Corona-Demonstrationen:"Jetzt sind wir draußen"

Lesezeit: 2 min

Sehen sich als die klare Mehrheit der Gesellschaft: Teilnehmer der Kundgebung am Montagabend in Unterhaching. (Foto: Sebastian Gabriel)

In Unterhaching setzen 300 Menschen ein Zeichen gegen die gleichzeitigen Spaziergänge von Impfgegnern und rechten Gruppen.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Rund 300 Menschen haben nach Angaben von Polizei und Veranstaltern am Montagabend in der Ortsmitte von Unterhaching für die Einhaltung der Corona-Maßnahmen und Solidarität mit Pflegekräften demonstriert. Mit der Kundgebung, die parteiübergreifend von CSU, Grünen, SPD und FDP unterstützt wurde, folgten sie dem Aufruf der beiden Studenten Michael und Florian Dietrich, den sogenannten Spaziergängen von Impfgegnern ein Zeichen entgegenzusetzen. An den nicht angemeldeten "Spaziergängen", die bereits zum wiederholten Mal in Unterhaching stattfanden und zu denen erstmals auch die rechtsextreme Kleinpartei "Der III. Weg" mit Flugblättern aufgerufen hatte, beteiligten sich nach Polizeiangaben etwa 200 Personen. Die Polizei, die mit einem Großaufgebot im Einsatz war, verhinderte durch Abriegelungen ein Aufeinandertreffen beider Gruppen. Die Impfgegner mussten entlang der Münchner Straße das Ortszentrum umgehen. Es blieb bis weit in den Abend hinein friedlich.

Bei der Kundgebung auf dem Rathausplatz und vor dem Bahnhof positionierten sich zahlreiche prominente Redner deutlich für eine Impfung und die geltenden Corona-Maßnahmen. So appellierte die bayerische Verkehrs- und Bauministerin Kerstin Schreyer (CSU) eindringlich an die Mitbürger ihrer Heimatgemeinde Unterhaching: "Jeder von uns muss einen Beitrag leisten, diese Pandemie zu überwinden." Sie könne nicht verstehen, dass immer noch Menschen glaubten, Corona sei ein Schnupfen. Die Landtagsabgeordnete Natascha Kohnen (SPD) sagte: "Jetzt sind wir draußen." Den Teilnehmern der Gegenseite warf sie vor, diese seien auf einem "Irrweg". Lokalpolitiker aus Unterhaching wie die Zweite Bürgermeisterin Johanna Zapf (Grüne), der CSU-Fraktionschef im Gemeinderat Korbinian Rausch und die SPD-Ortsvereinsvorsitzende Sabine Schmierl wollten deutlich machen, dass viele in der Gemeinde anders denken als die 100 bis 200 Leute, die inzwischen regelmäßig in Unterhaching jeden Montag gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße gehen.

Solidarität mit Pflegekräften: Kabarettist Christian Springer spricht vor dem Rathaus in Unterhaching. (Foto: Sebastian Gabriel)

Auch die Grünen-Landtagsabgeordneten Claudia Köhler und Markus Büchler (beide Grüne) sowie Vertreter und Vertreterinnen mehrerer Fraktionen im Gemeinderat, der Jusos, der Grünen Jugend und der Jungen Liberalen ergriffen das Wort. Neben den politischen Vertretern sprachen außerdem der Kabarettist Christian Springer, der Krankenpfleger Christian Markus und die Ärztin Anna Frangoulis zu den Teilnehmern der angemeldeten Versammlung. Kabarettist Springer sagte unter Applaus: "Wir lassen unsere Demokratie nicht von diesem Haufen kaputt machen." Und an die Adresse der "Spaziergänger": "Es färbt ab, wenn man mit den Braunen mitläuft."

Michael und Florian Dietrich, die beiden Organisatoren der Demo, zeigten sich über den großen Zulauf überrascht. "Wir sind mehr als die anderen", stellte Florian Dietrich zufrieden fest. "Die Gesellschaft ist nicht in zwei gleiche Hälften gespalten."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Corona-Spaziergänge
:Demonstratives Pläuschchen mit Gleichgesinnten

In Unterhaching, Ottobrunn und Haar gehen Gegner der Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung am Montagabend unangemeldet auf die Straße. Die Konfrontation mit der Polizei suchen sie zumindest diesmal nicht.

Von Angela Boschert

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: