"Also so etwas", sagt der Kaufhaus-Detektiv, "hab ich noch nie gesehen." Er hat das Bild von den beiden Damen noch genau vor Augen, wie sie mit haufenweise Taschen, Tüten, alle vollgestopft bis über den Rand und sogar noch Koffern in Richtung Ausgang marschierten. Auf keiner der Tüten klebte die blaue Marke, mit der die Ware als bezahlt gekennzeichnet wird. Der Security-Mann alarmierte die Polizei, und was dann geschah, dürfte ein Beamter so auch noch nicht erlebt haben: Die randalierende und gefesselte Cansu K. fasst ihm zweimal in den Intimbereich und drückte zu - so sieht es jedenfalls die Anklage.
Vor dem Amtsgericht München sitzen nun Bianca K., 42 Jahre, und Cansu K., 31, zwei Nachbarinnen, die im Dezember vergangenes Jahr die Weihnachtseinkäufe auf ihre Art erledigt haben sollen. "Wir sind Nachbarn", erzählt die Ältere, sie selbst habe nur gestohlen "für Weihnachten, für meine Kinder". Laut Anklage sollen zunächst in zwei Läden in den Riem-Arcaden diverse Klamotten, Haushaltsgegenstände wie Espressokocher, Tortenaufleger und Schreibwaren im Gesamtwert von 125 Euro abhanden gekommen sein.
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Wenig später tauchten die beiden Frauen auf den Überwachungskameras eines Bekleidungsgeschäfts in Neuperlach auf. Dort müssen sie so ziemlich alles eingesteckt haben, was sie tragen konnten: Bekleidung, Koffer, Spielzeug, Kosmetika im Gesamtwert von mehr als 750 Euro. So stachen sie dem Kaufhaus-Detektiv ins Auge. Bianca K. ist geständig, Cansu K. ebenso. Man habe nur für den Eigenbedarf gestohlen. "Bei den Mengen stellt sich die Frage, ob das nicht doch gewerblich war", meint Richterin Anna Frey.
Knifflig wird es bei den weiteren Anklagepunkten. Denn Cansu K. soll die eintreffenden Polizisten beleidigt, Widerstand geleistet und bei einem Beamten sexuell übergriffig geworden sein. Die Frau habe sich so aufgeführt, erzählt eine Polizistin, dass der Kollege sie frontal gegen eine Wand gedrückt und ihre Hände am Rücken fixiert habe. Sie soll dann mehrfach in Richtung seines Intimbereichs gegriffen haben.
"Meine Mandantin stand damals unter Alkohol und Tabletten", sagt Heidi Pioch, die Verteidigerin von Cansu K. Sie habe sich aus den Fesseln herauswinden wollen, "aber nicht gekniffen". Da der betroffene Polizist erkrankt sei und ein sexueller Übergriff im Raum stehe, werde man einen Folgetermin vereinbaren müssen, sagt die Richterin. Ein sexueller Übergriff wird mit Freiheitsstrafen zwischen sechs Monaten und fünf Jahren geahndet.