Prozess in München:Uhren im Wert von 1,1 Millionen Euro erbeutet - Mann vor Gericht

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Auch beim Juwelier Bucherer in der Residenzstrasse ist auf brutale Weise eingebrochen worden. (Foto: Stephan Rumpf)

Der 45-Jährige soll zwei Mal mit einem Auto in Juweliergeschäfte gerast sein. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er Teil einer bundesweit agierenden Bande war.

Von Susi Wimmer

Er wolle "uns allen Zeit sparen", setzt Rafal P. geflissentlich zu einem Teilgeständnis an. Dann erklärt er, dass er in der Nacht zum 3. Februar vergangenen Jahres mit einem gestohlenen Auto bei Juwelier Bucherer an der Residenzstraße absichtlich das Rolltor durchbrochen habe, um dann mit drei Komplizen Uhren im Wert von 1,1 Millionen Euro zu stehlen. Der Blitzeinbruch ist nicht der einzige in der Art, bei dem der 45-jährige Mann dabei gewesen sein könnte. Aber zu weiteren Taten und vor allem auch zu seinen Mittätern schweigt Rafal P., "aus Sorge und Angst um meine Familie in der Heimat". Wann der gebürtige Pole aus dem deutschen Gefängnis die Heimreise antreten kann, das entscheidet die 12. Strafkammer am Landgericht München I.

Staatsanwalt Florian Denninger wirft Rafal P. in seiner Anklageschrift eine ganze Reihe an Straftaten vor. Im Sommer 2019 etwa sollen P. und weitere Männer in den frühen Morgenstunden ebenfalls mit einem Wagen frontal in die Eingangstür des "German Style Juweliers" am Thomas-Wimmer-Ring gerast sein und anschließend die Vitrinen leer geräumt haben. Dabei sollen sie Armbanduhren und Schmuck im Wert von mehr als 370 000 Euro erbeutet haben. Wie auch später bei dem Einbruch in der Residenzstraße sollen zuvor in München jeweils zwei Autos gestohlen worden sein. Eines, das als Rammbock zum Aufbrechen der Türen diente, und ein zweites als Fluchtwagen.

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Als der Staatsanwalt zum Verlesen der Anklage ansetzt, meint Rafal P. zur Dolmetscherin, sie müsse diese nicht übersetzen, "ich kenne sie auswendig". Aber Richter Bernhard Geismar erklärt, dass alles übersetzt werde, "Sie müssen ja nicht zuhören". Bereits vor der Verhandlung, führt Geismar aus, habe es Verständigungsgespräche zwischen den Prozessbeteiligten gegeben, die bei einem Geständnis eine Freiheitsstrafe von fünfeinhalb bis zu sechs Jahren und vier Monaten vorsahen. Zu einem Abschluss kommt es jedoch nicht. P. legt dann sein Geständnis ab, das sich wohl an der Aktenlage orientiert. Offenbar fand die Spurensicherung nur bei dem Einbruch bei Juwelier Bucherer seine DNA. Zu dem Fall am Thomas-Wimmer-Ring will er sich nicht äußern, und mit den Autodiebstählen habe er nichts zu tun.

Die Staatsanwaltschaft allerdings geht davon aus, dass P. Teil einer bundesweit agierenden Bande war, die mit demselben Modus Operandi etliche Juweliere bestohlen hat. In Bamberg soll P. mit von der Partie gewesen sein, zu anderen Orten in Deutschland schweigt er. Richter Geismar versucht, dem 45-Jährigen Einzelheiten zur Struktur der polnischen Bande zu entlocken. Aber P. erzählt lediglich, dass drei Leute die Objekte und die zu stehlenden Autos ausgesucht hätten und mit der Planung befasst waren, während in wechselnder Besetzung vier dann die Taten ausführten. Er kenne zwei der Planer schon von Kindesbeinen an. Einer von ihnen habe ihn dann Anfang 2019 angesprochen. Auf der Fahrt nach Deutschland habe man sich kurz vor der Grenze auf einem Parkplatz getroffen, die restlichen Mitglieder habe er vorher nicht gekannt.

Für die Tat in der Residenzstraße habe er 40 000 Euro erhalten. Er habe sich ein neues Auto gekauft, sei verreist, habe die Wohnung renoviert und das Geld "einfach für's Leben" ausgegeben. Ein Urteil soll nächste Woche fallen.

© SZ vom 20.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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