Spielvereinigung Unterhaching:Eine Saison Regionalliga wäre kein Beinbruch

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Leidgeprüft: Klubpräsident Manfred Schwabl nach der 0:1-Niederlage der Spielvereinigung Unterhaching gegen den FC Ingolstadt im eigenen Stadion am vergangenen Samstag. (Foto: Claus Schunk)

Der Fußball-Drittligist will trotz der aktuellen sportlichen Krise seiner Philosophie treu bleiben und auf den Nachwuchs setzen. Auch im Fall eines Abstiegs sind laut Präsident Schwabl keine Arbeitsplätze gefährdet.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Acht Spiele ohne Sieg, nur ein Punkt aus sieben Partien im Kalenderjahr 2021: Bei den meisten Profifußallklubs, die eine solche Bilanz aufweisen, würden längst die Alarmglocken schrillen. Nicht so beim Drittligisten Spielvereinigung Unterhaching. Trainer Arie van Lent und sein Stab stehen in keiner Weise zur Debatte, das hat Präsident Manfred Schwabl zuletzt immer wieder betont.

Man würde, so der große Macher im Verein, in der aktuellen Konstellation auch in die Regionalliga gehen. "Aber ich will schon klarstellen, dass wir alle alles reinhauen, damit wir es packen", sagt Schwabl. Dennoch stellt sich die Frage, welche Konsequenzen ein Absturz in die Amateurklasse für den Verein hätte, für Angestellte, Infrastruktur, die Aktiengesellschaft und nicht zuletzt für den Kauf des Stadions, den die SpVgg im Sommer 2020 mit der Gemeinde festgezurrt hatte.

Klubboss Schwabl will sich von der aktuellen sportlichen Talfahrt überhaupt nicht beirren lassen: "Die wirtschaftliche Stabilität steht über allen anderen Dingen", wiederholt er gebetsmühlenartig. Die Corona-Krise habe ihm die Augen geöffnet: Es gehe nicht darum, auf Teufel komm raus und mit Harakiri alles auf den Aufstieg in die zweite Liga zu setzen. "Viel wichtiger ist es, das Grundfundament des Vereins zu sichern und damit Arbeitsplätze langfristig zu erhalten."

Deshalb werde der Kurs, voll auf die Jugend zu setzen, konsequent verfolgt und würde im Falle des Abstiegs noch mehr zum Tragen kommen: "Wie bei unserem letzten Abstieg vor sechs Jahren würden wir dann das Nachwuchsleistungszentrum zusätzlich forcieren", sagt Schwabl, der Entlassungen in der Geschäftsstelle ausschließt: "Sicherlich würde es in diesem Fall Veränderungen in unserem Kader geben, sonst aber nicht, ich möchte die aktuell tolle Konstellation nicht aufs Spiel setzen." Er habe ein topmotiviertes junges Team von Mitarbeitern, mit dem er weiterarbeiten wolle, sagt Schwabl. "Und das Marketing ist ohnehin an eine externe Firma ausgelagert."

Ein lukrativer Transfer schafft Spielräume

Für seinen Kurs erhalte er viel Rückendeckung, und zwar gleichermaßen von Fans, dem Aufsichtsrat sowie von Sponsoren und Aktionären, sagt Schwabl. "Und das ist bemerkenswert für einen Verein, der sportlich am Wanken ist", betont der 54-Jährige. Zuletzt hatte man sich einen gewissen finanziellen Spielraum geschaffen, indem man den ehemaligen U-20-Nationaltorwart Nico Mantl an den österreichischen Meister FC Red Bull Salzburg verkaufte. Über die Ablösesumme wurde Stillschweigen vereinbart, sie soll bei rund zwei Millionen Euro liegen, plus Gewinnbeteiligung für den Fall, dass Mantl eines Tages weiterverkauft wird.

Den Transfer bezeichnete Schwabl als alternativlos, denn Corona habe nicht nur die Ausfälle der Zuschauereinnahmen zur Folge gehabt, sondern auch die Veräußerung weiterer Aktien blockiert: Eine Kapitalaufstockung, die für den Sommer geplant war, hat bisher noch nicht erfolgen können.

Das ist auch der Grund, wieso die SpVgg im Gegensatz zu einigen Ligakonkurrenten, die im Januar personell massiv nachgerüstet haben, auch dann defensiv geblieben wäre, wenn man nicht auf die Jugend setzen würde: "Wir hätten wegen der Lizenzauflagen gar keine Neuzugänge holen können", sagt Schwabl. Einzig Jo Coppens, der Mantl im Tor ersetzt, kam ablösefrei zur SpVgg.

Der Stadionausbau muss warten

Was das Stadion angeht, gebe es auch im Falle eines Abstiegs keine Probleme: "Das ist eine eigene Finanzierungsschiene, die völlig unabhängig läuft", sagt Schwabl, ohne ins Detail zu gehen. Die Grundaussage aber ist klar: Die Zahlung der Rate und der Zinsen für den Kredit kann sich der Klub auch in Liga vier noch leisten.

Im Sommer hatte die SpVgg der Gemeinde die Arena für 3,3 Millionen Euro abgekauft. Der angedachte Umbau des Stadions zu einer komplett überdachten Eventarena mit vermietbaren Räumlichkeiten in der Geschäftsstelle muss allerdings noch warten. "Runter vom Gas und mit Weitblick planen", sagt Schwabl.

Vielmehr gehe es darum, die regionale Verwurzelung, etwa durch soziale Projekte im Ort, weiter zu stärken. Erst vor kurzem hatte die SpVgg der Freiwilligen Feuerwehr eine Geldspende übergeben, weil die alljährliche Sammelaktion der Feuerwehrler in der Gemeinde heuer wegen Corona ausfallen musste.

© SZ vom 03.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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