern auch eine Kleinigkeit essen will, wird trotzdem fündig: Es gibt zum Beispiel ein gegrilltes Käse-Sandwich, wahlweise mit oder ohne Kimchi, wobei man auf jeden Fall die zweite Variante probieren sollte (8 Euro/ 9,50 Euro). Den fermentierten Kohl beziehen Dubilej und Schmid vom Münchner Start-up " Complete Organics", für das Dubilej gearbeitet hat. Die Kaffeebohnen kommen ebenfalls aus der Umgebung: von der Rösterei "JB Kaffee" mit Sitz im Landkreis Dachau.

Maksim Dubilej betreibt den Laden mit seinem Freund und Geschäftspartner Patrick Schmid. (Foto: Stephan Rumpf)
Das gegrillte Käse-Sandwich gibt es mit und ohne Kimichi. (Foto: Stephan Rumpf)
Fotogen ist die Einrichtung im "Kyso", trotzdem ist das Giesinger Café ein herrlich unprätentiöser Wohlfühlort. (Foto: Stephan Rumpf)

Neben den Sandwiches gibt es wechselnde Kuchen, zum Beispiel Apfelkuchen oder Gugelhupf (je 3,80 Euro). Sie werden alle aus rein pflanzlichen Zutaten gebacken. Daneben gibt es Croissants, Pains au Chocolat und Franzbrötchen. Letztere sind neuerdings auch vegan zu haben. Für Dubilej, der den Kaffee mit Hafermilch ohne Aufpreis anbietet, gilt: Wenn etwas auch ohne Ei und Butter schmeckt, gibt es das auch vegan.

Der Geschmack steht im "Kyso" auch beim Thema Kaffee an erster Stelle. Deshalb hat sich Dubilej für eine qualitativ hochwertige helle Röstung seiner Bohnen entschieden, die gut schmeckt, aber eben nicht zu fruchtig ist, weil das nicht gut ankomme. Wenn Zeit dafür sei, dann serviere er auf Nachfrage auch gerne mal was Besonderes, sagt Dubilej. Aber grundsätzlich hält er es mit dem Kaffee wie mit den meisten anderen Dingen: bloß "kein Chichi". Neben Kaffee gibt es deshalb auch nur eine Handvoll Kaltgetränke, alle aus der Flasche und ohne aufwendige Deko am Glasrand.

Wen trifft man hier?

Das "Kyso" ist gut gelegen, wenn man mit dem Fahrrad in den Perlacher Forst will. Das scheint sich unter Radlern längst herumgesprochen zu haben, denn bei schönem Wetter steht vor dem kleinen Café eigentlich immer mindestens ein Rennrad, meistens gleich ein ganzer Tross.

Ansonsten tummelt sich dort vor allem die Nachbarschaft. Dubilej ist stolz darauf, dass vor allem Giesinger und Giesingerinnen auf einen Kaffee und einen Plausch vorbeikommen. Sein Café soll kein anonymer Ort sein, an dem jeder hinter seinem Laptop klebt, Kopfhörer im Ohr. Wlan gibt es deshalb nicht - mit Absicht.

Café Kyso , Tegernseer Landstraße 90, 81539 München, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8 bis 18 Uhr, Samstag 9 bis 18 Uhr.

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