Die St.-Pauls-Kirche ist ausgesprochen gut inszeniert. Zumindest von weitem. Die zweithöchste Kirche Münchens - ein Werk des Architekten Georg von Heuberisser, der auch das neue Rathaus entworfen hat - ist von der Wiesn aus kaum zu übersehen. Darüber hinaus liegt der denkmalgeschützte neugotische Bau im Karree Schwanthalerstraße, Landwehrstraße und Bavariaring im Zentrum mehrerer Sichtachsen.
Nähert man sich der Kirche, verliert sich der monumentale Eindruck: Der St.-Pauls-Platz, auf dem sie steht, ist eher eine Verkehrsfläche denn Aufenthaltsraum. "Im Prinzip ist er ein sehr, sehr großer Parkplatz", formuliert es überspitzt Florian Hochstätter vom städtischen Bauamt.
Stadtplanung:"Bedenkliche Entwicklung" an der Leopoldstraße
Ein Investor will einen Sechzigerjahre-Gebäudekomplex an der Leopoldstraße umbauen und dabei optisch verändern. Kritiker fürchten, die Prachtmeile werde nach der Umgestaltung noch anonymer.
Das soll sich ändern. Das Gotteshaus soll auch auf die Nähe sichtbarer gemacht, der Platz einheitlicher und für Fußgänger gestaltet werden - "Verkehrsfläche umdisponieren" nennt das der Fachmann. Hochstätter, Leiter des Sachgebietes Gestaltung öffentlicher Raum, stellte am Dienstag den aktuellen Planungsstand für den St.-Pauls-Platz im Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt vor.
Der Entwurf ist das vorläufige Ergebnis eines Bürgerbeteiligungsverfahrens, das die Stadt zunächst bei fünf Plätzen der Stadt in einem Pilotversuch ausprobiert. Bewährt es sich, und das zeichnet sich zumindest am St.-Pauls-Platz ab, soll es immer für größere Veränderungen dieser Art im öffentlichen Raum angewandt werden. Es bedeutet: Die Bürger, vor allem die Anlieger, sollen vor der Planung gefragt werden, ob sie eine Änderung überhaupt wünschen - und wenn ja, wie sie aussehen soll.
Was sich konkret am St.-Pauls-Platz ändern soll
In diesem Fall haben die Bürger entschieden, die Aufenthaltsqualität um die Kirche für Fußgänger stark zu verbessern und sich dafür auch von einigen Parkplätzen zu trennen - von 142 im Umfeld der Kirche sollen noch 84 übrig bleiben. Die meisten fallen wohl auf der Nordseite des Platzes weg, wo die derzeitigen Schräg- in Längsparkplätze umgewandelt werden könnten. Damit würden zwei Meter Straßenbreite für Fußgänger gewonnen, sagt Hochstätter. Von der Nordseite wird die Kirche aktuell durch zwei Portale betreten, zumindest bis zum Ende der Renovierung, die noch mehr als ein Jahr in Anspruch nehmen wird.
Noch weit großzügiger soll der Platz vor dem zurzeit hinter Bauzäunen versteckten Hauptportal im Westen gestaltet werden. Hier soll die Fahrbahn, die dort die Schwanthalerstraße mit dem Bavariaring verbindet, von 15 Meter Breite recht erheblich auf 5,50 Meter reduziert werden; ein neuer Belag soll den Platz markieren. Der Paulus-Brunnen, der derzeit auf der Südseite der Kirche eher ein Schattendasein führt, könnte dorthin verlegt, besser und alltagstauglicher in Szene gesetzt werden - "das Thema Wasser erlebbar machen", wie Hochstätter es ausdrückt.
Auch die Prüfung einer kompletten Schließung der Westseite für den Verkehr zwischen Hermann-Lingg-Straße und Bavariaring fordert der Bezirksausschuss; das Baureferat schloss eine solche Variante ad hoc nicht aus. Da lediglich rund 600 Autos die Verbindung am Tag nutzen, würde dies voraussichtlich wenig stören, andererseits den Platz noch mehr aufwerten und zu einem "kontemplativen Ort" machen.
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Im Süden und im Osten des Platzes, dort wo der Aufzug zur U-Bahn-Station "Theresienwiese" in die Tiefe führt, soll vergleichsweise wenig verändert werden. Das Baureferat schlägt keine Baumaßnahmen vor, sondern mehr Grünpflege. Die Bäume sollten ausgeschnitten werden, Büsche beseitigt und absterbender Baumbestand teilweise nicht nachgepflanzt werden. Die Parkplätze dort störten nicht, sagte Hofstätter.
Für die Ostseite allerdings hatten die Bürger sich auch mehr Bewegungsraum gewünscht - so viel Freifläche, dass dort auch ein kleiner Markt stattfinden kann. Von einer Anwohner-Tiefgarage riet der Städtplaner aus der Baubehörde für den St.-Pauls-Platz ab, schon allein das Zufahrtsbauwerk sei für den Platz zu groß.
Zum aktuellen Stand der Planung plant der Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt für Anfang Juni - voraussichtlich am Dienstag, 7. Juni - eine Einwohnerversammlung. Bürgern, die angesichts einer möglichen Straßenschließung im Bezirksausschuss bereits Bedenken äußerten, kam der Fachmann vom Baureferat entgegen: Jedes Haus soll für Bewohner weiterhin erreichbar bleiben.