Brauerei Hopfenhäcker:Ein Sudhaus geht auf Reisen

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Braumeister am Steuer: Werner Schuegraf transportiert mit dem Gabelstapler das in Teile zerlegte Sudhaus ab. (Foto: Robert Haas)

Von Haidhausen zieht die kleine Brauerei Hopfenhäcker in die weitere Nachbarschaft um: Andrea Stemmer und Werner Schuegraf produzieren ihr Bier künftig in der "Forschungsbrauerei".

Von Patrik Stäbler, Haidhausen/Perlach

Es ist keine Woche her, da ist in just diesem Sudhaus noch Bier gebraut worden - das ebenso schwarze wie starke "Smokey Sten", um genau zu sein. Nun aber liegt das Herzstück einer jeden Brauerei in seine Einzelteile zerlegt in einem Haidhauser Hinterhof und wartet auf den Gabelstapler. Am Steuer sitzt Werner Schuegraf, eigentlich der Braumeister hier, der jetzt nacheinander die tonnenschwere Maische-Würzepfanne, den Läuterbottich und den sogenannten Whirlpool aufgabelt und sie durch ein Loch in der Mauerwand ins Freie balanciert - mühselige Zentimeterarbeit ist das. Die Bestandteile des Sudhauses werden danach auf einen Anhänger geschnallt und nach Perlach gefahren, wo sie ein Kran an ihren neuen Standort hievt - in der traditionsreichen Forschungsbrauerei.

Dort wurde erstmals 1930 und letztmals 2018 Bier gebraut. Seither bewirtet das Bräustüberl der Forschungsbrauerei zwar weiterhin Gäste, und auch ein Bier namens Forschungsbrauerei gibt es. Doch mit dessen Herstellung hat der Inhaber der Namensrechte eine andere Brauerei beauftragt; wirklich gebraut wurde auf dem Areal an den Gleisen nicht mehr - bis jetzt. Denn nun findet dort die Brauerei Hopfenhäcker eine neue Heimat, die bislang in einem Rückgebäude an der Weißenburger Straße ansässig war. Von dort ist jetzt das Sudhaus als letzte Gerätschaft nach Perlach gebracht worden. Laufe alles wie geplant, sagt Werner Schuegraf, werde er nächste Woche das erste Bier am neuen Standort brauen.

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"Für uns ist der Umzug ein großer Schritt nach vorne", sagt Andrea Stemmer, die Hopfenhäcker mit ihrem Ehemann Werner Schuegraf leitet. Nach ersten Versuchen in der heimischen Garage zogen sie 2016 nach Haidhausen - wohl wissend, dass dort mittelfristig der Abriss droht. "Wir waren eine Pop-up-Brauerei in einem baufälligen Gebäude", so formuliert es Schuegraf. In Perlach beziehe man nun "eine richtige Brauerei". Und zwar eine mit einer reichen Geschichte, die bis ins Jahr 1930 zurückreicht. Damals gründete der Brauer und Ingenieur Gottfried Jakob die Forschungsbrauerei, um an neuen Biersorten und Brauverfahren zu tüfteln - oft im Auftrag anderer Brauereien. Sechs Jahre später eröffnete er das Bräustüberl "als Prüfstelle, in der jeder Gast in aller Stille proben kann", wie es in der Historie der Brauerei heißt. Nach Gottfried Jakobs Tod 1958 führten sein Sohn und später der Enkel die Familientradition fort - bis 2011. Da übernahm ein neuer Besitzer die Forschungsbrauerei, der infolge eines Schadens am Sudhaus ab 2018 aber nicht mehr dort braute.

Von der bestehenden Anlage habe er kaum etwas übernehmen können, sagt Werner Schuegraf. "Das meiste war entweder veraltet oder für unsere Belange überdimensioniert." Entsprechend habe man vieles herausgerissen; allein das alte Sudhaus mit seinem Kupferkessel blieb erhalten - wird aber nicht mehr genutzt. Vielmehr braut Schuegraf sein Hopfenhäcker-Bier auch am neuen Standort im bewährten Sudhaus, ehe es wie bisher an Getränkemärkte, Lokale und Geschäfte ausgeliefert wird - was Andrea Stemmer mit Kleinwagen oder Lastenfahrrad erledigt. Obendrein versorgt ihre Brauerei nun auch das benachbarte Bräustüberl der Forschungsbrauerei mit Weißbier und Hellem. "Für uns ist das natürlich super, dass wir endlich eine Wirtschaft haben, die wir fest beliefern können", sagt Andrea Stemmer.

Nach dem kräftezehrenden Umzug werde es für sie und ihren Mann erst mal darum gehen, "am neuen Standort anzukommen". Dazu wird auch ein Eröffnungsfest gehören, das entweder am 23. oder 25. November stattfinden soll, sagt Schuegraf. Das zweite Datum wäre sein 59. Geburtstag, das erste ein Jubiläum für Hopfenhäcker. Denn exakt fünf Jahre zuvor feierte die Brauerei ihre Eröffnung in Haidhausen. Dort firmierte sie erst unter dem Namen Hopfenhacker, später kamen auf dem "a" zwei Punkte hinzu - um klarzustellen, dass keine Verbindung zu einer ähnlich klingenden Großbrauerei besteht. Wobei der Name bereits zuvor wie "Häcker" ausgesprochen wurde, in Anlehnung an das englische Wort für "tüfteln". Denn genau das ist - wenn's ums Bier geht - die Leidenschaft des gelernten Brauanlagenbauers Schuegraf, dessen Biere gerne auch mal fruchtig, rauchig oder mit einem Aroma von Koriander und Bitterorange daherkommen. Was für die Forschungsbrauerei in Perlach bedeutet: Dort wird nicht nur bald wieder gebraut, sondern auch wieder am Bier geforscht.

© SZ vom 24.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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