Weiterführende Schulen:Ewiges Lernen

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Die Bildungslandschaft des Landkreises verändert sich nicht zuletzt aufgrund wegweisender Entscheidungen der Politik massiv. Dass dabei Ärger nicht ausbleibt, hängt wie selbstverständlich am Geld

In den Sechzigerjahren gab es im Landkreis München ein einziges Gymnasium. Heute sind es bereits 14. Doch auch die reichen im bevölkerungsreichsten Landkreis des Freistaats längst nicht mehr aus. Und so wird weiter gebaut - die Kreispolitik bringt immer weitere neue Schulen auf den Weg. Und präsentiert sich dabei erstaunlich innovativ. Doch es gibt auch Ärger. Und natürlich geht es dabei immer ums Geld.

Gymnasium Aschheim

Ob es wirklich ein Gymnasium Aschheim geben wird, ist endgültig noch nicht geklärt - auch der Nachbar Feldkirchen will sich noch nicht geschlagen geben im Rennen um den Standort. Fest steht aber: Im Osten des Landkreises soll es schon bald eine weitere weiterführende Schule geben, um den vorhergesagten Schülerstrom der kommenden Jahre aufnehmen zu können und das Kirchheimer Gymnasium vor dem Platzen zu bewahren. In Aschheim böte sich dafür eine Fläche geradezu idealtypisch an, findet Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU). Neben der Sankt-Emmeram-Realschule könnte ein gemeinsamer Schulcampus entstehen. Ein Prestigeprojekt wie ein Gymnasium hätte für den Aschheimer Bürgermeister zudem den charmanten Nebeneffekt, die wenig schmeichelhafte Schlachthofdebatte des Jahres leichter vergessen zu machen. Final entscheidet der Schulzweckverband im Frühjahr über den Standort. GNA

Realschule Haar

Der Bürgermeisterin gehört in Haar am Jahresende das letzte Wort. Und als Gabriele Müller (SPD) im Gemeinderat auf 2016 zurückblickte, fehlte die Realschule in Gronsdorf nicht, die auf einem Schulcampus gemeinsam mit Fach- und Berufsoberschule sowie einer Pflegeschule gebaut werden soll. Greifbares gab es nicht zu berichten. Dafür wertete Müller als Erfolg, dass die Standortdiskussion beendet und Ende Mai ein Grundsatzbeschluss gefasst wurde, den Campus zu bauen. Die politische Debatte habe das ungemein beruhigt, lobte Müller. Bis dahin hatte das Thema die Gemeinde regelrecht gespalten. Die CSU sammelte Unterschriften für die Schule. Die SPD dagegen warnte, dieses Projekt könnte die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde sprengen. Sie fand, der Landkreis solle den Schulbau ganz selbst bezahlen, wie es im übrigen Bayern üblich ist, und sie rührte damit an den Grundfesten des Zweckverband-Systems im Landkreis, das eine Kostenteilung zwischen Landkreis und Schulstandort-Kommune vorsieht. Landrat Christoph Göbel (CSU) zeigte sich nach dem Beschluss optimistisch, einen Ausgleich finden zu können, und kündigte Grundstücksverhandlungen mit München an. Der Stadt gehört das Campus-Areal. Konfliktpotenzial gibt es aber weiter. Nicht nur mit München. Die Haarer haben auch in ihren Beschluss einen Finanzierungsvorbehalt reingepackt. Zuletzt wuchs die Sorge, der Verkehr könnte Gronsdorf überrollen. BELO

Schulen sind lebendige Orte des Zusammenlebens und der Kreativität. Am Neubiberger Gymnasium etwa wird für gute Zwecke gekickt. (Foto: Angelika Bardehle)

Gymnasium Ottobrunn

Hogwarts nennen die jüngeren Schüler ihr neues Gymnasium. Ganz so, als könnten sie hier Zauberkünste erlernen. Ganz so ist es in der neuen Wunderlernlandschaft des neu erbauten Gymnasiums Ottobrunn zwar nicht - allerdings lernen die Kinder und Jugendlichen hier auf eine ganz besondere Weise. Seit dem Umzug nach den Osterferien wird in offenen Räumen unterrichtet, so genannten Oasen. Die Klassen können sich durch Fensterscheiben beobachten und voneinander lernen. Die angehenden Abiturienten aber werden noch in klassischen Klassenzimmern unterrichtet. Sie brauchen einfach etwas mehr Ruhe und Struktur kurz vor den stressigen Prüfungen. Dass diese Ruhe aber auch einmal gestört werden kann, wurde im September deutlich. Ein Wackelkontakt hatte zur Folge, dass der Amok-Alarm am Gymnasium ausgelöst wurde. Binnen weniger Minuten verwandelte sich die Schule gewissermaßen in eine Festung, Einsatzkräfte rückten an - aber der Fehlalarm bestätigte sich bald. Das Gute an diesen aufregenden Stunden: Lehrer und Schüler wissen seitdem, dass alle notwendigen Schritte funktionieren. MÜH

Pflegeschule Haar

Wieder einmal schaltete Landrat Christoph Göbel (CSU) am schnellsten. Als der Heimbetreiber Kuratorium Wohnen im Alter (KWA) mit Sitz in Unterhaching in Höhenkirchen-Siegertsbrunn eine Abfuhr bekommen hatte, schlug er vor, eine solche Schule am geplanten Schulcampus in Haar-Gronsdorf anzusiedeln. Qualifiziertes Pflegepersonal in Krankenhäusern und Heimen werde im Landkreis dringend gesucht. Und mit einer Fach- und Berufsoberschule mit dem Zweig Gesundheit ließen sich dort Synergieeffekte erzielen. Freilich ist Haar auch mit seinem Isar-Amper-Klinikum ein bedeutender Gesundheitsstandort. Im Gespräch mit der KWA-Geschäftsführung war man sich bald einig. Der Kreistag signalisierte, die Schule bauen zu wollen. Die Caritas überlegt, eine solche auch in Oberhaching anzusiedeln. BELO

Realschule Höhenkirchen

Als die Idee Anfang des Jahres zum ersten Mal aufkam, musste sich Höhenkirchen-Siegertsbrunns Bürgermeisterin Ursula Mayer fast das Lachen verkneifen. Eine Realschule in ihrer Gemeinde? Unmöglich, sagte sie damals, als die Freien Wähler im Landkreis mit diesem Vorschlag an die Öffentlichkeit gingen. Ihre Kommune könne so ein Vorhaben angesichts der angespannten Haushaltslage niemals finanzieren. Monate später gegen Ende des Jahres klingt das ganze schon ein wenig anders. Die Freien Wähler forcieren weiterhin ihre Idee - und Ursula Mayer ist gar nicht mehr so abgeneigt. Das hat aber nichts damit zu tun, dass sich die Finanzlage ihrer Gemeinde wesentlich verändert hätte. Es ist eher eine Debatte in Gang gesetzt worden, die sich kaum mehr aufhalten lässt: In nahezu allen politischen Lagern wird immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass der südöstliche Landkreis eine neue Realschule zwingend benötige. Und ein Schulcampus in Höhenkirchen-Siegertsbrunn wird dabei als Standort immer konkreter. Denn insbesondere - das haben die vergangenen Monate gezeigt - die Realschule in Neubiberg muss entlastet werden. Auch Landrat Christoph Göbel hat seine Unterstützung signalisiert. Es deutet vieles auf Höhenkirchen-Siegertsbrunn hin. MÜH

Zweckverband Garching

Es gab in diesem Jahr nicht nur Beschwerden über die Raumluft im Neubau des Garchinger Gymnasiums, auch im zugehörigen Schulzweckverband herrschte sprichwörtlich dicke Luft. Weil das Gymnasium in Ismaning 2017/18 im eigenen Gebäude den Schulbetrieb aufzunehmen plant, will die Gemeinde nun aus dem Zweckverband für das Gymnasium in der Nachbarstadt aussteigen. Unterföhring schließt sich in Kürze an: Hier sollen die Schüler von 2020 an im eigenen Ort die Schule besuchen können. Somit verbleibt Garching auf lange Sicht als einziges Mitglied im Zweckverband, gemeinsam mit dem Landkreis. Und muss zudem die beiden ehemaligen Mitstreiter auszahlen. Ein harter Schlag für die nicht gerade im Geld schwimmende Universitätsstadt, schließlich geht es um zweistellige Millionenbeträge. Wie viel genau gezahlt werden muss und bis wann, dazu soll der Kommunale Prüfungsverband nun eine Lösung erarbeiten - eine, die für alle Seiten gangbar ist. GNA

© SZ vom 28.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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