Meine Woche:Seelsorgerin mit politischer Note

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Elke Wewetzer. (Foto: Privat)

Elke Wewetzer ist neue Pfarrerin an der Schwabinger Kreuzkirche

Von Ellen Draxel

In Elke Wewetzers neuer Dienstwohnung stapeln sich noch die Umzugskartons. Vorige Woche erst ist die Pfarrerin () mit ihrem Mann von der Pegnitz an die Isar gezogen: Sie war stellvertretende Dekanin in Nürnberg-Mitte und tritt nun die Nachfolge von Pfarrer Jochen Wilde an der Schwabinger Kreuzkirche an, der im Herbst als Dekan nach Passau wechselte. An diesem Montag ist Wewetzers erster Arbeitstag.

"Ich werde erst einmal die Landschaft erkunden", sagt die gebürtige Bambergerin lachend. Heißt, all die Menschen und Teams kennenlernen, mit denen sie das Leben in der Gemeinde in den kommenden Jahren gestalten will. Eingehende Gespräche mit den Seelsorge-Kollegen und mit ihrem Assistenten führen; den Kirchenmusiker und den Mesner mit seiner Frau treffen. Auch mit der Rudolf-Steiner-Schule an der Leopoldstraße will Wewetzer bereits in dieser Woche Kontakt aufnehmen, da sie an dieser Schule in zwei Klassen evangelische Religion unterrichten soll.

"Ich muss aber auch einige Dinge tun, um überhaupt arbeitsfähig zu sein." Sich als geschäftsführende Pfarrerin mit Unterstützung des Kirchenpflegers in den Haushalt der Gemeinde einarbeiten zum Beispiel. Oder die EDV zum Laufen bringen. Wenn noch Zeit ist, steht in den nächsten Tagen außerdem ein Besuch des "tollen Kinderhauses" der Kreuzkirche und ein Treffen mit der Nachbarschaftshilfe auf der Agenda. Und Geburtstag feiert die neue Chefin in dieser Woche auch noch, am Mittwoch wird sie 53.

Elke Wewetzer, das ist zu spüren, freut sich auf ihre neue Aufgabe. Sie, die schon an vielen Orten beruflich aktiv war, hat sich die Kreuzkirche "ganz bewusst" als neue Wirkungsstätte ausgesucht. Schwabing kennt sie noch als Theologiestudentin. Jetzt reizt sie die Frage, wie man Kirche in der Großstadt gestalten kann. Spannend findet sie die Mischung: Familien mit Kindern wohnen in Schwabing neben oftmals vereinsamten älteren Menschen und Singles. All diese Gruppen zu erreichen, für sie "Angebote für die Seele" zu schaffen, das ist Wewetzers Ziel.

Dass der kirchliche Werdegang der Pfarrerin selbst etwas ungewöhnlich ist, mag ihr dabei behilflich sein. Denn Wewetzer hat nicht, wie viele andere, nur als Seelsorgerin gearbeitet. Sie studierte auch noch christliche Publizistik und machte Erfahrungen in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. 2006 baute sie die Kircheneintrittsstelle in Nürnberg auf. Es war die erste Einrichtung dieser Art in der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern. Elke Wewetzer ist zudem ein politischer Mensch, und sie möchte "gern in einer Kirche sein, die auch zu gesellschaftspolitischen Fragen Stellung bezieht". Die Kreuzkirche hat wiederholt ihre politische Stimme erhoben - nicht umsonst trägt der Gemeindesaal den Namen Albert Lempps, der Mitverfasser der Osterbotschaft Münchner Laien wurde, einer mutigen Denkschrift gegen den Terror des Nazi-Regimes.

Offiziell eingeführt wird Elke Wewetzer bei einem Festgottesdienst am Sonntag, 28. Februar, um 15 Uhr.

© SZ vom 01.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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