Unterföhring:Protest gegen neues Kraftwerk

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So etwas bekommt man in Unterföhring auch nicht alle Tage vor die Kamera: Am Freitagmorgen demonstrieren Gegner eines neuen Kraftwerks gegen die Pläne der Münchner Stadtwerke. (Foto: Robert Haas)

Klimaschützer und besorgte Bürger demonstrieren gegen die Pläne der Stadtwerke München.

Von Anna Lea Jakobs, Unterföhring

Als Protestsymbol trägt Klaus von Birgelen einen weißen Bauarbeiterhelm, auf den er eigentlich noch "No gas" schreiben wollte. Neben dem Mitglied des Bürgerbegehrens "Raus aus der Steinkohle" haben sich am Freitagmorgen etwa 40 weitere Menschen vor dem Heizkraftwerk Nord in Unterföhring versammelt, um gegen das geplante Gaskraftwerk zu demonstrieren, mit denen die Stadtwerke den Kohleblock nach dessen Abschaltung Ende 2022 ersetzen wollen.

Viele kommen von Klimaschutzorganisationen wie der Student Stephan Moor, der für "Students for Future" aktiv ist. Er kritisiert die "Misswirtschaft" der Stadtwerke München. Aber auch besorgte Unterföhringer, die sich gegen die Planungen der Stadtwerke in ihrer Nachbarschaft stellen, und Politiker wie der Dritte Bürgermeister, der Grüne Johannes Mecke, sind dabei. Durch ein Megafon ertönt Meckes Stimme, der passend zu seiner Partei einen grünen Schal trägt. Kurz dürfen die Redner ihre FFP2-Masken abnehmen. Eine Polizeistreife ist zur Stelle und kontrolliert die Einhaltung der Hygienerichtlinien.

Nach Mecke spricht Markus Raschke, der sich wie Birgelen bei "Raus aus der Steinkohle" engagiert. Er betont, dass die Münchner sich in einem Bürgerentscheid gegen das Kraftwerk ausgesprochen hätten und dass dieses Nein von den Stadtwerken zu akzeptieren sei. "Von wegen 100 Prozent erneuerbare Energien", bezieht sich Raschke auf eine Werbung der Stadtwerke, mit der diese in der Vergangenheit ihre angebliche Klimafreundlichkeit angepriesen hat.

Laut Helmut Paschlau von der Münchner Umwelt-Akademie ist der Bau des Gaskraftwerks weder nötig noch genehmigungsfähig noch klimapolitisch verantwortbar. 22 schwarze Luftballons untermauern diese These. Sie stehen für die 22,5 Millionen Tonnen an Kohlendioxid, die bei einem 30-jährigen Betrieb der Gasanlage anfallen würden. Nach etwa 40 Minuten löst sich die Menschenmenge langsam auf, eine Frau springt auf ihr Fahrrad und weitere Grüppchen machen sich auf den Weg zur zweiten Kundgebung am Münchner Marienplatz. Die Organisatoren zeigen sich zufrieden mit der Demonstration. Markus Raschke erlebte die Stimmung als sehr friedlich, aber dennoch kraftvoll. "In den Reden hat man viel Emotion und eine kämpferische Einstellung herausgehört."

© SZ vom 30.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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:Luftballons gegen das Gaskraftwerk

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