Mobilität:E-Scooter auf der Überholspur

Lesezeit: 2 min

Vor allem Jugendliche lieben die Roller und verhalten sich mit diesen nicht immer regelkonform. (Foto: Stefan Zeitz/imago)

Mietroller erobern das Münchner Umland. In Unterschleißheim werden sie stark genutzt, das Angebot wächst. Doch wie auch in Haar, gibt es Klagen über Auswüchse.

Von Bernhard Lohr, Unterschleißheim/Haar

Für die einen sind sie ein riesiges Ärgernis. Die anderen lieben es offenbar, mit den Elektroflitzern durch die Stadt zu brausen. Für gut 15 000 Fahrten wurden die 100 Streetscooter der Firma Lime in Unterschleißheim in einem Quartal ausgeliehen. Mehr als 3000 Nutzer wurden in der Statistik erfasst. Das sagte Stefan Schneiders (SPD) am Dienstag im Umwelt- und Verkehrsausschuss und machte daran fest, dass das Angebot doch überraschend gut angenommen werde. All diese Fahrten seien nicht mit dem Auto unternommen worden. Insofern sei das "ausgesprochen positiv".

Der Ausschuss stimmte dann auch mehrheitlich dafür, den Kooperationsvertrag mit dem Scooter-Unternehmen weiterzuführen. Zudem wird das Angebot auf 125 Fahrzeuge ausgeweitet und zum engeren Stadtgebiet kommen Lohhof-Süd und der Parkplatz am Unterschleißheimer See als erlaubte Abstellgebiete dazu.

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Doch Kritik gab es in Unterschleißheim von Stadträten schon auch. Sie protestierten genau über das, was zur Zeit parallel in der Gemeinde Haar mehr und mehr zu beobachten ist, wo die Scooter der Firma Lime mittlerweile ebenso auf den Straßen zu finden sind. Die Scooter blockieren Gehwege, liegen manchmal quer oder landen im Straßengraben. Und immer wieder sind meist jugendliche Fahrer alkoholisiert oder waghalsig zu zweit in hohem Tempo darauf unterwegs.

Mit den E-Scootern werden viele Kurzstrecken gefahren, oft zum Einkaufen oder an den Bahnhof. Dort ballen sich dann die Roller, die zur Stolperfalle werden können. (Foto: Jana Islinger/)

In Haar gibt es bisher keine Vereinbarung mit der Kommune über einen geregelten Einsatz der Fahrzeuge; also mit Regelungen zu einer Zahl der Scooter oder zu einem abgegrenzten Gebiet, in dem diese abgestellt werden dürfen. Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) kündigte an, sich des Themas annehmen zu wollen. Die Kommunen haben rechtlich keine Handhabe zur Regelung des Einsatzes der Mietroller.

In Unterschleißheim hat man 2022 bereits Erfahrungen gesammelt, als der Anbieter Bird auf freiwilliger Basis mit der Stadt einen Vertrag abgeschlossen und entsprechend Fahrzeuge auf den Straßen stehen hatte. Bird zog sich aus zwei skandinavischen Länden, Deutschland und Unterschleißheim zurück. Nun ist seit April Lime präsent, und es gab wieder auf Basis einer Kooperationsvereinbarung einen dreimonatigen Probebetrieb, den das Unternehmen offenbar als Erfolg verbucht. Die Zahl der Scooter und das Geschäftsgebiet sollen jedenfalls wachsen.

Grünen-Stadtrat Schüssler stolpert als Sehbehinderter regelmäßig über abgestellte Scooter

Für Bernhard Schüssler (Grüne) wird damit ein Ärgernis nur noch größer. Schüssler ist stark sehbeeinträchtigt. Er sagte, "mindestens drei bis fünf Mal in der Woche" stolpere er fast über einen abgestellten E-Scooter. Gerade am Bahnhof stünden oder lägen diese oft quer zum Weg. Bürgermeister Christoph Böck (SPD) pflichtete bei: "Wir können noch nicht zufrieden sein."

Die Stadt strebt deshalb eng abgegrenzte, mit Bodenmarkierungen versehene Abstellflächen an. Diese sollen möglichst vom Gehweg in den Straßenraum verlegt werden. An den Bahnhöfen sind solche Markierungen bereits in Vorbereitung. Weitere sollen folgen. Als Ziel nannte Böck, Mobilitätsstationen zu schaffen, an denen auch Leihräder oder Lastenräder und E-Bikes zu finden wären.

Anm. d. Red.: In einer früheren Version hieß es, Bird habe sich aus Europa zurückgezogen. Tatsächlich gilt das nur für zwei skandinavische Länder und Deutschland.

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