Immobilienprojekt in Aschheim:Zu schön für bloße Arbeit

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Die Wände im Atrium sollen mit dichtem Pflanzenbewuchs begrünt werden. (Foto: Ippolito Fleitz/Rock Capital Group (Visualisierung))

Der Immobilienentwickler Rock Capital aus Grünwald will auf der ehemaligen Wirecard-Baustelle einen Komplex nach postpandemischem Konzept errichten und damit neue Standards bei der Bürogestaltung setzen.

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Es war der Schauplatz einer der spektakulärsten Wirtschaftsbetrugsfälle der Bundesrepublik und wohl eines der meistfotografierten deutschen Bürogebäude der vergangenen Jahre: Im Gewerbegebiet Dornach plante der inzwischen insolvente Zahlungsdienstleister Wirecard seinen weiteren Höhenflug; unter anderem sollte neben dem Bestandssitz eine neue, glänzende Unternehmenszentrale entstehen. Daraus wurde bekanntlich nichts. Als im Juni 2020 das Insolvenzverfahren gegen Wirecard eröffnet wurde, blieb in Aschheim eine angefangene Baustelle zurück. Das soll sich nun ändern: Der Immobilienentwickler Rock Capital aus Grünwald will dort einen Bürokomplex nach postpandemischem Konzept errichten und damit neue Standards bei der Bürogestaltung setzen.

2016 war Rock Capital noch glücklich über den finanziell vielversprechenden Auftrag, die neue Wirecard-Zentrale zu bauen. Als die Ausmaße des Betrugs und die Insolvenz der Firma klar wurden, habe man "erst einmal durchschnaufen" müssen, sagt Rock-Capital-Geschäftsführer Andreas Wißmann. Inmitten der Pandemie mit dem sich verfestigenden Trend zum Home-Office tut sich die gesamte Immobilienbranche zudem derzeit sehr schwer, passende Mieter für ihre Büros zu finden.

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Um ein so großes Gebäude wie das am Einsteinring mit einer Gesamtfläche von knapp 42 000 Quadratmetern an den Mann respektive die Frau zu bringen, brauchen auch Profis zurzeit viel Geschick, zumal Aschheim zwar mit S-Bahn und Autobahn eine gute Anbindung bietet, aber eben doch nicht mehr als Münchner Innenlage zählt. Rock Capital will angesichts dessen mit einem eigens entwickelten Konzept potenzielle Mieter vom Standort überzeugen. Die Immobilienentwickler aus Grünwald haben ihre eigenen Erfahrungen aus der Pandemie und dem Home-Office gebündelt und mit Fachmeinungen aus der Gesundheitswissenschaft angereichert, um das zu errichten, was sie "das Büro der Zukunft" nennen, ein "Immune Office", das die Gesundheit und das Wohlbefinden der künftigen Nutzer mitdenkt.

Die Fertigstellung ist für Ende 2022 geplant

"Heads", so lautet der Arbeitstitel des vierstöckigen Bürokomplexes am Einsteinring, der bis Ende 2022 fertig werden soll. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firmen, die Rock Capital als Mieter gewinnen will, erwartet eine hochmoderne Arbeitsumgebung, die sowohl Raum für Treffen mit verschiedenen Gruppengrößen als auch Rückzugsorte bietet. Dank vier Atrien, die mit echten Bäumen, grünen Pflanzen und Wasserbassins Ruheoasen gleichen, zwölf Dachterrassen wahlweise mit Grillecke und Loungemöbeln, einem reichhaltigen Essensangebot, Sportmöglichkeiten, Kühlboxen für Einkäufe und Concierge sollen sich die bis zu 2000 Menschen, die in dem Gebäude arbeiten können, so wohlfühlen, dass sie womöglich gern auch einen Teil ihrer Freizeit dort verbringen. Das Konzept kommt bei näherem Hinsehen bekannt vor von großen US-Firmen. "Wer nicht ins Büro muss, muss ins Büro wollen", sei ein Leitspruch bei der Entwicklung gewesen, sagt Wißmeier.

Neben dem Wohlfühlen bei der Arbeit soll ein ausgeklügeltes System aus Luftfiltern, Wärmetauschern, Temperaturscannern Krankheitserreger auch abseits von Covid-19 aus den Büros fernhalten. Sensoren steuern Klimaanlage, Licht und Wärme, um Energie möglichst effizient zu nutzen. Eine eigene App bietet einen Überblick über freie Arbeitsplätze beim Desk-Sharing ebenso wie über die 760 Stellplätze im eigenen und begrünten Parkhaus. Nachhaltigkeit war auch beim Bau ein Leitthema. Der neue Komplex entsteht entlang des Betonskeletts des ursprünglichen Gebäudes aus den 1990er-Jahren, für Bodenbeläge nutzt Rock Capital recycelbare Materialien. Das Haus ist an die Geothermie angeschlossen und hat eine Photovoltaikanlage. 102 Radstellplätze mit Servicestation, E-Ladepunkten und Car-Sharing sollen den Beschäftigten den Verzicht aufs eigene Auto schmackhaft machen.

© SZ vom 17.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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