Abfallwirtschaft:Ein Neubau für 54 000 Tonnen Biomüll

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Was in der Biotonne landet, soll künftig auch in München verwertet werden. (Foto: Arno Burgi/picture alliance/dpa)

Bisher reichen die Kapazitäten der Entsorgungsanlage in Freimann nur für die Hälfte der stadtweiten Abfälle - und so werden Bananenschalen bis nach Thüringen gekarrt. Doch das soll sich mit einer 50 Millionen Euro teuren Anlage ändern.

Von Julian Raff

Was in Münchner Biotonnen landet, kommt manchmal ziemlich weit herum, bevor aus Bananenschalen oder Kaffeesatz Biogas, Strom und Erde werden. Die 2003 in Betrieb gegangene Fermentationsanlage im Entsorgungspark (ESP) Freimann verarbeitet mit 22 500 Tonnen knapp die Hälfte der pro Jahr anfallenden 47 000 Tonnen Biomüll. Was ansonsten nicht von privaten Entsorgern in der Region angenommen wird, muss teilweise bis nach Thüringen gekarrt werden. Die transportierte Masse besteht bis zu 67 Prozent aus Wasser, was die Ökobilanz noch weiter verhagelt.

Die Stadt will diese wenig nachhaltige Praxis beenden und mehr Kapazitäten für die Entsorgung in München schaffen. Die Betriebsgenehmigung der Freimanner Anlage läuft wegen verschärfter Umweltauflagen Ende 2026 aus, mit Verlängerungsoption bis Ende 2027, wenn auch die Förderung aus dem Energie-Einspeisegesetz (EEG) endet. Der Kommunalausschuss brachte nun einen Neubau auf den Weg, der rund 50 Millionen Euro kosten und Anfang 2028 in Betrieb gehen soll, vorzugsweise auf dem Freimanner ESP-Gelände, oder weiter östlich, auf einem Areal bei der Deponie Nord zwischen Nürnberger Autobahn und Freisinger Landstraße.

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Die neue Anlage soll, um den Anforderungen der Technischen Anleitung (TA) Luft zu genügen, komplett eingehaust werden und 54 000 Tonnen Biomüll pro Jahr verarbeiten können, also 7000 Tonnen mehr, als derzeit in der Stadt anfallen. Langfristig strebt die Stadt aber auch eine Verringerung der Restmüllquote zugunsten des Biomülls an.

Mit Blick auf den Eröffnungstermin bis 2028 bleibt nicht viel Zeit für den weiteren politischen Vorlauf: Bis zur Sommerpause muss der Stadtrat den Standort definitiv festlegen. Die beiden Freimanner Varianten sollen geleichberechtigt geprüft werden, auch wenn das Kommunalreferat die Lösung auf dem dritten Bauabschnitt des Entsorgungsparks bevorzugen würde. Mitzureden hat hier allerdings die Staatsregierung, die den freien Teil des Geländes bisher als Reservefläche für eine Deponie mit 1,7 Millionen Kubikmetern Inhalt freihalten will und die Nutzung genehmigen müsste.

Das östliche, kleinere Gelände wird derzeit von den Stadtgütern München als Lagerplatz verwendet und müsste vom Abfallwirtschaftsbetrieb für 7,8 Millionen Euro angekauft werden. Endgültig vom Tisch ist dagegen die lange diskutierte Option, die Anlage beim Heizkraftwerk Nord zu bauen. Entsprechende Änderungsanträge von Grünen und ÖDP wurden abgelehnt. Das Gelände liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Unterföhring und ist außerdem, wie Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) im Ausschuss erklärte, komplett überplant. Ob wegen sinkender Restmüllquoten künftig wirklich ein Kraftwerksblock abgeschaltet werden kann, wie einige Antragsteller hoffen, könne man, laut Frank, erst ab 2035 sagen.

Nur als ungeliebte Notlösung im Beschlusstext bleibt eine Kooperation mit dem städtischen Augsburger Entsorger AVA KU, die auf einen permanenten Biomüll-Tourismus über 65 Kilometer Distanz hinausliefe und überdies stadtnahe Umschlagplätze bräuchte. Zügig nach der Sommerpause müssen die Stadträte dann auch über die technischen Varianten entscheiden, etwa die Wahl des Vergärungsverfahrens. Anstreben will die Stadt dabei ein Kaskadenverfahren: Zur Optimierung des Ertrags an Biogas, Strom, Abwärme und Erde soll das Material dabei so oft wie möglich innerhalb der Anlage wiederverwendet werden.

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