München nach der Wahl:Gebremste Freude - selbst bei den Grünen

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Doris Wagner und Dieter Janecek bei der Wahlparty der Grünen in der Muffathalle in München. (Foto: Catherina Hess)

Über einen ganzen Wahlzyklus haben sich die Grünen nun als stärkste Kraft in München etabliert. Ungetrübt freuen können aber auch sie sich nicht über das Wahlergebnis.

Kommentar von René Hofmann

Die Bundestagswahl hat, auf München bezogen, einige spannende Erkenntnisse gebracht. Als erstes das Ergebnis der Grünen: Die Partei setzt ihren Aufstieg fort - wie es zu erwarten gewesen war. Bei den Zweitstimmen waren die Grünen innerhalb der Stadtgrenzen erneut die stärkste Kraft - wie bei den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr, bei der Europawahl 2019 und bei den Landtagswahlen 2018. Über einen ganzen Wahlzyklus hinweg haben sie nun bei jeder Gelegenheit gezeigt, wie groß ihr Potenzial in dieser Stadt ist.

Grün hat sich damit endgültig als vorherrschende Farbe in der Landeshauptstadt etabliert - und wäre Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock den Erwartungen gerecht geworden, mit denen sie bei ihrer Kür gestartet war, hätte das Grün sogar noch dunkler ausfallen können. Dann wäre vermutlich auch bei den Direktkandidaten noch mehr möglich gewesen.

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In allen vier Wahlkreisen hegten die Grünen Hoffnungen. Im Süden glückte es der 28-jährigen Jamila Schäfer auch tatsächlich, dem arrivierten Michael Kuffer (CSU) das Direktmandat abzujagen - eine bemerkenswerte Leistung. Im Westen aber unterlag Dieter Janecek Stephan Pilsinger (CSU) knapp, im Norden Doris Wagner Bernhard Loos (CSU) nicht ganz so knapp und im Osten konnte Vaniessa Rashid Wolfgang Stefinger (CSU) nicht wirklich nahe kommen.

Dass die CSU lediglich ein Direktmandat verlor, ist ein kleiner Trost für die Partei, die in der Stadt so arg gebeutelt wurde wie im Land. Weniger als 24 Prozent insgesamt, gegenüber der letzten Bundestagswahl in München mehr als sechs Prozent verloren: Das sind brutale Einschläge.

Ohne Chance im Rennen um die Direktmandate blieben die SPDler: Sebastian Roloff (Süden), Seija Knorr-Köning (Westen) und Claudia Tausend (Osten) kamen auf knapp 20 Prozent, Parteirebell Florian Post im Norden auf etwas mehr, aber auch er kam nicht in Schlagdistanz.

Das Personal, das die SPD für die Direktwahl aufbot, überzeugte offensichtlich nicht. Und dass die Partei bei den Zweitstimmen um gut zwei Prozent zulegte, ist auch keine eindeutige Erfolgsmeldung: Im Bundestrend ging es schließlich viel steiler bergauf. Auf der SPD-Wahlparty wurde zwar recht wacker getrunken, doch aus reiner Freude dürfte das nicht gewesen sein. Wie bei Grünen und CSU auch.

© SZ vom 27.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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