Funkhaus des Bayerischen Rundfunks:"Es wäre Irrsinn, einen Bau von dieser einzigartigen Qualität abzureißen"

Lesezeit: 2 min

Protest aus der Kultur: Etwa 150 Menschen sind gekommen, um gegen den Abriss des Funkhauses zu protestieren. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Bei einer Kundgebung sprechen sich zahlreiche Künstlerinnen und Künstler für den Erhalt des BR-Studiobaus aus.

Von Sebastian Krass

Andreas Hofmeir beginnt seine kleine Rede mit Verständnis für Katja Wildermuth, der Intendantin des Bayerischen Rundfunks (BR). Die wirtschaftliche Lage des Senders sei schwierig, "die Intendantin kann nur in dem Rahmen arbeiten, den die Politik vorgibt". Und dann kommt Hofmeirs großes "Aber".

Ein öffentlich-rechtlicher Sender habe "einen Bildungsauftrag", so fährt der Musiker, Tuba-Professor am Mozarteum in Salzburg und früher Mitglied bei La Brass Banda, fort. Doch die Erfüllung dieses Auftrags sieht Hofmeir gefährdet: Denn das Kulturprogramm des Radiosenders Bayern 2 soll reformiert werden und der historische "Studiobau" auf dem BR-Stammgelände ist zum Abriss vorgesehen. Das Radioprogramm in seiner derzeitigen Form und der Studiobau bilden für Hofmeir "ein einzigartiges Erbe, das wir irgendwie retten müssen".

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Hofmeir, der mit seiner Partnerin, der Organistin und Pianistin Barbara Schmelz, auch zwei Stücke spielt, gehört zu den mehr als 20 Künstlerinnen und Künstlern, Rednerinnen und Rednern, die am Dienstagabend während einer Kundgebung auf dem Rundfunkplatz auftreten und sich für den Erhalt des Studiobaus aussprechen - und immer wieder gegen die Reform des Kulturprogramms.

Etwa 150 Menschen sind gekommen, um sich mit dem Ansinnen zu solidarisieren. Neben Hofmeir und Schmelz treten unter anderem die Hochzeitskapelle, die Harfenistin Evelyn Huber und der Kabarettist Holger Paetz auf. Der Sänger und Pianist Konstantin Wecker hat eine Grußbotschaft geschickt.

"Kultur braucht Platz": Dieser Slogan ist auf einer Kundgebung für den Erhalt des BR-Studiobaus in München zu lesen. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Man feiere Geburtstag, sagt die Demo-Organisatorin Eva Demmelhuber, der Studiobau sei auf den Tag genau vor 60 Jahren eingeweiht worden. Er beherbergt mehrere größere Studios für Aufnahmen und Konzerte von exzellenter akustischer Qualität, zudem gibt es zahlreiche Hörfunkstudios und weitere Aufnahmeräume, etwa für Hörspiele oder Lesungen.

Wenn der BR den derzeit laufenden Umzug nach Freimann abgeschlossen hat, braucht er den Studiobau nicht mehr für den Sendebetrieb, er soll aus wirtschaftlichen Gründen weichen. Bereits seit einiger Zeit ist geplant, auf dem bisherigen BR-Stammgelände einen "Mediencampus" mit Neubauten zu errichten und zu großen Teilen zu vermieten.

Doch es hat sich Widerstand gegen den Abriss des Studiobaus formiert, über den Ende Februar die SZ berichtete. Inzwischen gibt es auch einen "Brandbrief" an die BR-Geschäftsleitung, den mehr als 3000 Menschen online unterschrieben haben, zu den Erstunterzeichnern gehören Gerhard Polt, Hans Well und Christian Gerhaher.

Der Studiobau des BR ist auch ein Ort für Konzerte, wie hier beim "Puls-Festival" im Jahr 2018. (Foto: Steffi Rettinger)

Im August erklärte der BR, ein externes Gutachten habe ergeben, dass eine Sanierung des Studiobaus 300 Millionen Euro kosten würde. Daraufhin habe der Verwaltungsrat, dem die Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) vorsitzt, im Juli beschlossen, am Abriss festzuhalten. Dieser ist möglich, weil das Landesamt für Denkmalpflege den Studiobau nach einer Prüfung nicht als Baudenkmal eingestuft hat - eine Entscheidung, die Abrissgegner scharf kritisieren. Auf einem Demo-Transparent wird Bayerns oberster Denkmalschützer aufgefordert, "Einsicht" zu zeigen und den Bau unter Schutz zu stellen.

"Es wäre Irrsinn, einen Bau von dieser einzigartigen Qualität abzureißen", sagt Konstantin Wecker in seinem Grußwort. Kurz danach ergänzt die Harfenistin Evelyn Huber: "Wir Musiker würden ein Stück Heimat verlieren."

Der Tubist Andreas Hofmeir weist in seinem Redebeitrag darauf hin, dass der Studiobau nach dem Ende des Sendebetriebs "so viele einzigartige Möglichkeiten bieten würde, er könnte noch viel intensiver genutzt werden", etwa von der Musikhochschule, die ständige Platznot habe, von der freien Musikszene oder auch für Bildungsprojekte. "Einen Bau mit diesen Möglichkeiten zu errichten", sagt Hofmeir, "wäre heute finanziell nicht mehr möglich. Aber hier steht er schon."

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