Oldtimer:Der Kurzhauber von der Urlaubsinsel

Lesezeit: 2 min

Sven Sykora und Janine Kraft kümmern sich um das alte Unterhachinger Feuerwehrauto. (Foto: Claus Schunk)

Die Unterhachinger Feuerwehr hat ihr 57 Jahre altes Löschgruppenfahrzeug von den Kanaren heimgeholt und restauriert. Nun soll es in einer gläsernen Garage präsentiert werden.

Von Patrik Stäbler, Unterhaching

Nach 23 Jahren treuem Dienst für die Freiwillige Feuerwehr Unterhaching hätte das Löschgruppenfahrzeug 16 einen geruhsamen Feierabend verdient gehabt. Eigentlich. Doch stattdessen begann im Jahr 1988 eine Odyssee für den Mercedes-Benz-Kurzhauber, in deren Verlauf er nicht nur auf mehreren Kanareninseln landete, sondern gleich zweimal zum Schnäppchenpreis von einer Mark und später einem Euro verkauft wurde. Nun aber ist das Feuerwehrauto heimgekehrt nach Unterhaching, um dort seinen Lebensabend zu verbringen - in einer exklusiven Umgebung. Denn nach den Plänen der Wehr soll der liebevoll restaurierte Oldtimer in einer gläsernen Garage ausgestellt werden, an prominenter Stelle vor dem Unterhachinger Feuerwehrhaus.

Zwar steht die Zustimmung des Gemeinderats noch aus, doch bei der Vorberatung im Bauausschuss äußerten sich die Vertreter der großen Fraktionen allesamt positiv über die Pläne. "Ich finde die Idee gut, das an so einer prominenten Stelle zu machen", lobte Stefan König (Grüne). "Damit die Leute, die da vorbeigehen, die Feuerwehr wahrnehmen - was im Moment wegen der vielen Bäume nicht so der Fall ist." Ähnlich äußerte sich Franz Felzmann (CSU), der betonte, dass der geplante Ausstellungspavillon nicht nur der Feuerwehr zugutekomme, "sondern auch den Ort an dieser Stelle attraktiver macht". Und Harald Nottmeyer (SPD) erinnerte an die ohnehin sehenswerte historische Sammlung der Feuerwehr: "Die wird durch das Auto sinnvoll ergänzt."

Jenes Mercedes-Fahrzeug mit seinem Aufbau der Firma Ziegler wurde 1965 von der Feuerwehr in Unterhaching erworben, wo es bis 1988 im Einsatz war. Ein Jahr später verkaufte die Wehr es an die Partnergemeinde Adeje auf der Kanareninsel Teneriffa - für den symbolischen Preis von einer Mark. Dort bekam das Feuerwehrauto einen rot-weißen Anstrich, ehe es bei den Bomberos Voluntarios de Adeje weitere 25 Jahre im Einsatz war. Als diese 2014 ihren Fuhrpark erneuerten, liehen sie das Fahrzeug an die Feuerwehr der Nachbarinsel La Gomera aus. Dort wurde es aufgrund technischer Mängel aber schon im Folgejahr außer Dienst gestellt.

Das Fahrzeug wurde für eine Mark abgegeben und für einen Euro zurückgekauft

Auf La Gomera wäre das LF 16 vermutlich noch länger vor sich hingerostet, hätte im Jahr 2017 anlässlich des 30. Geburtstags der Bomberos Voluntarios de Adeje nicht eine Abordnung aus Unterhaching die Insel Teneriffa besucht. Bei einer Rundfahrt stieß die Gruppe zufällig auf die erste Drehleiter in der Historie ihrer Feuerwehr, die in der Hauptstadt Santa Cruz auf dem Hof der Hauptfeuerwache stand und als Ersatzteillager diente. Der Plan der Unterhachinger, diese Drehleiter zurück in die Heimat zu bringen, zerschlug sich zwar wegen ihres schlechten Zustands.

In der Folge kam man jedoch auf die Idee, stattdessen das alte Löschfahrzeug heimzuholen, das die Feuerwehrleute nach längerer Suche auf La Gomera entdeckten - in einer kleinen, versteckten Fahrzeughalle. Für den ebenfalls symbolischen Preis von einem Euro kaufte man das Gefährt zurück, verschiffte es nach Deutschland und machte sich an die Restaurierung. Ursprünglich sollte diese bis zur 150-Jahr-Feier der Unterhachinger Feuerwehr 2020 fertig sein. Doch dann bremste die Pandemie erst die Arbeiten aus, ehe ihretwegen auch das geplante Fest abgesagt wurde.

Erst im Spätsommer 2020 lief die Restaurierung wieder an. Und nur wenige Monate später - nach mehr als 1500 ehrenamtlichen Arbeitsstunden - erstrahlte das Fahrzeug in altem Glanz, inklusive Mercedesstern an der Motorhaube und dem Gemeindewappen samt historischem Schriftzug auf der Türe. Seither ist das LF 16 wieder im Einsatz - jedoch nicht bei Löscharbeiten, sondern bei Oldtimertreffen und Hochzeiten.

Nun soll das 57 Jahre alte Gefährt also eine angemessene Heimstatt bekommen: einen elf mal fünf Meter großen Pavillon mit Glasfront zur Leipziger Straße hin. Sollte der Gemeinderat nächste Woche wie erwartet dem Projekt zustimmen und die Kosten von 205 000 Euro freigeben, könnten die Bauarbeiten an der Glasgarage noch heuer beginnen. Und im Jahr 2023 würde das rollende Schmuckstück dann seine neue Heimat vor dem Feuerwehrhaus beziehen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: