Ernüchterung bei der FDP:Servus Zukunft: Harte Landung für die Liberalen

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Servus Zukunft: FDP-Spitzenkandidat Martin Hagen spricht von einem "traurigen Tag" für die Liberalen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Am Abend der Landtagswahl ist schnell klar, dass sich die liberale Partei aus dem Maximilianeum verabschieden muss. Ginge es allein nach den Wählerinnen und Wählern in München, sähe die Sache etwas anders aus.

Von Kathrin Aldenhoff

Es ist vorbei, und es wird kein langer Wahlabend dieses Mal. "Das wird nichts mit dem Landtag", stellt Michael Ruoff, München-Chef der FDP, fest, kurz nachdem um 18 Uhr die ersten Zahlen verkündet sind und die FDP zu diesem Zeitpunkt bei drei Prozent gelandet ist. Spitzenkandidat Martin Hagen spricht auf der Bühne im "Ella" im Lenbachhaus von einem "traurigen Tag für unsere Partei und für den Liberalismus in Bayern". Und er bedankt sich bei seiner Fraktion sowie den Unterstützern: "Es war mir eine Ehre, mit euch in diesem Wahlkampf für die liberale Sache streiten zu dürfen."

Es ist ruhig, als die Zahlen verkündet werden, ein leises "Ahhh" raunt durch die Menge. Stadtchef Ruoff verzieht das Gesicht, beinahe schmerzverzerrt, und das liegt wohl nicht nur an seinen Kopfschmerzen. "Ah krass, so abgekackt", sagt ein anderer leise. Die FDP-Anhänger zeigen betretene Gesichter, bei einem älteren Mitglied zucken die Mundwinkel bedenklich, er hält sein Bierglas fest und fokussiert den Fernsehbildschirm, auf dem weiter die Wahlsendung läuft.

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Wolfgang Heubisch ordnet das Ergebnis ein und kritisiert das Ampel-Bashing der bayerischen Regierung, das "massiv" gewesen sei. Und stellt fest: "Bayern hat heute einen Rechtsrutsch vollzogen. Wir müssen verdammt aufpassen, dass wir die liberalen Werte nicht verlieren."

Schon bei der Landtagswahl 2018 hatte die FDP darum bangen müssen, in den Landtag einzuziehen. Damals schaffte sie es knapp, mit 5,1 Prozent. Auch deshalb, weil sie in München viele Stimmen holte. Ginge es nach den Münchnern, dann hätte die FDP auch dieses Mal die Fünf-Prozent-Hürde geschafft. Nach Auszählung aller Stimmen kam sie dort auf 6,0 Prozent der Gesamtstimmen.

Susanne Seehofer, Tochter des ehemaligen CSU-Ministerpräsidenten und der wohl prominenteste Neuzugang der Münchner FDP, will sich weiter für die liberale Idee einsetzen. "Jetzt erst recht", sagt sie. In ihrem Stimmkreis hat sie 7,8 Prozent der Erststimmen geholt - "immerhin".

Wirklich hoffnungsvoll war die Stimmung von Anfang an nicht, als die Kandidaten nach und nach bei der Wahlparty ankamen. Bauchgrummeln hatte Julika Sandt, die nun fünf Jahre im Landtag gesessen hatte, nervös war Felix Meyer, und Jennifer Kaiser-Steiner war erschöpft vom langen Wahlkampf.

Münchens FDP-Stadtchef Michael Ruoff macht sich schon zu Beginn des Ergebnis-Marathons wenig Hoffnungen. (Foto: Alessandra Schellnegger)
Ernüchternder Abend für zwei ehemalige Staatsminister: Martin Zeil und Wolfgang Heubisch (von links). (Foto: Alessandra Schellnegger)

Für den Münchner FDP-Chef Michael Ruoff gibt es dennoch Schulterklopfer. "Du hast gut gekämpft", sagt einer zu ihm. "Wir haben alle gut gekämpft", entgegnet er. Und erklärt, woran es seiner Meinung nach gelegen hat: "Wenn man als Kandidat in Bogenhausen immer wieder auf die Politik der Ampel-Koalition angesprochen wird, dann ist klar, Lokalthemen spielen keine Rolle." Man müsse sich fragen, ob das die richtige Konstellation sei, um das Land nach vorne zu bringen.

Zwei 17-jährige Jungliberale aus Regensburg haben sich was vom Buffet geholt, nun sitzen sie etwas betreten auf der Terrasse. Schade sei es schon, sagen sie, dass das mit dem Feiern heute nichts werde. War's das jetzt, mit ihnen und der FDP? Im Gegenteil, sagt Noah Rohrwild. "Ich will mich jetzt noch mehr engagieren." Lukas Weber nickt. Lang wird ihr Abend in München nicht mehr - am nächsten Tag ist wieder Schule.

Am Ende des Abends fragt sich vielleicht der ein oder andere, ob das mit dem Slogan "Servus Zukunft" nicht doch eine dumme Idee war, der Zweideutigkeit wegen.

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