Kritik:Etwas zähflüssig

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Von der Bierpartei zum "Gschichtldrucker": Marco Pogo aus Österreich. (Foto: Georg Wilke)

Der Wiener Marco Pogo liebt Bier und macht jetzt Kabarett. Bei der Deutschlandpremiere im Lustspielhaus zeigt sich: Da geht noch mehr.

Von Thomas Becker

Des konn doch ned so schwaar sei: So lautet ein Lebensmotto von Marco Pogo alias Dominik Wlazny. Der Wiener irrt sich: Kann schon schwer sein. Was nicht heißt, dass man es gar nicht erst versuchen sollte. Nichts anderes macht der Mittdreißiger seit Jahren: sich ausprobieren. Als Arzt, als Musiker, als Politiker und das in allen Disziplinen sehr erfolgreich.

Nun also Kabarett/Stand-up, wie er es nennt. Das läuft in etwa so ab wie das jüngste Spiel der Nationalmannschaft: die erste halbe Stunde eher zähflüssiger Schlafwagenfußball, dafür deutlich mehr Schwung in Durchgang zwei, kulminierend in einem stimmungsvollen finale furioso, das einen mit der Erkenntnis versöhnt: Beim nächsten Mal wird er noch mehr aus sich raus holen.

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Da "Gschichtldrucker" seine Deutschland-Premiere ist, hier ein kurzer Abriss zur Person: Nach dem Medizinstudium tritt Marco Pogo doch lieber mit der Punk-Band Turbobier auf, hat es mit dem hellen Märzenbier ("Lange gereift für schnellen Genuss") sogar in die Supermärkte geschafft. 2014 gründet er die Bierpartei, sitzt seit drei Jahren im Bezirksrat Wien-Simmering und holt bei der Bundespräsidentenwahl als Dominik Wlazny 337 010 Stimmen, 8,3 Prozent. Auf Kleinkunstbühnen gibt er nun den Gschichtldrucker: einen, der mit Hang zur Übertreibung Dinge erzählt, von denen man nicht weiß, was wahr und was geflunkert ist.

Und vielleicht ist man im Lustspielhaus zunächst ein wenig enttäuscht, weil man falsche Erwartungen hatte. Denn von kernigen Schoten aus dem wilden Tour-Leben eines Punks ist weit und breit keine Spur. Stattdessen springt er von einem Thema zum nächsten, spricht dabei zuweilen, als hätte jemand eine Slow-Forward-Taste gedrückt, fragt unvermittelt "Wer hat schon mal gekifft?", macht aber nichts daraus. Gelungen dagegen: seine Memoiren aus dem Jahr 2056. Auch fein: das fröhliche Parteien-Raten - unfassbar, wen die Nachbarn alles wählen können! Und als Pogo zum finalen Gstanzl zur Gitarre greift und losschrammelt, ist alles wieder gut. War doch gar nicht so schwer.

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