Neuhausen/Nymphenburg:Die Mehrheit steht stolz zum Neubau

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ÖDP-Argumente gegen Biotopia im Schloss-Ensemble verhallen ungehört

Von Sonja Niesmann, Neuhausen/Nymphenburg

Viel zu groß, der CO₂-Fußabdruck, den der geplante Neubau des Museums Biotopia im nördlichen Seitenflügel von Schloss Nymphenburg verursachen würde. Gerade "für ein naturkundliches Museum wäre es fragwürdig, wenn es auf Basis ökologischer und verkehrlicher Probleme errichtet wird" - das findet jedenfalls die ÖDP im Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg und brachte in der jüngsten Sitzung den Antrag ein, den Neubau auf den Prüfstand zu stellen. Mit einer Verdreifachung der Ausstellungsfläche ziehe man noch weit mehr Besucher nach Schloss Nymphenburg als bisher, es drohe der "Übertourismus". Eventuell könne man auch einfach im Museum Mensch und Natur so weiter machen wie bisher oder dieses ertüchtigen, schob Matthias Walz seinem Antrag nach.

Das sind neue Töne im Bezirksausschuss, der bisher - ausgenommen die Kritik am ersten Fassadenentwurf - sogar mit gewissem Stolz zum Neubau stand, trotz aller sich derzeit wieder verstärkenden Proteste aus der Bürgerschaft. Und bei dieser Haltung bleibt die große Mehrheit im Gremium auch, dem Biotopia-Gründungsdirektor John Gorman kurz zuvor noch einmal das Konzept für das neue Museum erläutert hatte; die beiden ÖDP-Mitglieder fanden keine einzige unterstützende Stimme bei der Abstimmung über ihren Antrag. "Das ist großartig, höchste Zeit, dass es umgesetzt wird", betonte Nikolai Lipkowitsch für die Grünen. Jörn Retterath (SPD) sprach von einem "Leuchtturm". Felix Meyer (FDP) empfahl, in aller Gelassenheit abwarten, wie sich der Haushaltsausschuss des Landtags im Juli dazu positionieren wird. Und "die abschmelzenden Eiskappen in Grönland mit Biotopia in Verbindung zu bringen", wie es Walz getan hatte, fand Meyer dann doch ein bisschen zu weit hergeholt. Wer, hieß es zudem, könne sich den Klimaschutz mehr auf die Fahne schreiben als das Biotopia-Team, das den Naturkunde-Begriff aufweiten will, von einem "Life-Science"-Museum spricht?

Nur die CSU stimmte nicht in die allgemeine Begeisterung ein, sprach sich aber auch nicht gegen Biotopia im Schloss-Ensemble aus. Ihr früheres Fraktionsmitglied und von Ende 2017 bis 2020 sogar ihr Sprecher, Leo Agerer, mittlerweile Stadtrat, gehört zu den Strippenziehern beim Vorstoß einiger Münchner CSUler, einen anderen Standort für das neue Museum zu wählen. Die amtierende CSU-Fraktionssprecherin Gudrun Piesczek beschränkte sich auf die eindringliche Mahnung, die Verkehrsproblematik am Schloss sei noch ungelöst.

© SZ vom 20.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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