Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Was aus dem Viehhof-Gelände werden soll

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Sprayer-Paradies: das Viehhof-Gelände mit seinen Mauern. (Foto: Catherina Hess)

Das vorläufige Gesamtkonzept für das Viehhof-Gelände überzeugt auch viele der bisherigen Kritiker. Platz bleibt neben dem Volkstheater wohl auch für 400 Wohnungen und das Eidechsen-Habitat.

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Das nun vorliegende Konzept des Kommunalreferats zum Viehhofgelände stößt bislang auf durchweg positive Resonanz. Das Architektenbüro Albert Speer und Partner hat eine Entwurfsstudie für das sieben Hektar große Areal als Grundlage für den im Sommer erwarteten Eckdatenbeschluss des Stadtrats zur Bebauung des Viehhofs erstellt. Danach bekommt das Volkstheater den Platz, den Intendant Christian Stückl sich wünscht. Bürger begrüßen, dass im hinteren Teil zu den Bahngleisen hin, wo früher Tiere über Rampen getrieben wurden, derzeit Sprayer die Mauern verzieren und Urban Gardener ihr Gemüse aufziehen, viel Raum für einen Grünzug bleiben soll. Auch das Eidechsen-Habitat bleibt erhalten. Die Bürgerinitiative, die den Umzug des Volkstheaters auf das Gelände abgelehnt hatte, ist erfreut, dass doch noch Platz für mehr als 400 Wohnungen vorhanden sein soll. Auch die Gewerbebetriebe können bleiben. Und der Chef des Bezirksausschusses Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, Alexander Miklosy (Rosa Liste), sagt: "Auf dem Konzept kann man aufbauen."

Zwar ist der Entwurf noch "extrem sparsam ausformuliert und völlig knüllerfrei", wie Sophie Wolfrum, Lehrstuhlinhaberin für Städtebau und Regionalplanung an der TU München, es ausdrückt. Doch er bringe die verschiedenen Interessen unter einen Hut. Die Architektur-Professorin hat vor zwei Jahren eine Gruppe von Studenten bei ihren Entwürfen für eine Neubebauung des Viehhof-Areals begleitet, die schon wesentlich detaillierter zur Sache gekommen waren. Doch Wolfrum erinnert daran, dass der Stadtrat wegen des bald anstehenden Umzugs des Volkstheaters unter Zeitdruck stehe, und der Bezirksausschuss gleichzeitig ein Gesamtkonzept angemahnt hatte - vor jeglicher Bebauung.

Grafik: SZ/Quelle: Albert Speer&Partner (Foto: N/A)

Miklosy ist erfreut über die Planung, weil sie zusätzliches Wohnen im Viertel ermöglicht und die Voraussetzung schafft, dass die Waschanlage, in der die Viehtransporter des benachbarten Schlachthofs derzeit gewaschen werden, abgebaut wird. Zwar ist im Schlachthof selbst auf der anderen Seite der Zenettistraße dafür noch kein Platz gefunden. Doch dort solle sie hin, so Miklosy - schon aus hygienischen Gründen, und weil Tiertransporte die Nachbarschaft mit Straßenverkehr belasteten. Den Vorsitzenden freut, dass die Stadt ihr Versprechen wahr gemacht und vor der Konkretplanung für das Volkstheater ein Gesamtkonzept vorgelegt hat. Bei einem Grundstück, das so viele Wünsche erfüllen müsse, dürfe man nicht stückweise vorgehen und das große Ganze aus den Augen verlieren, so Miklosy. "Das einzige, was wir auf dem Viehhof sich selbst überlassen wollen, sind die Zauneidechsen."

Kritisch sieht der BA-Chef den im Plan verzeichneten Flächenverbrauch durch das Volkstheater. Der BA und auch Bürger, die in Workshops Ziele zur Bebauung erarbeitet haben, wollen diesen möglichst klein halten - zugunsten von Wohnungen und Freiflächen. Silvia Haas, Mitinitiatorin der Bürgerinitiative "Volkstheater in die Großmarkthalle", verweist darauf, dass im Stadtrat kürzlich angekündigt worden sei, am Theaterbau sparen zu müssen. Mit dem Speer-Entwurf hat sie den Eindruck, dass die Planung "auf einem guten Weg ist". Viele Wohnungen, viel Grün, und dann solle man das Areal, derzeit noch ein Werksgelände, zu Fuß oder mit dem Fahrrad queren können. Prinzipiell fordert Haas weiterhin viel Bürgerbeteiligung. Die Anwohner, die mit den neuen Gebäuden leben müssten, sollten mitreden können.

Spätestens 2018 werden Bagger den Keller des Theaterbaus ausheben. Enttäuscht, dass die raue Kulisse bald verschwinden soll, gibt sich Hartmut Senkel, der zumindest für diesen Sommer den Viehhof für Kino und Biergarten ein weiteres Mal nutzen kann; er hat indes die Option auf Verlängerung. In diesem Jahr sind Münchner Künstler, Grafiker und Fotografen aufgefordert, zwei Kulturlitfaßsäulen mit wechselnden Plakaten zu gestalten. Voraussetzung sind stadtteilbezogene Inhalte, die Plakate sollten also Themen aus der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt aufgreifen. Die Entwürfe müssen bis 20. April per E-Mail an kunst@viehhof-kino.de eingegangen sein. Dass Senkels Kino-Open-Air bestehen bleiben kann, dafür setzt sich die CSU-Fraktion im Stadtrat derzeit mit einem Antrag ein. Danach soll Senkel knapp hundert Meter weiter jenseits der Bahngleise auf dem Großmarktareal weitermachen - bis auch dort, in den 2020er-Jahren, die Umstrukturierung beginnt.

© SZ vom 11.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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