Kommunalfinanzen:Die Gewerbesteuer fehlt

Lesezeit: 2 min

Die Gewerbesteuereinnahmen sprudeln derzeit nicht so wie der Brunnen vor dem Taufkirchner Rathaus auf diesem Bild. (Foto: Claus Schunk)

In der Hoffnung auf neue Firmen hat Taufkirchen den Hebesatz gesenkt. Die Aufstellung des aktuellen Haushalts gestaltet sich deshalb schwierig.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Es ist eine Wette auf die Zukunft - mit ungewissem Ausgang. Zu Jahresbeginn hat die Gemeinde Taufkirchen ihren Gewerbesteuer-Hebesatz von 310 auf 250 Prozent gesenkt, mithin fast das Niveau des als Steuerparadies verschrienen Grünwald, wo er bei 240 liegt. Begleitet wird dieser Schritt von der Hoffnung, dass die günstigen Konditionen attraktive Firmen anlocken, was zu höheren Steuereinnahmen führen könnte. Bis es so weit ist, dürfte es aber noch dauern. Und um diese Durststrecke zu überstehen, hat die Gemeinde vorgesorgt - in Form von gut sechs Millionen Euro, die Taufkirchen aktuell auf der hohen Kante hat.

Dieses Polster wird jedoch im Laufe des Jahres nahezu vollständig schmelzen. Das sagt zumindest der Haushalt 2024 voraus, den der Gemeinderat nun mit großer Mehrheit verabschiedet hat. So sieht das Zahlenwerk eine Rücklagenentnahme von 5,5 Millionen Euro vor; hinzu sollen auf der Einnahmenseite satte 26 Millionen Euro aus Grundstücksverkäufen und 2,3 Millionen Euro durch neue Kredite kommen. "Es war diesmal nicht leicht, den Haushalt aufzustellen, weil wir im laufenden Betrieb ein Defizit von vier Millionen Euro haben", sagt Kämmerer Jan Gradl. "Aber wir gehen davon aus, dass es in den Folgejahren wieder besser aussieht."

Münchner Umland-Newsletter
:SZ Gerne draußen!

Die besten Geschichten, spannende Menschen und Veranstaltungen für Groß und Klein in den Landkreisen rund um München und darüber hinaus - immer donnerstags in unserem kostenlosen Newsletter.

Für das aktuelle Minus macht Gradl vornehmlich zwei Dinge verantwortlich. Zum einen die auf 16 Millionen Euro gestiegene Kreisumlage, was in etwa den Überweisungen der in Taufkirchen ansässigen Firmen ans Rathaus entspricht. "Das heißt, dass wir die kompletten Einnahmen aus der Gewerbesteuer direkt an den Mariahilfplatz weiterreichen können", sagt der Kämmerer mit Blick auf den Sitz des Landratsamts. Zum anderen rechnet Gradl heuer nur mit 16,8 Millionen Euro Gewerbesteuereinnahmen - zwei Millionen Euro weniger als 2023. Und dennoch ist er überzeugt, dass die Senkung des Hebesatzes der richtige Schritt gewesen ist. "Es zeigt sich schon jetzt, dass wir damit Erfolg haben. Es sind mehrere Firmen zu uns gekommen, und wir verzeichnen weiterhin viele Anfragen."

Zugleich registriert Jan Gradl bei der Gewerbesteuer eine zunehmende "Konkurrenzsituation" mit den Nachbarorten. So verlangt Oberhaching bereits seit 2017 jene 250 Prozent, die nun auch Taufkirchen aufruft. In Ottobrunn dagegen sind es 340 Prozent. "Da wundern sich die Firmen im Gewerbegebiet natürlich, wenn sie nur ein paar Meter über die Straße gehen und plötzlich deutlich mehr Steuern zahlen", sagt Gradl. Derweil beträgt der Hebesatz in Unterhaching 295 Prozent - noch. Denn wie sich in der jüngsten Haushaltsdebatte zeigte, stehen mehrere Gemeinderatsfraktionen einer Reduzierung offen gegenüber.

Abfall- und Müllgebühren sollen steigen

In Taufkirchen jedenfalls spricht der Kämmerer betont positiv über die Absenkung. Dennoch steht die Gemeinde finanziell weiter vor Herausforderungen. Nicht zuletzt die steigenden Personalkosten - hier liegt der Ansatz 2024 bei 10,3 Millionen Euro - könnten dazu führen, dass die Menschen in Taufkirchen demnächst tiefer in die Tasche greifen müssen. So wird es laut Gradl bei der Abfall- und Friedhofsgebühr sowie vermutlich auch bei der Grundsteuer "Bewegungen geben, die nicht schön sind".

Doch die Gemeinde sei nun mal auf diese Einkünfte angewiesen - ebenso wie im Vermögenshaushalt auf den Verkauf von Grundstücken. Schließlich stehen in diesem Jahr erneut große Investitionen an, allen voran knapp 26 Millionen Euro für Baumaßnahmen. Allein für die neue Mittelschule sind heuer 3,8 Millionen Euro eingeplant; dazu kommen 3,5 Millionen Euro für den Geh- und Radweg an der Tegernseer Landstraße sowie drei Millionen Euro für den Neubau des Kinderhauses Am Wald.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusWindenergie
:Eine Schneise der Veränderung

Im Hofoldinger Forst sind die Flächen für drei Windräder gerodet. Auch wenn von den 35 000 Quadratmetern ein Großteil wieder aufgeforstet wird, vermittelt ein Ausflug in den Wald einen Eindruck davon, welche Spuren die Energiewende hinterlässt.

Von Martin Mühlfenzl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: