EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen fordert mehr Investitionen und einen besseren rechtlichen Rahmen für die Kernfusionsforschung in Europa. "So schwierig diese Technologie ist, so groß ist ihr Potenzial", sagte die CDU-Politikerin am Donnerstag bei dem Besuch eines Forschungszentrums für Kernfusion in Garching. Es sei wichtig, die regulatorischen Rahmenbedingungen zu hinterfragen. Die Fusionsforschung sei in einer Phase, in dem ein günstiger, gesetzlicher Rahmen die Kernfusion nach vorn bringen könne.
"Kernfusion ist nicht Kernenergie", ergänzte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Manche Vorhaben könnten aber unter rechtliche Anforderungen der Kernenergie fallen. Außerdem sprach sich die EU-Kommissionschefin für mehr Investitionen aus - besonders auch in öffentlich-private Forschungspartnerschaften. Von der Leyen hatte neben der Besichtigung einer Versuchsanlage am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik auch Gespräche mit Start-ups aus der Fusionsforschung geführt. Auch den Vorschlag einer europäischen Investitionsallianz von Ministerpräsident Söder nehme sie gerne mit.
An dem Standort in Garching soll innerhalb der nächsten zehn Jahre ein Demonstrationskraftwerk gebaut werden. Der Freistaat hatte bereits vergangenes Jahr Investitionen von 100 Millionen Euro bis 2028 für die Fusionsforschung angekündigt. Von der Leyen gehört wie Söder inzwischen zu den Befürwortern der Kernkraft und hatte sich in der Vergangenheit auch für die staatliche Förderung ausgesprochen. Bei der Kernfusion werden kleine Atomkerne, anders als in Reaktoren von herkömmlichen Atomkraftwerken, bei extremen Temperaturen verschmolzen statt gespalten - sprich fusioniert. Theoretisch ließen sich damit enorme Energiemengen erzeugen - und das praktisch klimaneutral.
Kritiker sehen in der Technologie dagegen wie bei der konventionellen Atomkraft keine "saubere Energieerzeugung", da auch hier radioaktiver Abfall entsteht. Zudem monieren sie die hohen Forschungskosten.