Literaturfest:Die Rückkehr des Mündlichen

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Neuer Schauplatz: Das Literaturfest ist vom Langen Haus auf den Hügel von Gut Nantesbuch umgezogen. (Foto: Lioba Schoeneck)

Das dreitägige Literaturfest Nantesbuch in der Nähe von Bad Heilbrunn lockt mit bekannten Namen von Matthias Brandt über Thea Dorn bis Sten Nadolny.

Von Sabine Reithmaier, Bad Heilbrunn

Erst im Frühjahr hat sich die Stiftung Nantesbuch, 2012 von der Unternehmerin und BMW-Erbin Susanne Klatten gegründet, in Stiftung Kunst und Natur umbenannt, um ihr zentrales Anliegen stärker in den Fokus zu rücken: Räume zu schaffen, in denen man sich mit Kunst und Natur auf ganz unterschiedliche Art auseinandersetzen kann. Jetzt trägt auch das bisherige Moosbrand Literatur- und Musikfest einen neuen Namen. Es nennt sich schlicht Literaturfest Nantesbuch und startet an diesem Freitag (24.9.).

Mit dem neuen Namen einher geht eine Verlagerung des Schauplatzes. Das Festival wandert vom Langen Haus im Gut Karpfsee auf den Hügel des Wirtschaftshofs, das eigentliche Gut Nantesbuch. In Stall, Scheune, Garten oder auf der Wiese ist dort an drei Tagen zeitgenössische Literatur zu erleben. Entweder wie gewohnt als Zuhörer bei Lesungen oder Gesprächen oder aber via Kopfhörer während eines Spaziergangs durchs Gelände. Der Historiker und Schriftsteller Hans von Trotha, der das Festival erstmals kuratiert, hat das Thema Mündlichkeit, das Sprechen und Hören in der Literatur in den Mittelpunkt gestellt. Sein Motto lautet: Es gilt das gesprochene Wort.

Vom Poetry Slam bis zur Autorenlesung

Das prägt auch den Eröffnungsabend am Freitag: Von der Sound- und Video-Installation über Autorenlesung und Poetry Slam bis zum Elektropop ist unter dem Titel "Reading and Slams" alles geboten. Das Lesen übernimmt Matthias Brandt, der seinen Roman "Blackbird" vorstellt (19.15 Uhr). Bereits um 17.30 Uhr werden die Kunstinstallationen von Marcus Maeder und Saskia Groneberg eröffnet. Poetry Slammer Dalibor Marković vereint von 21 Uhr an Literatur, Rhythmus und Musik mit dem Elektro-Duo Psycho & Plastic.

Thea Dorn kommt nach Nantesbuch, um ihren eigenen Text zu vernichten. (Foto: Christoph Hardt/imago)

Prominent besetzt sind die "Lectures and Lyrics" am Samstag. Thea Dorn liest um 12.30 Uhr live den eigens für den Termin verfassten Text "Lichtung", dessen schriftliche Fassung unmittelbar nach der Lesung vernichtet wird. Er existiert nur akustisch weiter, kann den gesamten Tag als Dauerschleife per Kopfhörer gehört werden. Spannend sicher auch die Lesungen des Essayisten Marcel Beyer und der Bachmann-Preisträgerin Sharon Dodua Otoo. Sie liest aus "Adas Raum", einem Roman, der die Lebensgeschichten vieler Frauen zu einer Reise durch die Jahrhunderte und über Kontinente verwebt.

Nachmittags dreht sich das Lyrikkarussell

Auch die Wissenschaftler kommen zu Wort. Über die "Rückkehr der Oralität" spricht Bénédicte Savoy, während Thomas Macho (Wien) eine kleine Kulturgeschichte der mündlichen Erzählung vorstellt und Eva Ehninger (Berlin) über die machtvolle Autorität des mündlichen Vortrags nachdenkt. Zwischen 14 und 16 Uhr dreht sich das Lyrikkarussell mit Kaveh Akbar (Iran) , Volha Hapeyeva (Belarus) und Leo Pinke (Deutschland). Abends lesen Anna Thalbach und Daniel Sträßer aus T.C. Boyles Erzählungen "Sind wir nicht Menschen". Musikalisch begleitet werden sie von dem Schweizer Tonkünstler Marcus Maeder, der aus den Klängen der Nantesbucher Landschaft sphärische Musik komponiert.

Am Sonntag geht es in "Walks and Talks" ums Tempo. Passend dazu reflektieren Sten Nadolny und Tilman Spengler über die Entdeckung der Langsamkeit in Sprache und Landschaft. Ihnen folgen die österreichische Schriftstellerin Stefanie Sargnagel und Christian Schulteisz, der aus seinem Romandebüt "Wense" liest, begleitet mit Kammermusik von Ildebrando Pizzetti, interpretiert vom Rodin Quartett. Und der Radio-Veteran und Schnellsprecher Jürgen Kuttner entführt mit Audio- und Videoschnipseln in literarische und reelle Landschaften, frei nach einem Zitat Heiner Müllers: "In Zeiten des Verrats sind die Landschaften schön".

Literaturfest Nantesbuch, 24.-26. 9., 83670 Bad Heilbrunn, Infos: www.kunst-und-natur.de

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