Volksfeste:Das Wetter muss mitspielen

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Bereit zum Anzapfen: Die Festwirte Robert Zitzlsperger (links) und Martin Ringler eröffnen diese Woche in Ismaning das erste Volksfest der Saison. (Foto: Stephan Rumpf)

Inflation und Energiekrise zum Trotz kann nach Corona-Pause heuer wieder rund um München gefeiert werden. Servicepersonal ist angeblich ausreichend da und das Bier allemal günstiger als auf der Wiesn.

Von Sabine Wejsada, Ismaning

Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) kann es kaum erwarten - und wie ihm dürfte es in Ismaning ganz vielen gehen: Nach drei Jahren coronabbedingter Abstinenz wird an diesem Mittwoch, 10. Mai, der Startschuss für das Volksfest fallen. Wie sehr die Feierwilligen diesen Termin herbeisehnen, lässt sich auf der Homepage der Gemeinde ablesen. Dort läuft ein Countdown, der die Tage, Stunden und Sekunden rückwärts zählt, bis es auf dem Festplatz unweit des Eisweihers wieder heißt: O'zapft is. Gefeiert wird bis Sonntag, 14. Mai.

Damit eröffnet Ismaning den Reigen der mehrtägigen Feierlichkeiten, die in den nächsten Wochen und Monaten in zahlreichen Orten rund um München stattfinden. Kommunen wie Festwirte verbindet die Hoffnung, dass die Menschen trotz Inflation und gestiegener Energiepreise in die Zelte und Biergärten auf den Festplätzen strömen. Und dass sich genügend Personal finden lässt etwa für die Hendlbraterei, den Ausschank und die Bedienung der Gäste.

Robert Schmidt, seit 2015 Festwirt in Oberschleißheim und auch heuer wieder vom 17. bis zum 21. Mai am Start, sieht nach eigenen Worten zumindest beim Personal etwas Entspannung: "So schlimm wie noch 2022 ist der Mangel nicht mehr." Ähnliches beobachtet Andreas Krems, heuer zum ersten Mal Wirt beim Bürgerfest in Unterhaching (7. bis 16. Juli). Er allerdings hat ohnehin seine "festen Leute", wie er sagt, ein paar müsse er aber schon noch gewinnen, vor allem Kellnerinnen und Kellner.

In Oberschleißheim wurde schon 2022 nach zwei Jahren Pandemie-Pause wieder ein Volksfest gefeiert. (Foto: Robert Haas)

Wegen der Pandemie hatte Ismaning seit 2020 vollständig auf Bierzeltstimmung, Buden und Fahrgeschäfte verzichtet, während sich Gäste andernorts wie zum Beispiel in der Nachbargemeinde Unterföhring bereits 2021 beim sogenannten "Sommer dahoam", einer abgespeckten Version des traditionellen Bürgerfestes, wieder Hendl und Mass schmecken lassen konnten. Im Vorjahr wurde dort und in vielen anderen Städten und Gemeinden des Landkreises München gar ohne große Angst vor Ansteckung in gewohnter Manier gefeiert.

In Ismaning geht zum ersten Mal Robert Zitzlsperger als Festwirt an den Start. Er betreibt seit langen Jahren das Wirtshaus "Isarthor" in der Münchner Innenstadt und zeichnet nun zusammen mit seinem Partner Martin Ringler für das Volksfest am Eisweiher verantwortlich. Zitzlperger freut sich nach eigenen Worten auf die Premiere, auch wenn Organisation und Umsetzung einer solch großen Veranstaltung durchaus eine Herausforderung sei. Zumindest beim Personal gebe es keinen so großen Mangel mehr wie zuletzt, sagt Zitzlsperger. Und: Seine Küchen- und Servicekräfte habe er sich bereits vor seiner Zusage für Ismaning gesucht, sagt er. Andersherum ergebe das keinen Sinn. Als erfahrener Gastronom sei er zum Glück relativ gut vernetzt. So habe man sehr gute Leute gefunden für die Küche und den Service, Gleiches gelte für die Bedienungen.

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Wegen der hohen Energiekosten und gestiegenen Preise für den Wareneinsatz setzen Zitzlsperger und sein Partner auf ein etwas geringeres Angebot an Speisen. Den Besuch eines Volksfestes sollten sich auch in Zeiten mit hoher Inflation Familien und Senioren leisten können, und der Wirt wolle schließlich ebenfalls etwas verdienen, finden beide. Da man müsse man "die Waage halten", sagt Zitzlperger, ist aber optimistisch, dass dies gelingen wird. Ausgeschenkt wird beim Ismaninger Volksfest zum ersten Mal Augustinerbier, die Mass kostet 11,30 Euro. Das ist allemal günstiger als auf dem Münchner Oktoberfest: Allgemein wird damit gerechnet, dass dort heuer der Bierpreis auf über 14 Euro steigen wird.

In Haar gibt es heuer eine Premiere statt: Zur 950-Jahr-Feier findet erstmals in der Geschichte ein Volksfest statt

Beim Oberschleißheimer Volksfest wird wenige Tage nach Ismaning ausschließlich Gerstensaft der ortsansässigen Braugenossenschaft Remonte Bräu ausgeschenkt. Dieses Fest beginnt traditionell immer am Mittwochabend vor dem Vatertag und läuft bis Sonntag. Der Bierpreis ist auch hier vergleichsweise günstig und liegt mit 10,70 Euro "gut im Mittel", wie Bernd Kauder vom Ordnungsamt im Rathaus sagt. Festwirt Robert Schmidt versucht nach eigenen Worten, bei den Speisen "im normalen Preisbereich" zu bleiben, obwohl die Kosten beim Sicherheitsdienst, bei Waren und Dienstleistungen "immens gestiegen seien". Der Ausgleich hier könne etwa durch "andere Kalkulationen" gelingen.

Ein Volksfest ab einer gewissen Größe sei aber immer ein Risiko, sagt Schmidt. Das Fest von 2022 sei "gut bis sehr gut" gewesen, da habe man bei den Leuten die Euphorie nach der Corona-Zeit gemerkt, so der Wirt. Wie es heuer werden wird, lasse sich schwer sagen. Abgerechnet wird erst zum Schluss, und das Wetter muss mitspielen. Trotz der allgegenwärtigen Krise will Schmidt optimistisch bleiben. Und er muss es auch irgendwie: Ein paar Wochen später ist er als Festwirt in Haar, wenn dort vom 22. bis 25. Juni aus Anlass der 950-Jahr-Feier der Gemeinde zum ersten Mal in der Geschichte ein Volksfest stattfindet.

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