Unterhaching:Es fehlen 80 Kindergartenplätze

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Für die Kindergärten in Unterhaching gibt es mehr Anmeldungen als Plätze. (Foto: Natalie Neomi Isser)

Weil einige Einrichtungen kein Personal finden, haben Eltern eine Absage erhalten. Im Rathaus geht man davon aus, dass die meisten Mädchen und Buben doch noch einen Platz bekommen.

Von Michael Morosow, Unterhaching

Wenn Eltern Ende April Post vom Rathaus Unterhaching erhalten, steigt bei ihnen die Spannung. Werden sie für ihren Sprössling einen Kindergartenplatz bekommen, oder finden sie ihren Namen auf einer Warteliste wieder?

Bei 80 Eltern machte sich diesmal große Enttäuschung breit. Darunter eine Unterhachinger Mutter, die am 29. April eine Absage im Kuvert vorfand, und nun in drastischer Form der Gemeinde Versagen vorgeworfen und angekündigt hat, den Anspruch auf einen Kindergartenplatz für ihren Sohn notfalls gerichtlich einzuklagen.

Muss sie nicht, wenn man den Darstellungen von Hauptamtsleiter Thomas Portenlänger Glauben schenkt. Es sei wohl so, dass gegenwärtig Plätze fehlen, was dem Personalmangel in privaten und kirchlichen Kindergärten geschuldet sei. Er sei aber guter Dinge, dass wie in den vergangenen Jahren zuvor alle Kinder untergebracht werden können. "Im April und Mai setzt immer das große Zähneknirschen ein, und bis August löst sich dann alles wieder in Wohlgefallen auf", sagt Portenlänger. Ob das im Falle der klagewilligen Mutter so sein wird, bleibt abzuwarten.

Eine Mutter fragt sich, ob sie im Oktober wieder den Dienst antreten kann

"Ich bin als Beamtin seit drei Jahren in Elternzeit und muss zum 14. Oktober, wenn mein Sohn drei wird, wieder den Dienst antreten. Wie das jetzt ohne Kindergartenplatz gehen soll, weiß ich nicht", heißt es in einem Schreiben, das sie an die örtlichen Medien geschickt hat. Darin wirft sie der Gemeinde unter anderem eine jahrelange Fehlplanung und "absoluten Unwillen zur Sicherstellung von Kindergartenplätzen in Unterhaching" vor.

Thomas Portenlänger verwehrt sich gegen diese Vorwürfe. Es sei auch in den vergangenen Jahren am Anfang sehr eng gewesen, am Ende habe sich alles wieder entspannt, sagte der Hauptamtsleiter. Das Problem seien dabei nicht die Kinder, die bis 30. September drei Jahre alt werden und somit einen Rechtsanspruch auf einen Kinderplatz haben. Von diesen "Muss-Kinder", wie sie im Rathaus Unterhaching genannt werden, stehen derzeit 30 auf der Warteliste. Davon bekommen laut dem Hauptamtsleiter in Kürze 20 Kinder "garantiert" einen Platz und die restlichen mit großer Wahrscheinlichkeit binnen eines Monats. Problematisch verhalte es sich, zumindest momentan, bei den 50 "Kann-Kindern", also jenen, die nach dem 30. September drei Jahre alt werden.

Aber auch diese Liste werde nach und nach abgearbeitet, und zwar nach dem Prinzip: Älteres Kind vor jüngerem Kind. Diese Nachrücker profitieren dann etwa vom Wegzug einer Familie oder finden in einem der zeitweise nicht ausgelasteten Kindergärten einen Platz, wenn diese Personal finden und wieder auf Vollbetrieb laufen können.

Dass in Unterhaching das Angebot an Kindergartenplätzen auf Kante genäht ist, verschweigt Portenlänger nicht. Drei Jahrgangsstufen à 225 bis 230 Buben und Mädchen müssen betreut werden, maximal 680 Kindergartenplätze stehen dafür in der Gemeinde zur Verfügung. Die Rechnung ginge also in etwa auf, wenn nicht seit langem schon die kirchlichen und privaten Einrichtungen wegen Personalmangels einige Plätze unbelegt lassen müssten. So etwa der Kindergarten Sankt Korbinian, der für 100 Kinder ausgelegt ist, derzeit aber nur 92 Kinder aufnehmen kann, wenn er sich an den Betreuungsschlüssel eins zu elf hält.

Der Arbeitsmarkt für Erzieherinnen ist leergefegt

Der Arbeitsmarkt für Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen sei leergefegt, gutes Personal zu finden sei äußerst schwierig, berichtet Petra Zieringer, Leiterin des Korbinian-Kindergarten, der wie alle kirchlichen und privaten Kindergärten von der Gemeinde einen Personalzuschuss erhält, der laut Portenlänger in etwa dem Kostenaufwand für eineinhalb Personalstellen entspricht.

Einfach den Betreuungsschlüssel nach oben zu korrigieren, wäre für die Kindereinrichtungen mit spürbaren finanziellen Einbußen verbunden, erklärt der Hauptamtsleiter. Wer einen schlechteren Personalschlüssel vorweise, für den fielen sowohl der Staatszuschuss als auch der kommunale Zuschuss weg. Dieser beträgt jährlich je 1048 Euro pro Kind bei einer Betreuungszeit von täglich fünf Stunden.

Das Thema wird in der Sitzung des Kultur- und Sozialausschusses des Unterhachinger Gemeinderats am 8. Juni auf dem Tisch landen, dabei werde die aktuelle Situation besprochen werden, sagte Rathaussprecher Simon Hötzl.

© SZ vom 11.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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