Blues und Boogie Woogie:Lieber mit Freunden

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Zurück zu den Wurzeln: der Münchner Ausnahmemusiker Ludwig Seuss. (Foto: San2)

Das neue Album des Tastenvirtuosen Ludwig Seuss sollte seine erste Solo-CD werden, präsentiert nun aber doch erlesene "Boogie Men".

Von Oliver Hochkeppel

Auf dem ersten Stück seines neuen Albums kehrt Ludwig Seuss zurück zu seinen Wurzeln: Ein klassischer Boogie Woogie ist sein "Route 94 Boogie", solo am Klavier gespielt. Denn mit Blues und Boogie Woogie hat er damals angefangen, als er noch als Gymnasiast am Pasinger Karlsgymnasium mit der Band Creepy Layne zum local hero im Würmtal wurde. Er wurde dann erst einer der "Magnets" des R'n'B-Gitarrengotts Nick Woodland und dann als Keyboarder der Spider Murphy Gang ab 1987 ein Mitgestalter von deren bayrischem Rock'n'Roll.

Letzterem verdankt er eine Prominenz, die das eigene Schaffen des allzu bescheiden Auftretenden gerne überdeckt. Zum einen war er neben Barbara Dennerlein lange die hiesige Ausnahmefigur an Hammond- oder Wurlitzer-Orgel, die Alben "Organized" von 1998 und "B3 Bounce" von 2008 zeugen davon. Vor allem aber ist er mit seiner Band der herausragende hiesige Statthalter der New-Orleans- und Südstaaten-Musik. Auf 15 weiteren Alben huldigt er an Klavier und Keyboard dem Blues in all seinen Schattierungen und nimmt als Zydeco-Virtuose am Akkordeon eine Ausnahmestellung ein.

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Das letzte Album von Seuss, das ausschließlich auf Vinyl erschienene "Funky Boogaloos And Mellow Slow Drags", war ein gemeinsam mit seinem Produzenten, dem Schlagzeuger Manfred Mildenberger in dessen "Cultfactory"-Studio auf dem Werksgelände ausgehecktes Produkt des ersten Lockdowns während der Pandemie. Beim zweiten ging Seuss noch einen Schritt weiter und plante das erste Boogie-Woogie-Solo-Album seiner langen Laufbahn. Der erwähnte Opener, der "Würmtal Flyer"-Boogie, Dr. Johns "Saints" und die Schlussnummer "Blues For Erich" sind von dieser Idee übrig geblieben.

Freilich hatte der "musicians musician" Seuss bei anderen Stücken schnell eine ideale Begleitung im Kopf und so kamen Zug um Zug doch seine Bandmitglieder Tom Peschel am Bass und Peter Oskar Kraus am Schlagzeug und illustre Gäste mit ins Spiel. Lauter alte Freunde und langjährige Weggefährten: der Hamburger Gitarrist und Blues-Sänger Claas Vogt auf fünf Stücken, das Hamburger Blues-Urgestein schlechthin, Abi Wallenstein, auf einem; jeweils auf einem auch der unerreicht soulige Saxofonist Thilo Kreitmeier und der Monster-Trompeter Leroy Jones; auf zweien schließlich der Großmeister des Soul-Gesangs wie der Blues-Harp San2. So ist das Album nun doch das "Volume II" seiner früheren Scheibe "Ludwig Seuss and the Boogie Men" geworden. Wenn Seuss und die Seinen es nun im Lustspielhaus aus der Taufe heben, wird trotzdem mehr von seinen Solokünsten und Wurzeln zu hören sein als gewohnt.

Ludwig Seuss and the Boogie Men Vol. II, Solid Pack Records; live: Sa., 6. Januar, 20 Uhr, Lustspielhaus, Occamstr. 8, www.lustspielhaus.de

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