Opernpremiere:Herrlich frisch

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Die Gräfin (Johanna Beier) beim nächtlichen Versteckspiel im Garten, links Tabea Mitterbauer als Cherubin. (Foto: Tobias Melle)

Die Kammeroper München bringt Mozarts "Figaro" mit einer tollen, jungen Besetzung in den Hubertussaal.

Von Egbert Tholl, München

Die Kammeroper München hat lange gewartet, bis sie sich an Mozarts "Le nozze die Figaro" wagte, zu groß war der Respekt vor diesem Werk. Das musste aber gar nicht sein, wie man jetzt erleben kann. Denn jetzt heißt das Stück "Figaros Hochzeit", weil auf Deutsch gesungen wird, es ist so etwa 40 Minuten kürzer als im Original, worüber sich Mozart gefreut hätte, und die Aufführung macht außerordentlich viel Spaß.

Das liegt zunächst am feinsinnigen Arrangement von Alexander Krampe, der sehr nah bei Mozart bleibt, wenn er die Partitur für das kleine Orchester einrichtet. Er kürzt chirurgisch an vielen Stellen, mindestens zwei Akte lang könnte man gar nicht sagen, wo er das macht, außer das man sich wundert, wie rasant die Handlung auf einmal abschnurrt. Johanna Soller dirigiert das Orchester mit größter Fürsorge für die Sängerinnen und Sänger, streckenweise hat man fast den Eindruck, man erlebe hier Schauspiel mit Musik, man versteht den Text sehr gut, die Musik legt sich in vielen Schnörkeln um die Worte. Dazu agieren alle munter und ohne viel Federlesens, die Regie von Maximilian Berling forciert das direkte Spielen. Allerdings sollte man der Aufführung nicht mit Psychologie kommen, auch nicht mit der Überlegung, was für ein böser Herrscher der Graf vielleicht ist. Hier ist er nämlich keiner. Kein Herrscher und nicht böse, sondern in Gestalt von Jonas Müller eher ein großer Cherubin (hier ohne o am Ende, da ja deutsch), der die Frauen mit fein glimmender Stimme liebt, auch jene, von denen er die Finger lassen soll.

Im Kern geht es also um fast nichts, das aber toll. Die jungen Sänger der ersten von zwei Besetzungen brillieren. Johanna Beier (Gräfin): anrührende Kraft. Elisabeth Freyhoff (Susanna): hymnisches Timbre. Die Duett-Rezitative der beiden sind ein klangliches Wunder. Tabea Mitterbauer ist ein glühender Cherubin, Nina Schumertl eine leuchtende Marcelina und Linus Mödl ein prächtiger Figaro, mit Kraft und Poesie.

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