Taufkirchen:So ein Blech

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Die Freunde des Starkbieranstichs in Taufkirchen müssen jetzt stark sein: Für Ritter Blech alias Michael Müller gibt keinen Nachfolger. (Foto: Claus Schunk)

Weil sich kein Nachfolger für Michael Müller als Krügelredner beim Starkbierfest findet, fällt das Derblecken der örtlichen Politprominenz heuer aus. Stattdessen tritt der Münchner Kabarettist Christian Springer beim Anstich am 2. März auf.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Die Suche der Freunde des Wolfschneiderhofes in Taufkirchen nach einem tapferen Ritter ist erfolglos geblieben. Und so muss der traditionelle Starkbieranstich des Vereins am 2. März dieses Mal ohne Derblecken auskommen. Schon im Vorjahr hatte Michael Müller angekündigt, dass er nach acht Auftritten nicht mehr in die Rolle des Ritters Blech von Hilprandingen schlüpfen werde, um die örtliche Politprominenz mit spitzer Zunge aufs Korn zu nehmen. Als Begründung führte er sein 2020 angetretenes Amt als Gemeindeheimatpfleger an, das viel Zeit beanspruche und sich nur bedingt mit der Rolle als Krügelredner vertrage. In der Folge hätten die Wolfschneiderhof-Freunde nach einem Nachfolger gesucht, berichtet Vorsitzender Helmut Rösch - jedoch vergeblich.

Komplett auf Spitzen gegen die Politik verzichten müssen die Gäste beim Starkbieranstich im Kultur- und Kongresszentrum indes nicht. So wird Kabarettist Christian Springer an diesem Abend auftreten und dabei wohl auch gegen die Mächtigen im Freistaat austeilen, jedoch ohne den Blick auf die Geschehnisse im Ort zu werfen. Oder vereinfacht ausgedrückt: Statt Sander wird Söder abgewatscht - also Bayerns Ministerpräsident und nicht mehr Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei), der bis dato zuverlässig in der Krügelrede des Ritters Blech auftauchte.

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Viele Besucherinnen und Besucher werden diese Abkehr von der lokalen Politik bedauern. Und auch Helmut Rösch räumt ein: "Das war ja unsere ursprüngliche Idee: dass jemand eine Rede hält ähnlich wie im Mittelalter der Narr am Hof, der alles sagen konnte." Wobei sich über die Jahre gezeigt habe, so der Vereinschef, "dass die Politiker ein erstaunlich dünnes Fell haben". Michael Müller sei die Gratwanderung zwischen Humor und Schärfe stets gut gelungen, findet Rösch. "Man braucht da schon viel Fingerspitzengefühl, dass man bestimmte Dinge anprangert, ohne jemanden zu verletzen." Einen Nachfolger mit diesem Talent habe der Verein nicht finden können, bedauert der Vorsitzende. Er hofft nun, "dass sich vielleicht noch jemand Jüngeres meldet, der das in Zukunft machen will".

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Heuer jedoch wird im Ritter-Hilprand-Hof erst mal nicht derbleckt; stattdessen tritt unter anderem der Münchner Kabarettist Springer auf. Dieser sei bislang noch nie in Taufkirchen auf der Bühne gestanden, sagt Rösch. "Das passt also ganz gut." Noch gibt es laut dem Vorsitzenden einige Karten ab 15 Euro, die über den Förderverein oder das Kultur- und Kongresszentrum bezogen werden können.

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