Umbau der Alten Akademie:Flächen ohne Konsumzwang - geht das?

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Vor fünf Jahren fand ein urbanes, konsumfreies Picknick im Hof der Alten Akademie statt. Wenn es nach dem Bezirksausschuss Altstadt-Lehel geht, soll auch in Zukunft Platz für solche Veranstaltungen sein. (Foto: Robert Haas)

Die Pläne der Signa-Gruppe für den Schmuckhof der Alten Akademie setzen vor allem auf Freiluftgastronomie - sehr zum Missvergnügen der Lokalpolitiker. Was sie sich unter dem Projekt vorstellen.

Von Julian Raff

So umstritten die Pläne der Signa-Gruppe zum Umbau der Alten Akademie auch bleiben, gilt die geplante Öffnung des "Schmuckhofs" hinter dem östlichen Gebäude an der Neuhauser Straße 8 doch als Pluspunkt für die Allgemeinheit. Ob dort aber wirklich neue Aufenthaltsflächen ohne Konsumzwang entstehen werden, bleibt unklar. Die Planung belegt weit mehr als die Hälfte des Hofs mit Freischankbereichen für drei Lokale, die dort neben Büros, Einzelhandel und 53 Wohnungen entstehen sollen.

Unzufrieden mit dieser Aufteilung ist der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel. Die Stadtteilvertreter wollen stattdessen den nicht überdachten Teil des Schmuckhofs von Außengastronomie freihalten und diese ausschließlich unter den seitlichen Arkaden platziert sehen. Sie fordern dies nicht obwohl, sondern gerade weil die Planung aus ihrer Sicht wenig vom historischen Erscheinungsbild übrig lässt. Es bleibe eigentlich nur der "Raumeindruck" des Hofs, und der verkomme durch die Bestuhlung zur "Karikatur", bilanzierte Stefan Blum (CSU) im Bezirksausschuss eine kürzliche Besprechung mit Investor und Planer und sprach dabei den Kollegen fraktionsübergreifend aus der Seele.

Der Bezirksausschuss ist gegen weitere Wirtsgärten

Im Innenhof, wie auch sonst in der Altstadt, sähen diese lieber konsumfreie Aufenthaltsflächen als weitere Wirtsgärten. Unabhängig davon, ob sie damit bei der Bauverwaltung Gehör finden, verspricht die Planung öffentlichen Mehrwert anderswo im Zentrum: Eigentlich ging es beim jüngsten Treffen mit Signa-Projektmanager Torsten Kreher und Landschaftsarchitektin Regine Keller um die aktualisierte Dach- und Innenhofbegrünung des westlichen Gebäudes an der Neuhauser Straße 10, welche die Lokalpolitiker begrüßen. Keller und Kreher stellten bei dieser Gelegenheit aber auch in Aussicht, in der Altstadt einen neuen Spielplatz mit Aufenthaltsflächen zu finanzieren, sofern sich ein geeigneter Platz findet.

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An sich müsste Signa für die 53 Wohnungen einen Kinderspielplatz anlegen, aus Denkmalschutzgründen hat die Stadt den Bauherren jedoch von dieser Verpflichtung befreit, gegen Zahlung einer Ablöse. Den Vorschlag des Investors, stattdessen direkt in öffentliche Infrastruktur zu investieren, heißt der BA mehrheitlich gut - umso mehr, als in den Luxuswohnungen der Alten Akademie ohnehin kaum Familien einziehen dürften, so die Vorsitzende Andrea Stadler-Bachmaier (Grüne). Das Gremium möchte verschiedene Standorte prüfen, zunächst hatte es das Nordende des Sendlinger-Tor-Platzes zur Herzog-Wilhelm-Straße und eine Fläche zwischen der Schrannenhalle und dem benachbarten Hochbunker an der Prälat-Zistl-Straße ins Auge gefasst.

Der Investor bietet an, eine Replik des Pettenkofer-Brunnens zu finanzieren

Erstere ließe sich zwar nach Beendigung der Baustelle am Sendlinger-Tor-Platz anlegen, käme aber eventuell Plänen in die Quere, in der Herzog-Wilhelm-Straße eine Fußgängerzone anzulegen und vielleicht sogar den Stadtbach an die Oberfläche zu holen. Die Fläche beim Hochbunker liegt nach Einschätzung des Baureferats arg nah am Altstadtring, die Stadtviertel-Vertreter hoffen aber auf rückläufige Schadstoffbelastung durch E-Mobilität und Umsetzung des Radl-Rings. Da es am Jakobsplatz bereits einen Spielplatz für kleine Kinder gibt, käme dort eher eine Fläche für Ältere in Frage, beziehungsweise für alle Generationen.

Eine weitere Zusage machte der Investor bei der Rekonstruktion des einstigen Pettenkofer-Brunnens an der Südfassade der Alten Akademie. Zum Schutz vor Luftangriffen wurde der 1899 zu Ehren des Hygienepioniers Max von Pettenkofer errichtete Originalbrunnen 1944 demontiert und ist seither verschollen. Eine originalgetreue Replik mitsamt der Gedenkplakette würde Signa finanzieren, sofern die Stadt Betrieb und Wartung übernimmt. Letzteres ist eine kostspielige, aber in der vorgeschlagenen Form notwendige Aufgabe: Geplant ist kein reiner Zierbrunnen, sondern ein Trinkwasserspender, denn nur ein solcher wird, wie auch der BA bekräftigt, dem Andenken an den Vater der vorbildlichen Münchner Wasserversorgung gerecht.

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