Oktoberfest:Wiesnwirt Reichert hat "Hausaufgaben gemacht"

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In der Bräurosl soll in diesem Jahr ohne negative Schlagzeilen gefeiert werden. (Foto: Wolfgang Maria Weber/IMAGO)

Nach den Problemen im vergangenen Jahr soll das Bräurosl-Festzelt diesmal besser gerüstet sein: mit einem neuen Kühlsystem und einem "Kompetenzteam" um Wirt Peter Reichert.

Von Ekaterina Kel

Wie ein Schüler vor der Klasse steht der gestandene Wiesnwirt Peter Reichert vor der Presse, um von seiner Arbeit zu berichten. Er guckt bescheiden in die Runde und äußert sich recht knapp, mit einem schüchternen Lächeln. "Wir haben uns sehr, sehr gut vorbereitet", sagt Reichert. Einen "Stab von hervorragenden Leuten" hätten sie nun an ihrer Seite. Damit die Laune im Festzelt Bräurosl gut wird und auch so bleibt, gibt es ein Hygienekonzept, ein neues Sicherheitskonzept und ein eigenes, 120 000 Euro teures Kühlungssystem. Was er nicht sagt: dass er Lehren aus den Problemen des letzten Jahres gezogen hat.

Das sagt Andres Steinfatt für ihn, er ist Chef von Paulaner und Hacker-Pschorr und derjenige, der Reichert im vergangenen Jahr als Wiesnwirt für die Bräurosl, eins der 14 großen Festzelte auf dem Oktoberfest, engagiert hat. Auf der Pressekonferenz an diesem Dienstag im Marienplatz-Saal des Wirtshauses Donisl will er zeigen, dass er weiterhin fest hinter seinem Wiesnwirt steht.

Bekommt trotz der schwierigen Premiere offenbar eine zweite Chance auf der Wiesn: Peter Reichert. (Foto: Catherina Hess)

Für den Anfang stellt er sich wie ein Lehrer vor Reichert und dessen Lebensgefährtin Franziska Kohlpaintner, die auf einem Infoblatt zusammen als Wirtepaar des Festzelts angekündigt werden, und sagt: "Die Hausaufgaben sind gemacht worden." In den Medien sei viel geschrieben worden, die Dinge seien abgearbeitet oder "in finaler Arbeit", aber nun wolle man eben nach vorne schauen.

Trotz Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Körperverletzung und Verstößen gegen Hygiene- und Lebensmittelvorschriften im vergangenen Jahr sowie einem Strafbefehl des Amtsgerichts München bescheinigte das Kreisverwaltungsreferat dem Bräurosl- und Donisl-Wirt die allgemeine Zuverlässigkeit als Gastronom, sodass die Stadt Reichert im Mai weiterhin als Wiesnwirt bestätigte. Dieser hatte zu dem Zeitpunkt auch schon Widerspruch gegen den Strafbefehl eingelegt, Fehler eingeräumt und sich entschuldigt. Die Kritikpunkte hätten sich Reichert und seine Lebensgefährtin "sehr zu Herzen genommen", sagt Steinfatt nun am Dienstag.

Der "Tanker" Bräurosl, wie Steinfatt das riesige Festzelt nennt, habe mit seinen 8250 Plätzen eine andere Dimension als das kleinere Zelt Zur Schönheitskönigin auf der Oidn Wiesn, das Reichert früher mit seiner damaligen Frau Gerda Reichert geleitet hat. Um den Tanker also dieses Jahr geschmeidiger durch die See steuern zu können, hat Reichert sich ein "Kompetenzteam" zusammengestellt. Und die Fachleute lässt er an diesem Dienstag gerne für sich reden.

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Da ist etwa der Fachanwalt und Professor für Lebensmittelrecht von der Technischen Universität München, Alfred Meyer, der das neue Hygienekonzept der Bräurosl vorstellt. So ein großes Festzelt mit frischem Essen zu versorgen, sei eine logistische Herausforderung. Da gehe es um die Frage, wie man die Kühlketten bei den Produkten einhält oder wer wo und wie zu putzen habe, damit die Sauberkeit ständig gewährleistet sei. Das neue Kühlsystem für Lebensmittel messe ständig die Temperatur und sende Warnsignale direkt an die Handys der Beteiligten, falls etwas nicht stimme. Reichert erlebe er als "lernfähig", so Meyer. "Und er will was lernen und sich selbst Standards setzen."

Fabian Schäfer von der Firma f-Quadrat soll Reichert außerdem dabei helfen, die Riesensause im Festzelt zu organisieren, mit eigenem Sicherheitskonzept und einem zeltinternen Sanitätsdienst. Und Franziska Kohlpaintner verspricht, dass das "bewährte Musikkonzept" - also tagsüber die Blaskapelle Josef Menzl und abends die Partyband "Erwin und die Heckflossen" - beibehalten werde, allerdings mit besserer Soundqualität im Zelt.

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