Autonomes Fahren in München:Wenn der Bus ohne Fahrer unterwegs ist

Lesezeit: 2 min

Die automatisierten Busse sollen auch gerufen werden können und "on demand" fahren. (Foto: MVG)

Schon Ende des Jahres sollen autonome Busse im Münchner Stadtgebiet erprobt werden - nur Fahrgäste dürfen noch nicht mit.

Von Andreas Schubert

Busse, die ganz ohne Fahrer unterwegs sind: Was vor einigen Jahren noch wie eine Utopie klang, soll in München bald Wirklichkeit werden. Von Ende dieses Jahres an will die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) autonom fahrende Busse auf öffentlichen Straßen testen. Der Probelauf erfolgt im Rahmen des Forschungsprojekts "MINGA", an dem 15 Partner aus Verwaltung, Forschung, Wirtschaft und Industrie zusammenarbeiten. Darunter sind unter anderem die Technische Universität München (TUM), Hersteller von Bussen sowie der Landkreis München.

Im vergangenen Jahr hat das Mobilitätsreferat das Projekt vorgestellt. Heute sagt Mobilitätsreferent Georg Dunkel, früher sei er eher skeptisch gewesen. Nun glaube er fest daran, dass sich das autonome Fahren durchsetzen kann. Die Frage sei nur: wann.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

Laut MVG könnte eine Zulassung für den Fahrgastbetrieb schon bis Ende 2025 erreicht werden. Doch einer längeren Planungsphase folgt ein vorsichtiger Anfang: Zunächst soll ein automatisierter Solobus im Stadtnorden auf der Linie 178 getestet werden. Im Süden sollen sogenannte Bus-Platoons auf der Linie 197 fahren. Das sind zwei Busse hintereinander, die ausschließlich digital miteinander gekoppelt sind. Der hintere Teil ist so etwas wie ein Anhänger, der mit einer elektronischen Deichsel mit dem vorderen Bus verbunden ist.

Die Tests sollen zunächst in Taktlücken und Randzeiten erprobt werden, ohne dabei Fahrgäste zu befördern. Dabei wird zum Beispiel umfangreich getestet, wie die Haltestellen im automatisierten Betrieb sicher angesteuert werden können. Die Linien wurden so ausgewählt, dass diese möglichst abwechslungsreich sind (mehrspurige Straßen, verkehrsberuhigte Bereiche, Überqueren von Trambahngleisen, dichte Siedlungsstruktur, relevantes Verkehrsaufkommen). So können vielerlei Einsatzszenarien unter realistischen Bedingungen erprobt werden. Eine Genehmigung des Freistaats für die detaillierten Strecken steht noch aus.

Doch warum testet die Stadt überhaupt fahrerlose Busse? Unter anderem könnten Verkehrsunternehmen mit autonomen Fahrzeugen einerseits das ständige Problem des Personalmangels in den Griff bekommen. Andererseits können die virtuell gekoppelten Busse auch einzeln fahren und sind somit flexibler einsetzbar. In Zeiten mit weniger Fahrgästen stünden dann zwei Solobusse zur Verfügung statt ein langer Gelenkbus.

In der Erprobungsphase wird zunächst noch Sicherheitsfahrpersonal an Bord sein. Bevor die autonomen Busse im regulären Betrieb eingesetzt werden können, gilt es unter anderem herauszufinden, wie sich automatisierte Fahrzeuge in den Regelfahrplan einfügen können und in welchen Bediengebieten der Einsatz automatisierter Fahrzeuge sich am besten bewährt hat.

Doch mit den autonomen Fahrzeugen alleine ist es nicht getan. Um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten, muss die Infrastruktur angepasst werden, auch daran arbeiten die Projektpartner noch. An einer der Testkreuzungen der Technischen Universität in Taufkirchen/Ottobrunn sollen von diesem Jahr an Konzepte für die Anfahrt der Haltestellen, die Beschleunigung an Ampeln und den barrierefreien Zugang untersucht werden.

Interessant sind aus Sicht des Mobilitätsreferats vor allem kleinere autonome Busse, die "on demand", also auf Abruf, bestellt werden und so den öffentlichen Nahverkehr ergänzen könnten. Auch MVG-Chef Ingo Wortmann ist überzeugt, dass mit dem autonomen Angebot der ÖPNV künftig flexibler und attraktiver werden kann.

Für die MVG und andere Verkehrsgesellschaften würden sich fahrerlose Systeme wegen der niedrigeren Betriebskosten langfristig rechnen. Ob das Ganze bei den Fahrgästen ankommt, wollen die Projektpartner in Umfragen herausfinden. Bernd Rosenbusch, Geschäftsführer des Münchner Verkehrsverbunds (MVV), ist überzeugt, dass autonomes Fahren genauso einfach und bequem nutzbar wird wie auch alle anderen Verkehrsmittel im MVV.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusWie junge Menschen die Demokratie stärken
:Raus aus der eigenen Bubble

Sich gehört fühlen, kontrovers diskutieren, in Kontakt kommen - das ist das Ziel von Youmocracy, einer Initiative von Studierenden. Sie wollen politisches Interesse wecken. Nicht nur an der Uni.

Von Katharina Haase

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: